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Wahre Helden

Wahre Helden

Titel: Wahre Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Paul Kidby
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Sie zeigte Menschen, die von brennenden Schiffen ins kochende Meer sprangen.
    »Ist dies eine Art Hobby für dich?«, fragte der Dekan.
    »Oh, ja. Es gibt keine praktischen Anwendungen.«
    »Aber könnte nicht jemand so etwas bauen?«, ließ sich der Dozent für neue Runen vernehmen.
    »Man braucht sich nur an deine Anleitung zu halten!«
    »Nun, vermutlich gibt es Leute, die dazu fähig wären«, sagte Leonard zurückhaltend. »Aber bestimmt würde die Regierung eingreifen, um einen Missbrauch zu verhindern.«
    Lord Vetinaris Lippen zeigten ein sonderbares Lächeln - vermutlich wäre nicht einmal der geniale Leonard im Stande gewesen, es auf einer Leinwand festzuhalten.
    Einige Schüler und Auszubildende hoben die Käfige mit den Sumpfdrachen an und schoben sie in die Gestelle am Heck des Flugapparats. Sie gingen sehr vorsichtig zu Werke, denn sie wussten: Wenn sie einen Käfig fallen ließen, blieb ihnen wahrscheinlich nicht einmal genug Zeit, es zu bedauern.
    Manchmal rülpste einer der Drachen, dann erstarrten alle Anwesenden. Mit einer Ausnahme. Bei solchen Gelegenheiten duckte sich Rincewind viele Meter entfernt hinter einen Stapel Holz.
    »Sie haben großzügige Portionen von Leonards speziellem Futter bekommen und sollten während der nächsten vier oder fünf Stunden recht sanft sein«, sagte Ponder, als er Rincewind zum dritten Mal hinter der Deckung hervorzog. »Die ersten beiden Gruppen erhielten ihre Mahlzeit in einem sorgfältig berechneten zeitlichen Abstand. Die erste Gruppe sollte genau dann bereit sein zu feuern, wenn ihr über den Randfall hinwegfliegt.«
    »Und wenn es zu Verzögerungen kommt?«
    Ponder dachte darüber nach.
    »Was auch immer geschieht - lasst euch nicht aufhalten«, sagte er.
    »Danke.«
    »Diejenigen, die ihr mitnehmt, müssen eventuell gefüttert werden. Zu diesem Zweck lagert eine Mischung aus Naphtalin, Petroleum und Anthrazitstaub an Bord.«
    »Und damit soll ich die Drachen füttern?«, fragte Rincewind.
    »Ja.«
    »Während sich der hölzerne Flugapparat in großer Höhe befindet?«
    »In einem technischen Sinn,ja.«
    »Könnten wir uns kurz auf diesen technischen Aspekt konzentrieren?«
    »Eigentlich gibt es gar kein Unten. Im Grunde genommen, meine ich. Äh... Man könnte sagen, ihr seid so schnell unterwegs, dass ihr nicht lange genug an einem Ort bleibt, um zu fallen.«
    Ponder suchte in Rincewinds Gesicht nach einem Anzeichen dafür, dass er verstand. »Um es anders auszudrücken: Ihr fallt die ganze Zeit über, ohne jemals den Boden zu erreichen.«
    Über ihnen in den Gestellen brutzelten Sumpfdrachen zufrieden vor sich hin. Dampfwolken schwebten durch die Schatten.
    »Oh«, sagte Rincewind.
    »Verstehst du?«, fragte Ponder.
    »Nein. Ich hatte gehofft, dass du deine Erklärungsversuche einstellst, wenn ich still bleibe.«
    »Wie kommen wir voran, Stibbons?« Der Erzkanzler näherte sich, gefolgt von den anderen Zauberern. »Welche Fortschritte macht der große Drache?«
    »Alles läuft nach Plan, Herr. Wir sind jetzt bei T minus fünf Stunden, Herr.«
    »Tatsächlich? Gut. In zehn Minuten gibt's Abendessen.«
    Rincewind hatte eine kleine Kabine mit kaltem Wasser und Ratten. Den größten Teil des Platzes, der nicht von seiner Koje beansprucht wurde, nahm eine Truhe ein. Die Truhe.
    Sie verfügte über hunderte von kleinen Beinen und war magischer Natur, soweit Rincewind wusste. Er besaß sie schon seit Jahren. Sie verstand jedes Wort, das er an sie richtete. Leider gehorchte sie nur sehr selten.
    »Es gibt einfach nicht genug Platz«, sagte er. »Und du weißt doch: Du verlierst immer die Orientierung in großen Höhen.«
    Die Truhe beobachtete ihn auf eine augenlose Weise.
    »Du bleibst also beim netten Herrn Stibbons. In der Nähe von Göttern hast du dich ohnehin nie wohl gefühlt. Ich kehre bald zurück.«
    Das augenlose Starren fand kein Ende.
    »Sieh mich nicht so an«, sagte Rincewind.
    Lord Vetinari musterte die drei... wie hieß der richtige Ausdruck?
    »Männer«, sagte er und wählte damit ein zweifellos korrektes Wort. »Ich beglückwünsche euch, weil... weil...«
    Er zögerte. Lord Vetinari gehörte nicht zu den Leuten, die sich an Technik erfreuten. Seiner Ansicht nach gab es zwei Kulturen. Die eine war die wirkliche, und in der anderen gab es Personen, die Apparate mochten und mitten in der Nacht Pizza aßen.
    »... weil ihr die ersten Menschen seid, die die Scheibenwelt mit der Absicht verlassen, zu ihr zurückzukehren«, fuhr der Patrizier fort.

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