Wait for You
»Wird es wohl.«
»Lebst du hier, oder bist du nur zu Besuch…?«
Ich räusperte mich, während die Schildkröte mit den Beinen wedelte, als wolle sie sich befreien. »Ich… ich wohne hier.«
»Ohne Scheiß?« Er riss seine babyblauen Augen auf und schlenderte um das Treppengeländer herum, das zwischen unseren Wohnungstüren lag. Ich konnte nicht umhin zu bemerken, wie tief seine Trainingshose auf seiner schmalen Hüfte hing. Und sein Bauch! Er war muskelbepackt… ein ziemlich großes Waschbrett. »Du wohnst hier wirklich?«
Ich zwang mich, den Blick zu heben, doch sofort blieb mein Bick an seiner Sonnentätowierung hängen. »Ja. Ich wohne hier wirklich.«
»Das ist… keine Ahnung.« Er lachte wieder, und ich suchte seinen Blick. »Echt irre.«
»Warum?« Bis auf die Tatsache, dass er im Flur meines Wohngebäudes stand, oben ohne und barfuß, mit einer Schildkröte namens Raphael auf dem Arm?
»Ich wohne auch hier.«
Ich starrte ihn an. Jetzt ergab sein halbnackter Zustand Sinn, und wahrscheinlich auch die Schildkröte. Aber das konnte nicht sein. Viel zu viele Zufälle. »Du machst Witze, richtig?«
»Nein. Ich wohne hier schon eine Weile – ein paar Jahre, mit meinem Mitbewohner. Du weißt schon, der Vollpfosten, der den armen Raphael nach draußen gesetzt hat.«
»Hey!«, schrie der Kerl aus der Wohnung. »Ich habe einen Namen. Es heißt Señor Vollpfosten!«
Cam lachte. »Wie auch immer… bist du übers Wochenende eingezogen?«
Ich erwischte mich dabei, wie ich nickte.
»Leuchtet ein. Ich war zu Hause und habe die Familie besucht.« Er verschob Raphael in die andere Hand und drückte das herumzappelnde Tier gegen seine Brust. »Na ja, also…«
Ich umklammerte die Türklinke so fest, dass meine Knöchel wehtaten. »Ist das… ähm…, deine Schildkröte?«
»Ja.« Ein halbes Grinsen erschien, als Cam den kleinen Kerl höher hob. »Raphael, das ist Avery.«
Ich winkte der Schildkröte zu und fühlte mich sofort bescheuert deswegen. Das Tier zog nämlich nur den Kopf wieder in seinen grünbraunen Panzer zurück. »Das ist ein sehr interessantes Haustier.«
»Und das ist eine wirklich interessante Hose.« Sein Blick wanderte nach unten. »Was sind das?« Er lehnte sich mit zusammengekniffenen Augen vor, und ich versteifte mich. »Pizzastücke?«
Hitze stieg in meine Wangen. »Das sind Eiswaffeln.«
»Aha. Gefallen mir.« Als Cam sich aufrichtete, glitt sein Blick langsam über mich und hinterließ dabei eine seltsame Hitze auf meiner Haut. »Sehr sogar.«
Sofort ließ ich die Türklinke los und verschränkte die Arme über der Brust. Cams Mundwinkel zuckten. Ich kniff die Augen zusammen. »Danke. Das bedeutet mir wirklich viel.«
»Das sollte es auch. Die Hose besitzt jetzt mein persönliches Gütesiegel.« Er biss sich auf die Unterlippe, als seine Wimpern sich hoben und diese unglaublichen Augen meinen Blick trafen. »Ich muss Raphael wieder in sein kleines Reich bringen, bevor er mir auf die Hand pieselt, was er jeden Moment tun wird. Und das nervt.«
Meine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Grinsen. »Das kann ich mir vorstellen.«
»Also, komm doch rüber. Die Jungs wollen demnächst gehen, aber eine Weile sind sie schon noch da. Du könntest sie kennenlernen.« Er kam langsam näher und senkte die Stimme. »Sie sind nicht mal ansatzweise so interessant wie ich, aber trotzdem nicht schlecht.«
Ich warf einen Blick über seine Schulter. Ein Teil von mir wollte seiner Einladung folgen, die andere Hälfte wollte nichts mit der ganzen Sache zu tun haben. Dieser Teil siegte. »Danke, aber ich war auf dem Weg ins Bett.«
»So früh?«
»Es ist doch sicherlich schon nach Mitternacht.«
Sein Grinsen wurde breiter. »Das ist trotzdem früh.«
»Vielleicht für dich.«
»Bist du dir sicher?«, hakte er nach. »Ich habe Cookies.«
»Cookies?« Ich zog die Augenbrauen hoch.
»Ja, und ich habe sie selbst gemacht. Ich kann richtig gut backen.«
Aus irgendeinem Grund konnte ich mir das schwer vorstellen. »Du hast Cookies gebacken?«
»Ich backe eine Menge Sachen, und ich bin mir sicher, dass du dich danach verzehrst, mehr darüber zu hören. Heute Abend waren es Schokoladen-Walnuss-Cookies. Sie sind der Wahnsinn, wenn ich das mal so sagen darf.«
»So toll das auch klingt, ich muss ablehnen.«
»Vielleicht ein andermal?«
»Vielleicht.« Unwahrscheinlich. Ich trat zurück und griff nach der Tür. »Nun, es war schön, dich wiederzusehen, Cameron.«
»Cam«, verbesserte er
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