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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ihre Porzellanfiguren? Wo ist das Dorf?«
    »Ich habe alles in Schachteln gepackt und in die Sommerküche geschafft«, sagte er mit einer vagen Handbewegung. »Ohne bestimmten Grund, ich konnte... ich konnte sie einfach nicht... muchacho , möchtest du etwas grünen Tee? Oder ein Bier?«
    Ich bat um ein Glas Wasser. Jack meinte, er hätte lieber ein Bier, wenn’s recht sei. Wireman ging hinaus, um die Getränke zu holen. Er schaffte es bis auf den Flur, bevor er zu weinen begann - mit großen, lauten Schluchzern, die man nicht unterdrücken kann, so sehr man sich auch bemüht.
    Jack und ich wechselten einen Blick, dann sahen wir weg. Wir sagten nichts.
     
     
     
     
     
     
    XI Er blieb viel länger weg, als man normalerweise braucht, um zwei Dosen Bier und ein Glas Wasser zu holen, aber als er zurückkam, hatte er die Fassung wiedergewonnen.
    »Sorry«, sagte er. »Gewöhnlich verliere ich nicht binnen einer Woche einen geliebten Menschen und ramme einem Vampir einen Kerzenleuchter ins Gesicht. Im Allgemeinen ist es entweder das eine oder das andere.« Er zuckte die Schultern, um Unbekümmertheit anzudeuten. Das misslang, aber ich musste ihm den Versuch anrechnen.
    »Sie sind keine Vampire«, sagte ich.
    »Was denn sonst?«, fragte er. »Erklär uns das näher!«
    »Ich kann nur schildern, was ihre Bilder mir erzählt haben. Aber ihr müsst bedenken, dass sie - so talentiert sie auch gewesen sein mag - noch immer nur ein Kind war.« Ich zögerte, dann schüttelte ich den Kopf. »Nicht einmal das. Kaum mehr als ein Baby. Perse war... nun, man müsste wohl sagen, dass Perse ihr Geistführer gewesen ist.«
    Wireman riss die Lasche seiner Bierdose auf, dann beugte er sich nach vorn. »Und wie steht’s mit dir? Ist Perse auch dein Geistführer? Hat sie auch verstärkt, was du tust?«
    »Natürlich hat sie das. Sie hat meine Fähigkeiten ausgelotet und erweitert - ich glaube, das steckte hinter der Sache mit Candy Brown. Und sie hat Motive für mich ausgewählt. Sie war für den Zyklus Mädchen mit Schiff verantwortlich.«
    »Und dein sonstiges Zeug?«, fragte Jack.
    »Überwiegend meins, glaube ich. Aber Teile davon …« Ich sprach nicht weiter, weil mir plötzlich etwas Schreckliches einfiel. Als ich mein Glas wegstellte, warf ich es fast um. »Großer Gott!«
    »Was?«, fragte Wireman. »Um Himmels willen, was?«
    »Du musst dein kleines rotes Buch mit den Telefonnummern holen. Sofort!«
    Er ging und holte es, dann gab er mir das schnurlose Telefon. Ich blieb einen Augenblick mit dem Telefon im Schoß sitzen, weil ich nicht wusste, wen ich zuerst anrufen sollte. Dann wusste ich es. Aber im modernen Leben gibt es eine Regel, die noch unumstößlicher ist als die, dass nie ein Cop in der Nähe ist, wenn man einen brauchte: Wenn man jemanden unbedingt braucht, meldet sich immer sein Anrufbeantworter.
    Den hörte ich, als ich Dario Nannuzzi, Jimmy Yoshida und Alice Aucoin zu Hause anzurufen versuchte.
    »Scheiße!«, rief ich und trennte die Verbindung mit dem Daumen, als Alices Tonbandstimme begann: »Tut mir leid, dass ich Ihren Anruf jetzt nicht entgegennehmen kann, aber...«
    »Wahrscheinlich feiern sie noch«, sagte Wireman. »Lass dir Zeit, amigo, dann beruhigt sich alles.«
    »Ich habe keine Zeit!«, sagte ich. »Mist! Scheiße! Mist! «
    Er legte eine Hand auf meine und sprach in beruhigendem Ton. »Was gibt’s, Edgar? Was ist los?«
    »Die Bilder sind gefährlich! Vielleicht nicht alle, aber manche ganz sicher!«
    Er überlegte, dann nickte er. »Okay. Denken wir mal darüber nach. Am gefährlichsten ist vermutlich der Zyklus Mädchen mit Schiff , richtig?«
    »Ja, das dürfte stimmen.«
    »Diese Bilder sind sicher noch in der Galerie, um gerahmt und versandt zu werden.«
    Versandt. Großer Gott, versandt . Allein das Wort war erschreckend. »Das darf ich nicht zulassen.«
    » Muchacho, du darfst nicht zulassen, dass Nebensächlichkeiten dich ablenken.«
    Er kapierte nicht, dass dies ganz und gar keine Nebensächlichkeit war. Perse konnte Stürme und Überschwemmungen heraufbeschwören, wenn sie wollte.
    Aber dazu brauchte sie Hilfe.
    Ich fand die Nummer der Scoto Gallery und wählte sie. Ich hielt es für denkbar, dass noch jemand dort war - selbst um Viertel nach elf, nachdem am Vortag meine große Vernissage stattgefunden hatte. Aber die eiserne Regel hatte Bestand, und ich geriet auch hier an den Anrufbeantworter. Ich wartete ungeduldig, dann drückte ich die 9, um eine allgemeine Nachricht zu

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