Waffenschmuggel
machen.
Ihm war klar, vorerst berechtigte seine Entdeckung nur zu etwas größerer Hoffnung; natürlich wäre es angenehm gewesen, sich den Wert dieser Dinge in barem Geld vorzustellen, aber Werte, die, wenn überhaupt, erst in ferner Zukunft umgemünzt werden konnten, waren bedeutungslos. Was in nächster Zeit zählen würde, war diese Hoffnung: und wenn sie ihm die Kraft geben sollte, weiterhin ruhig die Fachzeitschriften für das Verkehrsgewerbe zu lesen, in seinen Katalogen zu blättern, hypothetische Fahrpläne zu verbessern und Mr. Wright wie bisher treu zu dienen, kurz und gut, wenn er geduldig und verschwiegen blieb, dann konnte er vielleicht eines Tages sein Ziel erreichen.
5
Drei Jahre wartete er geduldig und unauffällig.
Zu Anfang war es ihm verhältnismäßig leichtgefallen. Es gab genug praktische Dinge, um die er sich kümmern mußte.
Zunächst reinigte er das Gewehr, das abgefeuert worden war, und fettete es gründlich ein. Dann durchdachte er die mit der langfristigen Erhaltung und Lagerung verbundenen Probleme. Bald würde der Monsunregen einsetzen, und das Bambusdach war nicht wasserdicht.
Er beschloß, die Hütte umzubauen. Eines Sonntags schaffte er alle Kisten nach draußen und legte den Boden mit Bambus aus, damit die Luft genügend zirkulieren konnte. Darüber breitete er eine schwere Zeltplane, die er aus der Plantage entwendet hatte, und stapelte die Kisten darauf. Eine weitere Zeltplane, die mit Draht festgebunden wurde, deckte sie ab. Mit einer dritten verstärkte er das Dach. Auch die Bambusmatten besserte er aus.
Von da an ging er nur noch einmal im Monat hin, um sich zu vergewissern, daß alles in Ordnung war. Er wäre öfter hingegangen, wenn er sich auf sich selbst hätte verlassen können; aber zu seiner eigenen Überraschung hatte er festgestellt, daß er die Geduld leichter bewahren konnte als das Stillschweigen.
Trotz aller Vorsätze fiel es ihm schwer, von dem, was sich im Versteck befand, keine Bestandsaufnahme zu machen, die er in seinem Metallkoffer verwahren könnte. Er wußte, daß es voreilig und sinnlos wäre, eine solche Liste anzulegen. Er wußte, daß seine Lügen nicht überzeugend sein würden, falls Mr. Wright durch irgendeinen Zufall das Dokument zu sehen bekäme. Und doch ließ die Versuchung nicht nach. Zudem hatte sich ein unsinniges Verlangen gemeldet, Sumitra ins Vertrauen zu ziehen, ihre Bewunderung und Anbetung einzuheimsen und ihrer beider Zukunft noch fester miteinander zu verknüpfen. Er wußte, daß sie es bestimmt ihrer Mutter erzählen würde, die es dem Vater sagen würde, der an der Bank in Bukit Amphu arbeitete und ein notorisches Klatschmaul war; trotzdem hatte auch diese Versuchung nicht aufgehört, ihn zu quälen.
Im zweiten Jahr hatte er anderen Kummer. Seine Mutter starb, und an zwei der Kisten, die auf der unteren Zeltbahn standen, hatten sich die Termiten herangemacht. Glücklicherweise bemerkte er es rechtzeitig und konnte den Schaden noch beheben. Die Munitionskisten waren aus Metall, und nachdem er ihnen einen dicken Isolieranstrich gegeben hatte, stellte er sie zuunterst. Die beschädigten Kisten besserte er mit Teakholzstreifen aus und bespritzte alle Holzbehälter mit einer starken Benzin-Hexachlorid-Lösung.
Das zweite Jahr ging vorüber und das dritte. General Templers Politik, die Mitarbeit und den guten Willen der Bewohner von Malaya zu gewinnen und sie in die Abwehrfront gegen die Terroristen einzureihen, war erfolgreich; und im Verlauf dieser Entwicklung wurden die Ausgehbeschränkungen aufgehoben und die Straßensperren beseitigt. Gegenden, die frei von Terroristen waren, wurden als › weiß‹ erklärt und die Einschränkungen, die den ungeschützten Waren- und Personentransport betrafen, aufgehoben.
Einen Tag nachdem die Provinz, in der er arbeitete, als ›weiß‹ erklärt wurde, schrieb Girija nach England, um einen Duskarosserien-Katalog zu bestellen. Am darauffolgenden Sonntag ging er zum Versteck und verbrachte dort zwei der: glücklichsten Stunden seines Lebens, indem er Inventur machte.
ZWEITES KAPITEL
1
Wenn die Gummiplantagen im Pangkalan-Distrikt Latex zu verladen hatten, benachrichtigten sie meistens die Anglo-Malaiische Transportgesellschaft in der Hafenstadt Kuala Pangkalan. Die Gesellschaft schickte dann ihre Lastwagen auf die Reise, um den Latex abzuholen, zeitweilig in ihren Speichern zu lagern und ihn schließlich, wenn aus Singapur die Anweisungen dazu eingetroffen waren, auf einer ihrer großen
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