Wait for You: Roman (Wait for You-Serie) (German Edition)
wahrscheinlich schneller trank, als weise gewesen wäre. Stephs rauchiges Lachen schien meine Haut zu durchdringen, und sie schien mit scharfen Krallen in meinen Eingeweiden zu wühlen. Schon nach ein paar Minuten saß sie förmlich auf Cams Schoß, eine Hand um seinen Bizeps geschlungen. Sie lehnte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Cam schüttelte den Kopf, woraufhin sie einen perfekten Schmollmund zur Schau trug. Was hatte sie gesagt?
Jemand – vielleicht Ollie? – drückte mir ein weiteres Glas Jose Cuervo in die Hand. Der Schnaps wärmte mich von innen und vertrieb Stephs Klauen.
»Die Socken gefallen mir.«
Als ich aufsah, entdeckte ich einen von Cams Freunden. Ich kannte seinen Namen nicht und erinnerte mich auch nicht besonders deutlich an ihn, aber er hatte ein nettes Lächeln. Ich streckte meine Beine aus und wackelte in meinen Regenbogensocken mit den Zehen. »Danke.«
Er fuhr sich mit einer Hand durch die kurz geschnittenen braunen Haare, dann blieb sie auf seinem Nacken liegen. »Schaust du dir öfter Ultimate Fighting an?«
Ich sah zum Bildschirm. Im Moment wurde einer der Kerle in die hinterste Ecke des Käfigs getreten. »Das ist das erste Mal, dass ich so etwas sehe.«
»Du klingst nicht, als würdest du das gerne wiederholen.«
Ich öffnete den Mund und war selbst überrascht, als ein Kichern daraus erklang. »Na ja, ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich so was regelmäßig sehen will.«
»Das ist eine Schande«, erklärte der Typ mit einem leichten Grinsen. »Cam veranstaltet einmal im Monat eine Kampfnacht, und wenn du auch kämst, könnte ich mich darauf freuen.«
Dazu sagte ich nichts, sondern wandte mich wieder dem Fernseher zu, während ich mir mit einer Hand das Knie rieb. Die zwei Tequila und das Bier wärmten mich auf und ließen meine Gedanken verschwimmen. Der Kerl fragte, ob ich noch etwas trinken wolle, und erst da fiel mir auf, dass meine Flasche leer war.
»Klar.« Das Lächeln auf meinem Gesicht fühlte sich sehr breit und strahlend an.
Er kehrte mit einer kalten Flasche zurück, um sich dann auf die Armlehne meines Sessels zu setzen. Hinter ihm sah Cam auf und kniff die Augen zusammen. »Bitte sehr.«
»Danke.« Ich nahm einen Schluck. Inzwischen war ich so weit, dass ich den schlechten Nachgeschmack des Biers problemlos ignorieren konnte. Für einen Moment trafen sich Cams und meine Blicke, dann zwang ich mich wegzuschauen. Stattdessen starrte ich den Kerl neben mir an. »Tut mir leid. Ich habe deinen Namen nicht mitbekommen.«
Der Typ schlug mich leicht auf die Schulter. »Ich glaube nicht, dass wir uns schon vorgestellt wurden. Ich bin Henry.«
»Avery.«
Er wiederholte meinen Namen mit einem Lächeln. »Gefällt mir. Mal was anderes.«
»Wie meine Socken?«
Henry lachte, bevor er einen kurzen Blick auf den Bildschirm warf. »Ja, wie deine Socken. Also gehst du aufs College, Avery?«
Ich nickte. »Du nicht?«
»Nö. Ich habe meinen Abschluss vor ein paar Jahren gemacht. Ich kenne Cam aus… na ja, von gemeinsamen Unternehmungen.« Er nahm einen Schluck Bier, während ich versuchte, aus dieser Aussage schlau zu werden. Dann sah Henry mit gerunzelter Stirn auf mich herunter. »Bist du überhaupt schon alt genug, um zu trinken?«
Ich kicherte. »Nö.«
»Hatte ich mir schon gedacht. Du wirkst ziemlich jung.«
»So jung bin ich gar nicht. Ich bin gerade zwanzig geworden.«
»Gott sei Dank bist du volljährig«, sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Kopfschütteln. »Ich werde einfach niemandem von dem Bier in deiner Hand erzählen.«
Ich legte den Kopf schräg und versuchte, sein Alter zu schätzen. »Wie alt bist du?«
Er musterte mich wieder. »Alt genug, um es besser zu wissen.«
Bevor ich ihn dazu bringen konnte, diese Aussage näher zu erläutern, schrie Cam: »Hey, Henry, komm mal eine Sekunde her.«
Henry rutschte von der Armlehne des Sessels und bahnte sich seinen Weg um ein paar andere Kerle herum. Steph lehnte sich mit verschränkten Armen zurück, als Cam Henry zu sich heranwinkte. Ich hatte keine Chance, seine Worte zu verstehen, aber danach zog Henry sich zurück und ging zu Jase, der an der Wand lehnte.
Ich war neugierig, was da drüben passierte, und spürte den Drang, ein wenig nachzuforschen. Ich öffnete den Mund – warum auch nicht –, aber Steph griff nach Cams Arm, und das lenkte mich ab. Er flüsterte ihr etwas zu. Sie riss ihre Hand zurück und warf mir einen Blick zu, den man nur als »zickig«
Weitere Kostenlose Bücher