Waffenschmuggel
freundlichen Atmosphäre zu erledigen.«
»Was für Dinge? Ist irgend etwas nicht in Ordnung, Colonel?«
»Nicht in Ordnung?« Er schien das Prädikat sorgfältig abzuwägen. »Das hängt doch wohl vom jeweiligen Standpunkt ab, nicht wahr? Selbstverständlich gibt es ein paar verschrobene Köpfe, die der Meinung sind, daß Waffenhandel und Waffenschmuggel böse an sich und daher ethisch nicht vertretbar sind. Ich selber halte das für baren Unsinn. In Ihrem Land ebenso wie in meinem können die Leute durch Stimmabgabe einen Wechsel der Regierung herbeiführen, wenn sie das für nötig halten. Aber es gibt eine Menge Länder, wo das nur mit einer Revolution zu erreichen ist. Denken Sie an Kuba. Wenn nicht irgend jemand Castro mit Waffen unterstützt hätte, wäre Batista heute noch Diktator. Sicher gibt es Leute, die der Ansicht sind, daß diese Waffenschmuggler sich verdient gemacht haben. Nehmen Sie Sumatra. Die Menschen dort befürchten, daß Java kommunistisch werden könnte. Sie wollen sich von Indonesien lossagen, bevor das geschieht. Vielleicht haben sie recht. Sumatra könnte ein selbständiges Land sein. Es gibt hier eine Menge Leute, die glauben, daß Sumatra eines Tages der Malaiischen Föderation beitreten wird. Aber was immer es tun wird, zunächst muß es seine Unabhängigkeit erringen. Mit Worten werden sie es nicht schaffen. Aber bitte, das ist lediglich meine persönliche Ansicht.«
»Und steht sie im Widerspruch zu Ihrer offiziellen Meinung, Colonel?«
Der Colonel schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Nilsen, das tut sie nicht. Und zwar aus einem sehr einfachen Grund: ich habe keine offizielle Meinung. Ich bin nicht berechtigt, eine zu haben. Meine Aufgabe ist, Anweisungen zu befolgen. Die britische Regierung erkennt die indonesische Regierung an und unterhält normale, freundschaftliche diplomatische Beziehungen mit ihr. Das bedeutet, daß wir nicht daran interessiert sind, die Schwierigkeiten der indonesischen Regierung zu vermehren, indem wir ihren Feinden helfen. Zu denen Sie im Augenblick zählen.«
»Nun, das ist zweifellos deutlich ausgedrückt, Colonel.«
»Ich gehe noch weiter.« Der Colonel zog ein Zigarrenetui aus der Tasche und bot Greg an.
Greg schüttelte den Kopf. »Nein, danke.«
Der Colonel nahm für sich eine Zigarre heraus und blickte Dorothy fragend an. »Stört es Sie, Mrs. Nilsen?«
»Nicht im mindesten.« Dorothys Ton war eisig.
»Sie waren dabei, noch weiter zu gehen, Colonel«, sagte Greg.
»Ja, ich muß Ihnen sagen, daß ich mir überlegt habe, ob ich Sie ausweisen lassen sollte.«
»Wie bitte?«
»Den Einreisebehörden gegenüber falsche Angaben zu machen, ist ein ernstes Vergehen.«
»Falsche Angaben? Wovon, zum Teufel, reden Sie eigentlich?«
»Ruhig bleiben, Liebling«, sagte Dorothy leise.
Greg beachtete sie nicht. Er sah den Colonel wütend an.
Der Colonel blieb ungerührt. »Art des Aufenthaltes – Vergnügungsreise. Haben Sie das nicht dem Inspektor gesagt?«
»Allerdings. Das ist zufällig die Wahrheit.«
»Nein. Nur die halbe Wahrheit. Sie sind auch hier, weil Sie mit Waffen handeln.«
»Du lieber Gott! Hören Sie, ich habe einen Brief von dem Mann bekommen, der während meiner Abwesenheit meine Fabrik in Amerika leitet. Ich habe sogar auf den Brief geantwortet. Demnach bin ich auch in Formenguß-Geschäften hier.«
»Es ist sinnlos, daß Sie sich aufregen, Mr. Nilsen, und auch schädlich für Ihre Verdauung. Ich sagte, ich hätte erwogen, Sie ausweisen zu lassen. Selbstverständlich zweifle ich jetzt, wo ich Sie und Mrs. Nilsen kennengelernt habe, nicht mehr an Ihrem guten Glauben.«
»Ist das als Kompliment gemeint, Colonel?«
»Nein. Als Beruhigung.«
»Der amerikanische Konsul wird sich freuen, das zu hören.«
Der Colonel lächelte. »Sie können mir nicht mit Ihrem Konsul drohen. Ich kenne ihn sehr gut; für hohltönende Entrüstung bringt er nicht viel Verständnis auf.«
»Was hält er von engstirniger Wichtigtuerei?«
»Wenn ich mich hätte wichtig machen wollen, Mr. Nilsen, dann säßen wir jetzt nicht hier an diesem Tisch, sondern in meinem Büro. Ich kann nicht erwarten, daß Ihnen gefällt, was ich zu sagen habe; ich finde aber, daß Sie versuchen sollten, die politischen Gründe dafür zu verstehen. Singapur ist ein freier Hafen und ein Zentrum des internationalen Handels. Ich gebe zu, rechtlich gibt es keine Handhabe gegen Sie oder irgend jemanden sonst, der die Lagermöglichkeiten des Hafens in der von Ihnen gewählten Weise
Weitere Kostenlose Bücher