Wait for You: Roman (Wait for You-Serie) (German Edition)
oder noch schlimmer, Cam mit in die Sache hineingezogen.
Ich saß auf meinen Sessel im Wohnzimmer und starrte zu ihnen auf. »Leute, und jetzt…?«
Brit verschränkte die Arme vor der Brust und schob entschlossen das Kinn vor. »Wir sind deine Freunde und du machst offensichtlich gerade irgendeine Krise durch, also sind wir hier und du wirst uns auch so einfach nicht mehr los.«
»Ich mache keine Krise durch.« Gott, hatte Cam ihnen erzählt, was er gesehen hatte? Mir rutschte der Magen in die Kniekehlen, aber ich erklärte mir, dass er das nie getan hätte. Zumindest ging ich nicht davon aus.
»Ach wirklich?«, sagte Jacob, der gerade wieder aus der Küche kam. »Seitdem du aus den Thanksgivingferien zurückgekommen bist, läufst du durch die Gegend wie ein Zombie, und zwar nicht wie die coole, hirnfressende Sorte. Du siehst aus, als würdest du dir ständig die Augen ausheulen, du gehst Cam und jeder Erwähnung von ihm aus dem Weg, und in deiner gesamten Küche gibt es nichts Essbares.«
Die letzte Aussage sorgte dafür, dass ich die Augenbrauen hochzog. »Ich gehe Cam nicht aus dem Weg.«
»Bullshit«, antwortete Brit. »Ich habe mich gestern mit Cam unterhalten. Er sagt, du willst nicht mit ihm reden, gehst weder ans Telefon noch öffnest du die Tür, wenn er es ist, und du warst nicht in deinem Astronomiekurs.«
Ich spürte einen scharfen Stich in der Brust. Fast hätte ich gefragt, ob Brit auf ihn zugekommen war, aber dann befand ich, dass es keine Rolle spielte. Je weniger ich an Cam dachte, desto besser. Es half, seinen Namen nicht auszusprechen.
Von meinen Freunden seinetwegen ins Kreuzverhör genommen zu werden, half dagegen nicht.
»Habt ihr beide euch gestritten?« Jacob ließ sich auf die Couch fallen.
Hatten wir das? Eigentlich nicht. Ich schüttelte den Kopf. »Es ist nichts, Leute. Wir haben uns nicht gestritten. Ich war nur einfach nicht in der Stimmung, mit ihm zu reden.«
Brit warf mir einen langen Blick zu. »Avery, auch das ist Bullshit.«
Ich hob hilflos die Hände.
»Warum bist du nicht zu Astronomie gegangen?«, fragte sie.
»Ich habe den Kurs geschmissen.«
Sie keuchte. »Du hast den Kurs geschmissen? Avery, der letzte Tag, an dem man sich von Kursen noch offiziell abmelden konnte, war… oh mein Gott, du lässt dich durchfallen?«
»Keine große Sache.«
Brit starrte mich an, genauso wie Jacob. »Hast du den verdammten Verstand verloren, Avery?«
Ich verzog das Gesicht. »Nein.«
Brit holte tief Luft, dann sah sie zwischen Jacob und mir hin und her. »Jacob, schaffst du es allein zurück zum Wohnheim?«
Er runzelte die Stirn. »Ja, schon, so weit ist es ja nicht, aber…«
»Gut«, flötete sie, lehnte sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Bis später dann.«
Jacob sah sie einen Moment nur kopfschüttelnd an. Dann umarmte er mich kurz und ging. »Warum hast du ihn rausgeschmissen?«, fragte ich.
»Weil wir von Frau zu Frau sprechen müssen«, antwortete sie.
Oh Mann.
Brit lehnte sich vor und umklammerte ihre Knie. »Was ist zwischen euch beiden passiert?«
Ich bemühte mich, eine gute Ausrede dafür zu finden, dass ich Cam auswich. »Ich glaube einfach nicht, dass es das Richtige wäre, eine Beziehung mit ihm anzufangen.«
»Okay. Das kannst du selbst entscheiden. Aber auch keine Freundschaft? Ist das so unmöglich, dass du nicht mal mit ihm im selben Kurs sitzen kannst?«
»Wir können keine Freunde sein«, erklärte ich langsam. Dieses Gespräch strengte mich jetzt schon an. »So ist es einfach, okay? Ich will wirklich nicht drüber reden. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber es gibt nichts zu sagen. Ich will ihn nicht sehen. Ende der Geschichte.«
Ich will ihn nicht sehen . Leider war das nur zum Teil wahr. Ich schämte mich zu sehr, um ihm ins Gesicht zu sehen, aber gleichzeitig vermisste ich ihn. Es war erst eine Woche vergangen, aber jetzt schon fehlten mir seine besserwisserischen Kommentare, sein Charme und Witz, und – ich stoppte den Gedankengang mit einem Kopfschütteln.
Brit schob sich die Haare aus dem Gesicht. »In Ordnung, aber ich möchte dir eine Frage stellen, und ich will verdammt noch mal eine ehrliche Antwort, okay?«
Ich riss die Augen auf. »Okay.«
»Hat er etwas versucht?«
»Was?«, kreischte ich.
Sie erwiderte meinen Blick. »Hat er dir wehgetan oder irgendwas?«
»Oh mein Gott, nein.« Ich stand auf und strich mir mit den Händen über die Hüfte. »Cam hat gar nichts getan. Ganz ehrlich. Er hat nichts falsch gemacht.
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