Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
hätte Hurrikan Elizabeth heißen müssen.
    Die Puppe flüsterte ihr mit einer Stimme ins Ohr, die wie der Nachtwind in den Palmen geklungen haben muss. Oder das Mahlen der Muscheln unter dem Big Pink bei ablaufender Flut. So flüsterte sie, als die kleine Libbit schon im Halbschlaf lag. Erzählte ihr, wie viel Spaß es machen würde, einen großen Sturm zu zeichnen. Und noch mehr.
    Noveen sagt: Es gibt Geheimnisse. Vergrabene Schätze, die ein großer Sturm freilegen wird. Dinge, die Daddy gern finden und betrachten würde.
    Und das gab den Ausschlag. Elizabeth machte sich nicht viel daraus, einen großen Sturm zu zeichnen, aber ihrem Daddy eine Freude machen? Diese Idee war unwiderstehlich.
    Dein Daddy war wütend in jenem Jahr. Wütend auf Adie, die auch nach ihrer Europareise nicht wieder in die Schule gehen wollte. Adie machte sich nichts daraus, die richtigen Leute kennenzulernen oder auf die richtigen Debütantinnenbälle zu gehen. Sie war in ihren Emery vernarrt … der aus Daddys Sicht ganz und gar nicht zur richtigen Art gehörte.
    Daddy sagt: Er ist nicht unsere Art, er ist ein Zelluloidkragen, und Adie sagt: Er ist meine Art, ganz gleich, was für einen Kragen er trägt, und Daddy wird wütend.
    Es gab erbitterte Auseinandersetzungen. Daddy wütend auf Adie und umgekehrt. Hannah und Maria eifersüchtig auf Adie, weil sie einen gut aussehenden Freund hat, der zugleich älter ist und gesellschaftlich unter ihr steht. Die Zwillinge wegen all der Streitigkeiten verängstigt. Auch Libbit ängstlich. Und Nan Melda erklärte immer wieder, wenn Tessie und Lo-Lo nicht wären, wäre sie längst zu ihrer Familie in Jacksonville zurückgekehrt.
    Elizabeth zeichnete diese Dinge, also konnte ich sie sehen.
    Das Geschwür brach schließlich auf. Adie und ihr Unpassender Junger Mann brannten nach Atlanta durch, wo Emery eine Stelle im Büro eines Konkurrenten in Aussicht hatte. Daddy schäumte. Die Großen Fiesen, die übers Wochenende aus der Schule daheim waren, hörten ihn in seinem Arbeitszimmer telefonieren und jemandem erzählen, er werde Emery Paulson zurückholen und bis aufs Blut auspeitschen lassen. Er werde sie beide auspeitschen lassen!
    Aber dann sagt er: Nein, bei Gott. Lassen wir’s dabei bewenden. Sie hat sich gebettet, jetzt soll sie auch so liegen.
    Danach kam der Sturm. Der Hurrikan Alice.
    Sie fühlte ihn kommen. Sie spürte, wie der Wind aus einfachen Kohlestrichen, schwarz wie der Tod, entstand und sich verstärkte. Die tatsächliche Gewalt des nun heraufziehenden Sturms - der prasselnde Regen, das schrille Heulen des Orkans - ängstigte sie sehr, als hätte sie nach einem Hund gepfiffen und stattdessen einen Wolf angelockt.
    Aber dann legte der Wind sich wieder, und die Sonne kam heraus, und allen ging es gut. Es ging ihnen sehr gut, denn in Alices Kielwasser waren Adie und ihr Unpassender Junger Mann zumindest zeitweilig vergessen. Elizabeth hörte Daddy sogar vor sich hin summen, als Mr. Shannington und er die Trümmer im Vorgarten aufsammelten, wobei Daddy den kleinen roten Traktor fuhr und Mr. Shannington abgebrochene Äste und abgerissene Palmwedel auf den kleinen Anhänger warf.
    Die Puppe flüsterte, die Muse erzählte ihre Geschichte.
    Elizabeth hörte zu und malte noch am selben Tag das Meer vor Hag’s Rock, wo der verborgene Schatz jetzt freigelegt war, wie Noveen ihr zuflüsterte.
    Libbit bettelt ihren Daddy an, sich dort umzusehen, bettelt bettelt bettelt. Daddy sagt NEIN, Daddy sagt, er sei zu müde, von den Aufräumarbeiten viel zu steif.
    Nan Melda sagt: Vielleicht lockert etwas Zeit im Wasser Sie auf, Mr. Eastlake.
    Nan Melda sagt: Ich bringe einen Picknicklunch und die kleinen Mädchen mit.
    Und dann sagt Nan Melda: Sie wissen, wie sie jetzt ist. Wenn sie sagt, dass dort draußen etwas ist, gibt es vielleicht wirklich etwas zu finden …
    Also gingen sie den Strand entlang zum Hag’s Rock - Daddy in seinem Schwimmanzug, der ihm nicht mehr recht passte, und Elizabeth, die Zwillinge und Nan Melda. Hannah und Maria waren wieder in der Schule, und Adie … aber von der sprach man am besten nicht. Adie’s IN DUTCH. Nan Melda trug den roten Picknickkorb. Er enthielt den Lunch, Sonnenhüte für die Mädchen, Elizabeth’ Malsachen, Daddys Speerpistole und ein paar Harpunen dafür.
    Daddy zieht seine Schwimmflossen an, watet bis zu den Knien in den caldo und sagt: Brr, ist das kalt! Hoffentlich dauert’s nicht zu lange, Libbit. Sag mir, wo dieser fabelhafte Schatz liegt.
    Libbit sagt:

Weitere Kostenlose Bücher