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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Wunde. "Sitze nun, dieweil ich schlafe," sprach er dann, "und halte mir zur Bruderbusse Fafnirs Herz ans Feuer; das will ich essen auf diesen Bluttrunk."
    "Du entflohst, und mit meiner Stärke hatt’ ich’s allein zu tun wider des Wurmes Kraft, während du fern auf der Heide lagst," sagte Sigurd trotzig.
    "Ohne das Schwert, das ich dir schmiedete, hättest du ihn noch lange liegen lassen."
    "Mut ist besser als Schwerteskraft," antwortete Sigurd. Während nun Regin schlief, briet er das Wurmherz am Spiess. Als der Saft herausschäumte, griff er mit dem Finger daran, zu fühlen, ob es gar wäre; er verbrannte sich und steckte den Finger in den Mund; und als ihm Fafnirs Herzblut auf die Zunge kam, hörte er Vogelstimmen, die er verstand; Schwalben [Fußnote: Schwalben nach Grimm, Waldspechte nach andern.] sassen auf den Zweigen eines Baumes und sangen. Die eine: "Dort sitzt Sigurd und brät Fafnirs Herz; klug wäre der Held, ässe er es selbst"; die andre: "Dort liegt Regin und sinnet, wie er treulos Sigurd verderbe"; die dritte: "Hauptes kürzer lasse er den grauhaarigen Schwätzer zur Hel fahren"; die vierte: "Klug deuchte mir der Held, wenn er euren Rat verstände und auf seiner Hut wäre"; die fünfte: "Töricht wäre Sigurd, liess’ er den einen Bruder entkommen und hat dem andern das Leben geraubt"; die sechste: "Sehr töricht ist er, wenn er den Feind verschont, der ihn jetzt schon in Gedanken verraten hat"; die siebente: "Hauptes kürzer mach’ er ihn; dann wird er allein schalten über Fafnirs Gold."
    Auf sprang da Sigurd, hieb Regin das Haupt ab, ass Fafnirs Herz und trank sein Blut. Da hörte er abermals, wie eine Vogelstimme sprach: "Eine Maid weiss ich, die allerschönste. Binde die goldnen Ringe zusammen, wenn du sie werben möchtest! Zu Giuki führen grüne Pfade; dem Wandernden weist das Schicksal die Wege. Eine Tochter hat Giuki, die magst du um Mahlschatz gewinnen. Ich weiss auf dem Berge eine Maid schlafen; Feuer lodert darüber hin, Yggr (Odin) stach sie mit dem Schlafdorn. Niemand vermag ihren Schlummer zu brechen gegen der Nornen Beschluss. Du sollst, Held, die Maid unter dem Helme sehn." –
    Sigurd ritt auf Fafnirs Spur nach dessen Hause. Von Eisen waren die Türen und standen offen, von Eisen war alles Zimmerwerk und das Gold in die Erde gegraben. Er fand unermessliche Schätze. Er nahm den Ögirshelm, die Goldbrünne, das Schwert Hrotti, den Ring Andwaranaut und viele andre Kleinode und belud Grani damit. Aber das Ross wollte nicht vorwärts gehen, bis Sigurd auf seinen Rücken stieg.
4. Brunhilds Erweckung.
    Sigurd ritt lange Wege fort, bis dass er nach Hindarfiall kam, und wandte sich südwärts nach Frankenland. Auf einem Berge sah er ein grelles Licht, gleich als brenne dort grosses Feuer, von dem es zum Himmel emporleuchte. Als er hinzukam, stand da eine Schildburg und oben heraus ragte ein Banner. Er ging hinein und fand ein Menschenkind in voller Rüstung schlafen; er zog ihm den Helm ab und sah, dass es ein Weib war. Die Brünne war fest, wie angewachsen; er zerschnitt sie mit seinem Schwert und zog sie ihr ab; da erwachte sie, und fragte: "Was zerschnitt mir die Brünne? Wie kam ich aus dem Schlaf? Wer befreite mich der Bande?"
    "Der ist Wölsungen Geschlechts," antwortete er, "der das getan; Sigurd, Sigmunds Sohn."
    "Lange schlief ich," sprach sie wieder, "lange währen der Menschen Übel. Odin waltete dessen, dass ich die Schlummerrunen nicht abzuschütteln vermochte."
    Er setzte sich zu ihr und fragte nach ihrem Namen. Sie nahm ein Horn voll Met und gab ihm den Willkommtrunk: "Heil dir, Tag, Heil euch, Tagessöhne! Heil dir, Nacht und nährende Erde! Mit unzornigen Augen schauet auf uns und verleihet uns Sieg! Heil euch Asen! Heil euch Asinnen! Gebet uns Weisheit und heilkräftige Hände! Walküre war ich, – eine Sigurdrifa (Siegspenderin), Brunhild heiss’ ich."
    Und sie erzählte, wie einst zwei Könige miteinander kämpften; der eine war alt und ein gewaltiger Krieger und Odin hatte ihm Sieg verheissen. Der andre hiess Agnar, den wollte niemand schützen, "Da liess ich den alten König auf die Walstatt sinken, und Sieg gab ich dem jungen. Darum ward Odin mir überzornig; nie mehr Sieg erkämpfen sollte ich, sondern mich vermählen. Aber ich tat das Gelübde, mich keinem Mann zu vermählen, der sich fürchten könne. Odin stach mich mit dem Schlafdorn, umschloss mich mit Schilden, mit roten und weissen, und liess Feuer brennen um meinen Saal. Und der allein, gebot er,

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