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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lippen sich zu einem Grinsen verzogen. Und hatte Pam ein solches Grinsen gesehen, als meine Hand sich um ihren Hals geschlossen hatte? Natürlich hatte sie das. »Du hättest meine Tochter nicht ermorden sollen.«
    Hör sofort auf, sonst töte ich auch die andere.
    Die nackte Verzweiflung in Wiremans Stimme war unüberhörbar, als er nach unten rief: »Eben ist die Venus rausgekommen, muchacho . Ich halte das für ein schlechtes Zeichen.«
    Ich lehnte sitzend an einer feuchten Wand, während Korallen sich in meinen Rücken bohrten und Knochen mich in die Schenkel stachen. Ich konnte mich kaum bewegen, und in irgendeinem anderen Land pochte meine Hüfte schmerzhaft - sie kreischte noch nicht, aber das würde vermutlich bald kommen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich in diesem Zustand wieder die Leiter hinaufklettern sollte, aber ich war viel zu wütend, um mir darüber Sorgen zu machen.
    »Entschuldigung, Miss Cookie«, murmelte ich Adie zu und steckte das Ende der Stablampe in ihren knochigen Mund. Dann nahm ich das Keramikfässchen in beide Hände... denn es waren wieder beide da. Ich zog mein gesundes Bein an, schob Knochen und Schlamm mit dem Stiefelabsatz beiseite, hob das Fässchen in den staubigen Lichtstrahl und knallte es auf mein hochgestelltes Knie. Der Riss vergrößerte sich und ließ eine kleine Menge Schlammwasser austreten, aber das Fässchen platzte nicht auf.
    In seinem Inneren kreischte Perse, und ich spürte, dass ich Nasenbluten bekam. Und das Licht der Stablampe veränderte sich. Es wurde rot . In dieser scharlachroten Glut starrten die Schädel von Adie Paulson und Nan Melda mich mit offenen, grinsenden Mündern an. Auf den bemoosten Wänden dieses Höllenschlunds, in den ich aus freien Stücken geklettert war, sah ich weitere Gesichter: Pam... Mary Ire, deren Gesicht vor Wut verzerrt war, als sie Ilse den Griff ihrer Pistole auf den Kopf schlug... Kamen, auf dessen Zügen zum letzten Mal Erstaunen stand, als er mit seinem blitzartigen Herzanfall zusammenklappte... Tom, als er das Steuer seines Wagens herumriss und mit siebzig Meilen in der Stunde gegen eine Betonbarriere raste.
    Das Schlimmste war, dass ich Monica Goldstein sah, die Du hast mein Hundchen umgebracht! kreischte.
    »Edgar, was ist los?« Das war Jack, scheinbar tausend Meilen weit entfernt.
    Ich dachte an Shark Puppy, die in The Bone »Dig« sangen. Ich dachte daran, wie ich Tom erklärt hatte: Dieser Mann ist in seinem Pick-up gestorben.
    Dann steck mich in deine Tasche, und wir gehen miteinander, sagte sie. Wir segeln gemeinsam in dein wirkliches anderes Leben, und alle Städte der Welt werden dir zu Füßen liegen. Du wirst lange leben... dafür kann ich sorgen... und der größte Künstler deiner Zeit sein. Man wird dich neben Goya stellen. Neben Leonardo.
    »Edgar?« In Wiremans Stimme lag Panik. »Vom Strand her kommen Leute herauf. Ich glaube, ich kann sie hören. Das ist übel, muchacho ...«
    Du brauchst sie nicht. Wir brauchen sie nicht. Sie sind nichts als... nichts als Handlanger .
    Nichts als Handlanger. Bei diesen Worten überkam mich roter Zorn, noch während meine rechte Hand sich wieder davonzustehlen begann. Aber bevor sie ganz verschwinden konnte... bevor ich die Gewalt über meinen Zorn oder das verdammte Fässchen mit dem Sprung verlor …
    »Steck’s dir in deinen Freund, du dumbe Kuh«, sagte ich und hob das Fässchen wieder über mein schmerzendes hochgestelltes Knie. »Steck’s in den Kameraden.« Ich knallte es mit voller Wucht auf den knochigen Knopf. Das war schmerzhaft, aber weniger, als ich befürchtet hatte … und so ist es letztlich meistens, finden Sie nicht auch? »Steck’s dir in deinen gottverdammten Kumpel .«
    Das Fässchen zerbrach nicht; da es bereits einen Sprung hatte, platzte es einfach auseinander und tränkte meine Jeans mit schlammiger Nässe von dem Restwasser, das ungefähr zwei Finger hoch darin gestanden hatte. Und eine kleine Porzellanfigur fiel heraus: eine Frau in einem Umhang mit Kapuze. Die Hand, die den Umhang an ihrer Kehle zuhielt, war in Wirklichkeit gar keine Hand, sondern eine Kralle. Ich hob das Ding hastig vom Boden auf. Obwohl ich keine Zeit hatte, es näher zu betrachten - sie kamen jetzt, daran zweifelte ich nicht, hatten es auf Wireman und Jack abgesehen -, sah ich doch, dass Perse außergewöhnlich schön war. Das heißt, nur wenn man die Krallenhand und die beunruhigende Andeutung eines dritten Auges unter den unter ihrer Kapuze hervorquellenden und die Stirn

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