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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Belskirnir Beobachtungsposten aufgestellt, mein Freund«, sagte Alexej. »Die hätten Sie mühelos geschnappt.«
    »Ich verstehe«, sagte Greg und blickte sich auf dem buschbestandenen Hang um. »Haben Sie eine Ahnung, wer die sind?«

    »Halunken und Nattjegers aus den Städten im Osten, glauben wir. Kurz nachdem wir von Taloway aufgebrochen waren, traf ein Dornschnabel von Hochlochiel ein und überbrachte die Nachricht, ein ortsansässiger brolturanischer Lakai habe für einen Ausflug in die Wildnis harte Kerle angeheuert. Im Laufe des Tages entdeckte einer von Chels Spähern ein Luftschiff, das vom Kristallfluss kam und zu diesen Hügeln flog. Eine halbe Stunde später startete es wieder und flog zur Küste zurück. Rory und Chel gingen vom Schlimmsten aus …«
    »Und jetzt ist es eingetroffen.«
    »Nikolai ist auch hier«, sagte Alexej. »Er ist denen gefolgt, die Kao Chih verschleppt haben. Übrigens befindet er sich in Sicherheit.«
    Greg stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Gott sei Dank.«
    »Oder dem, der da oben die Strippen zieht, da ? Also, es gibt nur zwei Gefangene - für Nikolai ist das kein Problem. Hier aber warten viele Probleme auf uns, deshalb müssen wir die landschaftlich schöne Route nehmen, ja?«
    »Was heißt das?«, fragte Greg. »Sollen wir die Hügel umgehen?«
    »Wir überqueren sie.« Alexej grinste. »Das ist gar nicht so schwer, außerdem kommen wir auf diese Weise schneller voran.«
    Greg runzelte die Stirn. Die Erhebungen im Süden waren nicht besonders hoch, dafür aber steil und zerklüftet. Die Überquerung würde anstrengend und gefährlich werden.
    »Also gut«, sagte er. »Aber wir müssen ein Auge auf die Scherenschwänze haben - ein Biss von einem dieser Viecher, und Sie spielen nie mehr Balalaika.«
    Nachdem sie vorsichtig hangaufwärts durch den Wald geschlichen waren, brauchten sie über eine Stunde, um
die felsige Hügelkuppe zu erreichen. Inzwischen war die Sonne höher geklettert, und sie schwitzten, als sie auf einem nordwärts gewandten Felsvorsprung eine Rast einlegten. Alexej holte ein kleines, lädiertes Holzteleskop hervor und suchte den Wald ab, den sie hinter sich gelassen hatten. Greg saß in der Sonnenwärme da und dachte an seine Mutter und seine Brüder, die sich in einem Berglager südlich der Oststädte aufhielten. Seine Mutter hatte sich darüber erbost, dass man sie aus der Gefahrenzone schaffte, obwohl sie genau wusste, dass es vernünftig war. Seine Brüder Ian und Ned hatte sich ebenfalls nur unwillig in ihr Schicksal gefügt - Ian hatte vor, eine Kompanie ehemaliger Freiwilliger der Streitkräfte zusammenzustellen, und Ned wusste, dass er als Arzt gebraucht wurde.
    Ich wünschte, ihr wärt alle bei mir, dachte er, zu dem dunklen, dichten Arawn-Wald hinunterblickend. Aber wir wissen ja, was passiert, wenn man alle Eier in einen Korb legt …
    Alexej reichte ihm das Teleskop. Er schaute hindurch und musterte die Landschaft. Das Laubdach war ein wogendes grünes Meer, das sich in die Ferne erstreckte und dem Schwung der Landschaft folgte, bis es an die Utgardbarriere stieß, eine über dreihundert Kilometer lange Abfolge schroffer Felswände, die hinter der dunkelgrauen Horizontlinie verborgen war. Dahinter ragten die Gipfel eines gewaltigen Gebirgszuges in den purpurfarbenen Dunst.
    Als er so den Wald betrachtete, wurde ihm auf einmal bewusst, dass sich unter dessen Laubdach ganze Bataillone, Regimenter, Legionen, Horden verstecken konnten, deren Bewegungen dem Auge ebenso verborgen blieben wie ihre Taktik und Strategie.
    Jetzt brauchen wir nur noch eine Armee.

    Alexej deutete zu einem Orientierungspunkt in der Nähe, einem flachen Hügel, der ein paar Kilometer weiter nördlich aus dem Wald aufragte und von weiteren Erhebungen umgeben war.
    »Das ist Osips Hut - an dessen Fuß liegt Belskirnir. Nikolai hat gemeint, wir sollten uns am Wasserfall nahe dem Osthang mit ihm treffen.« Er sah Greg an. »Sind Sie bereit?«
    »Also, ich habe wenig geschlafen und nichts gegessen, aber mir bleibt wohl keine Wahl … aye, brechen wir auf.«
    Alexej lachte und knuffte ihm kameradschaftlich die Schulter. »Es wird schon gehen - Rory hat gesagt, Sie wären zäh, und das glaube ich ihm aufs Wort.«
    »Wenn wir uns wiedersehen, muss ich wohl mal ein Wörtchen mit ihm reden«, sagte Greg und kletterte hinter seinem Gefährten an der anderen Seite des schroffen Hügels hinunter. Als sie sich dem Waldrand näherten, senkte sich ein neugieriger Schwarm

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