Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
Vom Netzwerk:
Singapur eintreffen würde, um den Bedarf seines Omnibusparks an Ort und Stelle persönlich mit ihm durchzusprechen. Wochenlang war Girija voller Angst vor Mr. Beldens drohender Ankunft ins Büro seines Onkels gegangen und hatte sich vor den beschämenden Szenen gefürchtet, die sich abspielen mußten, sobald die Wahrheit herauskam. Aber Mr. Belden war niemals eingetroffen, und nach einer gewissen Zeit hatte Girija den einzig richtigen Schluß daraus gezogen. Mr. Belden mußte sich über die Finanzlage seines Kunden informiert und beschlossen haben, keine Zeit an ihn zu verschwenden.
    Seine Vorsicht war verständlich. Der billigste Vierundzwanzigsitzer kostete zur Zeit mehr als 3000 Pfund; also fast doppelt soviel wie der billigste Bus, der im Katalog von 1937 aufgeführt war. Eines aber hatte Girija im neuen Katalog besonders interessiert: der Auszug aus einem Artikel, der einer Fachzeitschrift für Straßenverkehrsmittel entnommen war. Er fand heraus, daß die Zeitschrift in Singapur erhältlich war, und wurde Abonnent. Diese Lektüre machte ihn mit den wirtschaftlichen Problemen öffentlicher Verkehrsbetriebe vertraut. Als er die Stellung bei Mr. Wright antrat, hatte er bereits eine recht klare Vorstellung von der Möglichkeit, seinen Traum zu verwirklichen. Falls er sich nicht ein Betriebskapital von mindestens zwanzigtausend Dollar (Straits) verschaffte, waren seine Chancen, einen Überland-Busverkehr in bescheidenem Umfang aufnehmen zu können, gleich Null.
3
    Girija wohnte auf der Plantage in einem Einzimmer- Atap -Haus, das ihm von einem der im Wrightschen Haushalt beschäftigten Diener saubergehalten wurde. In dem etwa sechs Meilen entfernten Dorf lebten indische Familien, die seiner eigenen Kaste angehörten; sonntags radelte er zum Frühstück hinüber. In einer der Familien gab es eine hübsche Tochter – Sumitra –, die er eines Tages zu heiraten gedachte. In der Woche jedoch zwang ihn das Ausgehverbot, zu Hause zu bleiben, und dort bereitete er sich seine Mahlzeiten selber. Manchmal ging er nach dem Abendessen ins Büro zurück, um vor dem Zubettgehen noch etwas zu arbeiten; an anderen Abenden stellte er Radio Malaya an, las und träumte.
    An jenem Tag, an dem der Feuerüberfall stattgefunden hatte, blieb er abends länger im Büro, um die Zeit, die ihn das Begräbniskommando gekostet hatte, wieder aufzuholen. Am nächsten Morgen würde er mit Mr. Wright zur Bank nach Bukit Amphu fahren, um den Scheck für die Wochenlöhne einzulösen, und er hatte die Kontrollkarten noch nicht fertig ausgefüllt.
    Diese Arbeit erforderte Sorgfalt und Konzentration, und er war froh darüber, denn so wurde der Augenblick hinausgeschoben, in dem sich jene gefährlichen Gedanken wieder einstellen würden, die ihm am Morgen gekommen waren. Was er selber am Ort der Kampfhandlung beobachtet hatte und was er sich von den beiden Zapfern hatte erzählen lassen, versetzte ihn in die Lage, sich ein einigermaßen zutreffendes Bild von den letzten Tagen der toten Männer zu machen.
    Sie waren erst kürzlich aus dem Norden hierher gekommen und noch ziemlich unerfahren gewesen. Davon war er überzeugt. Allein schon die Tatsache, daß sie den bequemen Weg durch das ausgetrocknete Flußtal benutzt hatten, bewies es. Zugegeben, sie hatten eine Menge zu schleppen gehabt, aber das entschuldigte noch nicht ihre Unvorsichtigkeit. In einer Gegend, wo britische Patrouillen durch die R.A.F. versorgt wurden – ein Umstand, der ihnen kaum verborgen geblieben sein konnte –, hatten sie es nicht einmal für nötig befunden, Späher auszusenden, um den Weg zu erkunden; sie waren geschlossen in die Falle marschiert.
    Der Leutnant meinte, sie seien unterwegs gewesen, um die Hauptstraße zu verminen. Girija war anderer Ansicht. Die Munitionsmengen, die sie mit sich führten, standen zu einem solchen Unternehmen in gar keinem Verhältnis. Und wenn sie sich tatsächlich so weit von ihrem Stützpunkt entfernt hätten, wie sollte man sich dann das Fehlen von Kochgeräten und Verpflegung erklären? Dafür konnte es, Girijas Meinung nach, nur eine einzige Erklärung geben: Was die Patrouille des Leutnants da abgefangen hatte, mußte eine Nachschubkolonne gewesen sein, unterwegs, um weiter südlich operierende Banden mit Minen und Munition zu versorgen.
    Als Girija an diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen war, begann sein Herz schneller zu schlagen, und er spürte ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube. Wenn seine Vermutungen zutrafen, dann

Weitere Kostenlose Bücher