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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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unverdientes Kompliment.«
    »Mein Freund wußte niemanden zu nennen«, fuhr Girija fort, »dessen Rat in dieser Angelegenheit von gleich unschätzbarem Wert sein würde.«
    »Ihr Freund?« Das verwirrte Mr. Tan erneut und machte ihn infolgedessen auch ein wenig ärgerlich; aber sein Tonfall blieb höflich.
    »Sie kennen ihn nicht, Sir«, sagte Girija. »Und er weiß nur von Ihrem hervorragenden Ruf. Als ich ihm sagte, daß ich in dieser wichtigen Angelegenheit, die ihn so sehr bedrängt, Ihren Rat einholen wollte, bat er mich, seinen Namen nicht zu nennen. Die Sache ist sehr vertraulich.«
    »Das sind die meisten geschäftlichen Dinge«, sagte Mr. Tan trocken. Er nahm an, daß ›vertraulich‹ in diesem Zusammenhang wahrscheinlich soviel wie ›kriminell‹ bedeuten sollte.
    Girijas Lächeln wurde unsicher. Zum erstenmal sah Mr. Tan, daß er sich in seiner Haut nicht wohl zu fühlen schien, und entschloß sich, ihm mit einem aufmunternden Wort zur Hilfe zu kommen. Es wäre ärgerlich, wenn der Mann es mit der Angst bekäme und fortginge, ohne den Zweck seines Besuches verraten zu haben.
    »Wenn Ihr Freund meine Klugheit so hoch schätzt«, bemerkte er, »dann muß er auch meine Verschwiegenheit voraussetzen.«
    Girijas Lächeln entkrampfte sich, und seine Augen begegneten Mr. Tans Blick. »Selbstverständlich. Aber er ist ein nervöser Mann. Sie werden verstehen, warum, sobald ich Ihnen alles erkläre.« Er machte eine Pause, um sich seine Worte zu überlegen, bevor er fortfuhr. »Während des Ausnahmezustandes vor ein paar Jahren, als die Terroristen von Norden her Waffen einschmuggelten, hat mein Freund einige von diesen Waffen – Gewehre, Karabiner, Maschinengewehre, Munition – gefunden.« Er hob den Blick, um zu sehen, wie Mr. Tan das aufnahm.
    Mr. Tan lächelte schwach. »Und dann hat er sie der Polizei übergeben?«
    »Das ist es, was er wahrscheinlich hätte tun sollen.« Girija zuckte die Achseln. »Aber, wie ich schon sagte, mein Freund ist ein nervöser Mann. Er wollte keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Damals schien es das beste zu sein, nichts zu unternehmen. Jetzt ist er in einer schwierigen Lage.«
    »Ja?«
    »Mein Freund braucht Geld. Da fielen ihm diese Waffen ein. Wenn er der Polizei jetzt davon erzählte, würde man ihn ausfragen und ihm Ärger bereiten. Ließe sich aber ein Käufer finden, so könnte er seine Schulden bezahlen und niemand wäre geschädigt. Der Ausnahmezustand ist aufgehoben. Ärger könnte daraus nicht entstehen, und mein Freund hätte seinen Vorteil.«
    Mr. Tan saß reglos da. »Sie wollen, daß ich Ihrem Freund einen Rat gebe?«
    Girija nickte. »Das ist es, was er sich erhofft hat, Sir. Ja.«
    »Er sollte die Angelegenheit dennoch der Polizei melden. Es wäre ganz falsch, wenn er die Waffen zu verkaufen versuchte. Daß er sie vor langer Zeit gefunden hat, braucht er ja nicht zu sagen, aber zur Polizei gehen sollte er auf jeden Fall.«
    Girija streckte die Hände aus. »Aber mein Freund hat Schulden, Sir.«
    »Es ist besser, zu einem Geldverleiher zu gehen als eine Gefängnisstrafe zu riskieren.«
    Girija lächelte triumphierend. »Das ist genau der gleiche Rat, den ich ihm gegeben habe. Für ein paar hundert Dollar eine Gefängnisstrafe riskieren, das tut nur ein Narr. Das habe ich ihm gesagt.«
    Mr. Tan zögerte. Diese Zustimmung machte ihn stutzig. Er fühlte instinktiv, daß er die Unterhaltung irgendwann und irgendwie falsch gehandhabt hatte. Er wußte, daß ihm nur noch eine einzige Frage übrig blieb, und daß er sich, wenn er sie stellte, als der weniger gewitzte Gesprächspartner erwiesen hätte. Aber er wußte auch, daß seine Neugier befriedigt werden mußte. Er nahm die Erniedrigung in Kauf.
    »Und was hat er geantwortet?« fragte er.
    Girijas Hand fuhr zu der Reihe von Kugelschreibern in seiner Hemdtasche hinauf und zog ein gefaltetes Blatt Papier hervor. Er glättete es und reichte es über den Tisch.
    »Dieses Papier, Sir«, sagte er, »mein Freund gab mir dieses Papier.«
    Mr. Tan nahm das Blatt, breitete es vor sich auf dem Tisch aus und blickte darauf. Es war eine mit der Maschine geschriebene Liste, über der das Wort ›Inventur‹ stand. Er las weiter:

    Anmerkung: Alle Waren in fabrikneuem Zustand und Originalverpackung – Behälter etc.
    Preise: Alle Preise frei ab Nähe Kuala Pangkalan.
    Zahlungsbedingungen: Einzelposten unterliegen einem Preisaufschlag von 20%.
    Mr. Tan blickte auf.
    »Sie verstehen, Sir«, sagte Girija sanft. »Ich habe mich

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