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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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waren schlammig, aber verständlich.
    Es machte einen Schritt ins Wohnzimmer. Ich wich benommen einen weiteren Schritt zurück, wusste aber in meinem Innersten, dass das nichts nützen würde, dass es nicht genügen würde, bloß Abstand zu halten, dass das Wesen sich einfach auf mich stürzen würde, sobald es das Katz-und-Maus-Spiel satthatte, die stählerne Handschelle um mein Handgelenk zuschnappen lassen und mich trotz meines Kreischens zum Wasser, zum caldo largo hinunterschleifen, und das letzte Geräusch, das ich auf der lebenden Seite der Welt hören würde, würde die mahlende Unterhaltung der Muscheln unter dem Haus sein. Dann würde Wasser meine Ohren füllen.
    Trotzdem wich ich einen weiteren Schritt zurück, wusste nicht einmal, ob ich mich in Richtung Haustür bewegte, sondern hoffte es nur, machte noch einen... und dann fiel eine Hand auf meine Schulter.
    Ich schrie auf.
     
     
     
     
     
     
    VII »Was zum Teufel ist dieses Ding?«, flüsterte Wireman mir ins Ohr.
    »Weiß ich nicht«, antwortete ich schluchzend. Vor Angst schluchzend. »Oder doch. Ich weiß es. Sieh auf den Golf hinaus, Wireman.«
    »Ich kann nicht. Ich traue mich nicht, es aus den Augen zu lassen.«
    Aber das Ding auf der Schwelle hatte Wireman jetzt gesehen - Wireman, der ebenfalls durch die offene Haustür hereingekommen war, Wireman, der gerade rechtzeitig eingetroffen war wie die Kavallerie in einem John-Wayne-Western - und blieb nach drei Schritten ins Wohnzimmer hinein stehen: mit leicht gesenktem Kopf und der am ausgestreckten Arm vor und zurück schwingenden Handschelle.
    »O mein Gott«, sagte Wireman. »Dieses Schiff! Das auf deinen Bildern!«
    »Geh«, forderte das Wesen ihn auf. »Mit dir haben wir nichts zu schaffen. Geh, dann darfst du weiterleben.«
    »Es lügt«, sagte ich.
    »Erzähl mir was, das ich nicht weiß«, erwiderte Wireman, dann erhob er seine Stimme. Er stand dicht hinter mir, und mir platzte fast das Trommelfell. »Verschwinde! Das ist Hausfriedensbruch!«
    Der ertrunkene junge Mann gab keine Antwort, aber er war genauso schnell, wie ich befürchtet hatte. Eben noch hatte er drei Schritte weit im Wohnzimmer gestanden. Im nächsten Augenblick war er dicht vor mir, und ich hatte nur eine unbestimmte, flackernde Vorstellung davon, wie er die Entfernung zurückgelegt hatte. Sein Gestank - Fäulnis und Seetang und toter Fisch, der in der Sonne zerfällt - schwoll an und wurde überwältigend. Ich spürte, wie seine Hände - eiskalt - meinen Unterarm umfassten, und schrie vor Abscheu und Entsetzen auf. Nicht wegen der Kälte, sondern weil sie so weich waren. So schwammig . Das eine silberne Auge starrte mich an, schien sich in mein Gehirn zu bohren, und ich hatte einen Moment lang den Eindruck von absoluter Schwärze, die mich ausfüllte. Dann schloss die Handschelle sich mit nüchtern hartem Klicken um mein Handgelenk.
    »Wireman!«, kreischte ich, aber Wireman war fort. Er lief von mir weg, hastete so schnell durch den Raum, wie er nur konnte.
    Das ertrunkene Wesen und ich waren aneinandergekettet. Es schleppte mich zur Tür.
     
     
     
     
     
     
    VIII Wireman kehrte zurück, kurz bevor der Untote mich über die Schwelle zerren konnte. In einer Hand hielt er etwas, das aussah wie ein stumpfer Dolch. Einen Augenblick lang glaubte ich, das müsse eine der silbernen Harpunen sein, aber das war nur machtvolles Wunschdenken; die Silberharpunen lagen oben neben dem roten Picknickkorb. »He!«, sagte er. »He, du! Ja, ich rede mit dir! ¡Cojudo de puta madre! «
    Sein Kopf fuhr blitzschnell herum wie der einer Schlange, die zuschnappen will.Wireman war kaum langsamer. Er hob den stumpfen Gegenstand mit beiden Händen, stieß ihn dem Wesen ins Gesicht und traf es unmittelbar über der rechten Augenhöhle. Das Wesen kreischte - ein gellender Schrei, der meinen Kopf wie ein Glassplitter durchbohrte. Ich sah Wireman zusammenzucken und zurückstolpern; sah ihn trotz aller Anstrengungen seine Waffe verlieren, die auf den sandigen Dielenboden fiel. Aber das spielte keine Rolle mehr. Das Mann-Wesen, das so massiv gewirkt hatte, löste sich mitsamt seiner Kleidung und allem anderen in Unkörperlichkeit auf. Ich spürte, wie auch die Handschelle an meinem Handgelenk an Substanz verlor. Eben war sie noch zu sehen, dann wurde sie zu Wasser, das auf meine Sneakers und den Teppich tropfte. Eine größere Pfütze zeigte, wo noch vor wenigen Augenblicken der Dämonen-Seefahrer gestanden hatte.
    Ich fühlte dickflüssige

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