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Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Titel: Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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zum Flughafen und in die erste Maschine nach New Hampshire steigen.«
    Und was dann? Delia schwebt nach dem Urteil auf einer Glückswolke und denkt noch nicht daran, was alles auf sie wartet.
    »Hör auf zu denken«, sagt Delia, derselbe Rat, den ich ihr mal gegeben habe. Sie beugt sich überglücklich mir entgegen und küßt mich, und genau in diesem Moment kommt Eric um die Ecke.
    Sie kann ihn nicht sehen, sie steht mit dem Rücken zum Gang. Aber sie löst sich von mir, als sie seine Stimme hört. »Oh«, sagt er leise. »So ist das also.« Er sieht mich an, dann Delia. »Ich hab dich gesucht«, murmelt er. »Ich wollte ...« Er schüttelt den Kopf und wendet sich ab.
    »Bleib hier«, sage ich zu Delia und laufe hinter Eric her. »Warte.«
    Er bleibt stehen, dreht sich aber nicht um.
    »Kann ich mit dir reden?«
    Eric zögert, doch dann setzt er sich einfach auf den Boden und lehnt sich an die Wand. Ich setze mich neben ihn. Obwohl ich so viele Worte kenne, fällt mir absolut nichts ein, was ich sagen könnte, um das alles weniger schlimm zu machen.
    »Laß mich raten«, sagt Eric. »Du wolltest nie, daß das passiert.«
    »Oh Mann, und ob ich wollte. Ich hab sie gewollt, seit ihr zwei ein Paar wurdet.«
    Überrascht blinzelt Eric mich an, und dann lacht er sogar ein wenig. »Ich weiß.«
    »Du wußtest das?«
    »Menschenskind, Fitz, wie hätte man das übersehen können.« Er seufzt. »Wenigstens hab ich nicht das Mädchen und den Fall verloren.«
    Ich schaue auf den Boden. »Ich wollte übrigens wirklich nie, daß das passiert.«
    »Ich sollte dir die Fresse polieren.«
    »Versuchen kannst du's ja.«
    »Ja«, sagt Eric leise. »Vielleicht mach ich das noch.« Dann sieht er mich an. »Wenn ich schon nicht selbst auf sie aufpassen kann, dann tu du es, ich könnte mir keinen Besseren vorstellen.« Er schweigt kurz, und als er kurz darauf wieder spricht, vibriert seine Stimme vor Hoffnung. »Ich werde mein Leben in den Griff kriegen«, schwört er. »Und diesmal endgültig«
    »Ich wünsche es dir«, sage ich. »Ich wäre froh.«
    Eric wird bei uns sein - vielleicht nicht mehr so oft, vielleicht sogar nicht in derselben Gegend, vielleicht eine ganze Weile nicht. Aber wir sind zu dritt, und keiner von uns wünscht es sich anders.
    Er lächelt, und das Haar fällt ihm in die Stirn. »Sei lieber vorsichtig mit deinen Wünschen«, sagt Eric. »Ich hab so einiges über Entführung gelernt.«
    Wir bleiben noch einige Augenblicke sitzen, obwohl es eigentlich nichts mehr zu sagen gibt. Auch das ist neu für mich, daß ein ganzes Gespräch schweigend stattfinden kann, weil das Herz seine eigene Sprache hat. Ich werde mir merken, was Eric sagt, obwohl er kein einziges Wort davon ausspricht. Ich werde es ihr ausrichten.

DELIA
    Es gibt noch jemanden, der im Gerichtssaal zurückbleibt, um sich vor dem Gewimmel von Reportern zu verstecken, die auf der anderen Seite der Tür lauern. Meine Mutter wartet am Ende des Mittelganges, die Hände vor dem Bauch gefaltet. »Delia«, sagt sie, »ich freu mich für dich.«
    Ich bleibe kurz vor ihr stehen und überlege, was ich sagen soll.
    »Dann fährst du jetzt wohl wieder nach Hause.« Sie lächelt zaghaft. »Ich hoffe, wir bleiben in Kontakt. Vielleicht kannst du ja mal zu Besuch kommen. Du bist bei uns immer willkommen.«
    Uns. Bei dem Gedanken an Victor verschließt sich etwas in mir. Eric sagt, wir könnten Victor anzeigen, falls die Sache noch nicht verjährt ist, daß es dann einen neuen Prozeß geben würde. Aber so sehr ich mir auch wünsche, daß er bezahlt, ein Teil von mir will das alles nur noch hinter sich lassen. Aber noch mehr wünsche ich mir, daß meine Mutter mir glaubt. Ich will, daß sie dieses eine Mal für mich Partei ergreift und nicht für sich.
    »Er hat mir weh getan«, sage ich unverblümt. »Ich habe mich erinnert. Aber du nicht... und deshalb kann es nicht passiert sein, ist es nicht so?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Das ist nicht ...«
    »Wahr?« beende ich den Satz, und das Wort liegt mir bitter auf der Zunge. »Ich wollte, daß du meine Mutter bist. Ich hab es mir so sehr gewünscht.«
    »Ich bin deine Mutter.«
    Ich denke daran, was passieren würde, wenn jemand, irgendwer, Sophie anfassen würde. Es wäre völlig gleichgültig, wer - Victor, der Mann im Mond, Eric - ich würde ihn umbringen. Ein Eiszapfen ins Herz, ein Auto voll mit Kohlenmonoxid. Er würde keinen Atemzug mehr tun, wenn er meine Tochter angefaßt hätte. Ich würde eine Möglichkeit

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