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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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ich Sie sprechen möchte. Heutzutage sind mehr Amerikaner als je zuvor auf Reisen. Unser New Yorker Büro macht eine Umfrage über die Schwierigkeiten, die ihnen unterwegs begegnen, über das, was ihnen gefällt, was ihnen mißfällt und so weiter. Wir erwischen nicht viele Amerikaner, die hier in Singapur die Reise unterbrechen. Ich wäre Ihnen also dankbar, wenn Sie die Zeit erübrigen könnten.«
    »Okay, wenn Sie glauben, daß es sich für Sie lohnt. Was schlagen Sie vor?«
    »Tja, warten Sie mal … Haben Sie schon zum Lunch etwas vor?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Dann kommen Sie doch mit Ihrer Frau in den Amerikanischen Club.«
    »Nun, das ist sehr freundlich von Ihnen, aber …«
    » Mr. Nilsen, ich muß von Zeit zu Zeit wenigstens den Versuch machen, die Existenz meines Spesenkontos zu rechtfertigen.«
    Greg lachte. »Gut, Mr. Harvey.«
    »Also dann um halb eins. Ich schicke Ihnen den Geschäftswagen.«
    »Ich kann mir ein Taxi nehmen.«
    »Sparen Sie sich die Mühe. Der Wagen holt Sie um halb eins ab.«
    Greg informierte Dorothy über den Inhalt des Gesprächs.
    »Ist das nicht etwas ungewöhnlich?« meinte sie. »Warum kommt er nicht einfach hierher?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist das die in Singapur übliche Art, Leute zu interviewen.«
    Lane Harvey war ein Mann von etwa Vierzig mit ungesunder Hautfarbe, zurückweichendem Haaransatz und schläfrigen Augen. Er sprach langsam und bedächtig, als stünde er unter irgendeinem Druck, den er zu vergessen suchte, oder als lausche er die ganze Zeit der Stimme eines Arztes, die ihn aufforderte, sich zu entspannen, andernfalls er schlimme Folgen zu gewärtigen habe.
    »Für einen Berichterstatter ist hier Sibirien«, sagte er. »Politisch gesehen ist Südostasien eine der wichtigsten Gegenden der Welt. In Vietnam, in Laos, Kambodscha, Thailand, Sumatra, Java, auf den Inseln, überall wird Geschichte gemacht. Überall um uns herum. Aber nicht in Singapur. Wir sind hier im windstillen Zentrum des Taifuns.«
    »Dann haben Sie also nichts weiter zu tun als amerikanische Touristen zu interviewen«, sagt Dorothy. »Das ist ja eine Schande.«
    Lane Harvey lächelte. »Ich will Ihnen ein Geheimnis verraten, Mrs. Nilsen. Es ist gemütlicher hier als in diesen anderen Gegenden, und ich habe es gern gemütlich. Aber ein amerikanischer Korrespondent, der sich nicht darüber beklagt, daß er die Unbequemlichkeiten und Gefahren der Kampflinie entbehren muß, verstößt gegen seine Berufsehre.« Er gab dem Kellner ein Zeichen, ihnen weitere Drinks zu bringen. »Aber jetzt erzählen Sie mir von Ihrer Reise.«
    Greg begann das zu tun. Lane Harvey hörte aufmerksam zu, er nickte dann und wann verständnisvoll, stellte aber keine Fragen. Nach ein paar Minuten begann Greg der gleichmäßige Tonfall seiner eigenen Stimme auf die Nerven zu gehen, und er unterbrach sich. »Hören Sie, Mr. Harvey. Das muß doch furchtbar langweilig für Sie sein.«
    »Nein, nein.«
    »Können wir denn nicht von etwas anderem reden?«
    »Sie haben mir genau die Auskünfte gegeben, die ich haben wollte.« Er blickte über den im Ranch-Stil gehaltenen Innenhof. »Ich hoffe übrigens, Sie haben nichts dagegen, daß ich noch einen weiteren Gast zum Lunch gebeten habe. Er ist sehr britisch, pukka sahib und alles, was dazugehört, aber er weiß eine Menge über Singapur. Vielleicht finden Sie ihn interessant.«
    Ein schlanker, grauhaariger Mann mit langem schmalem Kopf und zurückweichendem Kinn kam quer über den Hof und näherte sich ihnen. Er war einer der wenigen Männer, die ein Jackett trugen. Er trat an den Tisch.
    »Hallo, Harvey. Hoffentlich habe ich mich nicht verspätet.«
    »Kein bißchen. Setzen Sie sich und nehmen Sie einen Drink. Dies ist Colonel Soames, Mr. und Mrs. Nilsen.«
    Beim Lunch bestand Lane Harvey darauf, Colonel Soames alles über ihre Reise zu erzählen, deren Einzelheiten er mit bemerkenswerter Genauigkeit behalten hatte. Greg wurde verlegen.
    »Na, hören Sie«, sagte er. »Es müssen Tausende von Amerikanern sein, die alljährlich diese Reise machen. Es ist nichts Ungewöhnliches daran.«
    »Nein, aber wir hier in Singapur sollten uns mehr um sie kümmern«, sagte der Colonel. »Wir bekommen nur durchreisende Schiffspassagiere zu sehen. Sie kaufen höchstens ein paar gebatikte Sarongs, mehr nicht. Na, und Sie zum Beispiel? Was hat Sie bewogen, in Singapur Aufenthalt zu nehmen? Es würde mich interessieren, das zu erfahren.«
    Greg warf Dorothy einen Blick zu und mußte

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