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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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erzählte, dass bei Dunkelheit alles Mögliche schiefgehen konnte, vor allem für einen Einarmigen. Ich würde nur eine Chance haben. Unter solchen Umständen ist es am besten, nicht zu zögern.
    Nein! Halt! Mach das n…
    Ich ließ sie hineinfallen, und eine Folge davon zeigte sich augenblicklich: Das wütende Lachen der Kinder verwandelte sich in überraschte Schreckensschreie. Dann hörte ich Jack. Seine Stimme klang hysterisch und halb verrückt, aber ich war noch nie so froh gewesen, jemanden zu hören.
    »So ist’s recht, haut nur ab! Bevor euer Scheißschiff ohne euch abfährt!«
    Nun stand ich vor einem heiklen Problem. Ich hielt die Taschenlampe in der Hand, und sie war darin... aber die Verschlusskappe, die irgendwo in meiner Nähe liegen musste, konnte ich nicht sehen. Und ich hatte keine zweite Hand, um den Boden nach ihr abzutasten.
    »Wireman!«, rief ich. »Wireman, bist du da?«
    Nach einem langen Augenblick, der ausreichte, in mir alle möglichen Ängste zu wecken, antwortete er: »Jawohl, muchacho . Noch immer hier.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Eins von ihnen hat mich gekratzt, und der Kratzer sollte desinfiziert werden, aber sonst... ja. Im Prinzip fehlt uns beiden nichts, glaub ich.«
    »Jack, kannst du hier runterkommen? Ich brauche eine helfende Hand.« Und während ich dort verkrümmt in den Knochen hockte und die mit Wasser gefüllte Hülse einer Stablampe in die Höhe hielt wie die Freiheitsstatue ihre Fackel, fing ich an zu lachen.
    Manche Dinge sind einfach so wahr, dass man lachen muss.
     
     
     
     
     
     
    XII Meine Augen hatten sich inzwischen so an die Dunkelheit gewöhnt, dass ich einen Schatten erkennen konnte, der die Wand der Zisterne herabzuschweben schien - Jack, der die Leiter herunterstieg. Die Hülse der Stablampe in meiner Hand pochte - nur schwach, aber sie pochte. Ich stellte mir eine Frau vor, die in einer engen Stahlröhre ertrank, und verdrängte dieses Bild wieder. Es hatte zu viel Ähnlichkeit mit dem, was Ilse erlitten hatte, und das Monster, das ich eingesperrt hatte, war Ilse nicht im Geringsten ähnlich.
    »Eine Sprosse fehlt«, sagte ich. »Wenn du nicht hier unten sterben willst, musst du verdammt vorsichtig sein.«
    »Ich kann heute Nacht nicht sterben«, sagte er mit schwacher, zitternder Stimme, die ich nie als seine erkannt hätte. »Ich hab mogen einen Termin.«
    »Gratulation.«
    »Vielen D…«
    Er trat ins Leere. Die Leiter rutschte seitlich weg. Einen Augenblick lang war ich sicher, dass er auf mich, auf die hochgehaltene Stablampe fallen würde. Das Wasser würde verschüttet werden, sie würde herausgeschleudert werden, und alles würde vergebens gewesen sein.
    »Was treibt ihr da?«, rief Wireman über uns. »Scheiße, was geht da ab?«
    Jack war wieder an die Wand gepresst und umklammerte mit einer Hand einen glücklicherweise dort vorhandenen Korallenbrocken, den er im letzten Augenblick zu fassen bekommen hatte. Ich konnte sehen, wie eines seiner Beine wie ein Kolben auf die nächste intakte Sprosse herabfuhr, und hörte etwas laut reißen. »Mann«, flüsterte er. »Mann o Mann o Scheiße Mann.«
    »Was treibt ihr da?«, brüllte Wireman fast.
    »Jack Cantori hat sich den Hosenboden zerrissen«, sagte ich. »Halt jetzt kurz die Klappe. Jack, du bist fast unten. Sie ist in der Lampe, aber ich habe nur eine Hand und kann die Verschlussklappe nicht aufheben. Du musst runterkommen und sie finden. Mir ist egal, ob du auf mich trittst, aber stoß ja nicht gegen die Taschenlampe. Okay?«
    »O-okay. Verdammt, Edgar, ich dachte, ich würde kopfüber runterkommen.«
    »Das dachte ich auch. Komm jetzt runter. Aber langsam.«
    Er kam herunter, trat erst auf meinen Schenkel - das tat weh - und setzte seinen Fuß dann auf eine der leeren Evian-Flaschen. Sie knatterte. Dann trat er auf etwas, das wie ein defekter Knallkörper mit einem feuchten Knall zerplatzte.
    »Edgar, was war das? « Er schien den Tränen nahe zu sein. »Was...«
    »Nichts weiter.« Ich war ziemlich sicher, dass es Adies Schädel gewesen war. Seine Hüfte stieß gegen die Stablampe. Kaltes Wasser schwappte über mein Handgelenk. In der Metallhülse hüpfte und drehte sich etwas. In meinem Kopf bewegte sich ebenfalls etwas: ein schreckliches schwarzgrünes Auge von der Farbe, die Wasser in großer Tiefe hat, bevor auch der letzte Lichtschimmer schwindet. Es betrachtete meine geheimsten Gedanken an dem Ort, wo Zorn über Wut hinausgeht und zu Mordlust wird. Es sah... biss in sie hinein, wie

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