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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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dir’s; er erschlug den Wurm, und er war’s, der durch die Waberlohe ritt, und du hieltest ihn für Gunnar. Sigurd nahm dir von der Hand den Ring Andwaranaut, hier: schau ihn an meinem Finger."
    Da sah Brunhild den Ring und erkannte ihn; und ward bleich wie der Tod, ging heim und sprach kein Wort an dem Tag.
    Und als abends Gudrun und Sigurd in ihrer Kammer sassen, fragte sie: "Warum ist Brunhild so unfroh?"
    "Ich weiss es nicht, doch mir ahnt nichts Gutes."
    "Weshalb ist sie nicht zufrieden mit ihrem Glück, da sie doch den Mann gewann, den sie am liebsten haben wollte?"
    "Sagte sie, wen sie am liebsten wolle?"
    "Ich will sie morgen danach fragen."
    "Frage nicht; es würde dich reuen!"
    Aber am nächsten Morgen, als Brunhild und Gudrun beisammen in ihrer Kammer waren und Brunhild schweigend sass, sprach Gudrun: "Sei heiter, Brunhild! Hat dich meine Rede betrübt? Vergiss sie. Was kränkt dir den Sinn?"
    "Eitel Bosheit treibt dich, zu fragen," antwortete Brunhild, "du hast ein grimmes Herz. Frage nach Dingen, die dir zu wissen ziemen. Sei zufrieden mit deinem Geschick, da euch ja alles nach Wunsch ergeht."
    "Noch ist’s zu früh, mein Glück zu loben! Was liegt hier Geheimes? Was hast du wider mich?"
    "Das sollst du entgelten, dass du Sigurd gewannst. Mein ist Sigurd, und du sollst weder seiner noch des Fafnirgoldes geniessen. Wir haben uns Eide geschworen, und ihr wusstet, dass ihr mich betroget; – das will ich rächen."
    "Wahrlich, ich wusste nichts von eurem Bunde. Nun bist du ja doch edelstem Manne vermählt und hast des Goldes und der Macht genug."
    "Sigurd erschlug den Wurm; das ist mehr als aller Giukungen Reich! Sigurd ritt durch das Feuer, was Gunnar nicht wagte!"
    "Wohl hat er’s gewagt! Aber das Ross wollte nicht rennen unter ihm."
    "Und ich traue Grimhild nicht mit ihren Zauberkünsten."
    "Beschuldige sie nicht, sie hält dich wie ihre Tochter."
    "Sie brachte ihm einen Trank, mein’ ich, das er meiner vergass."
    "Was redest du für wilde Worte? – Das ist eine böse Lüge!"
    "So wahr geniesset denn Sigurds, so wahr ihr mich nicht betrogen habt!"
    "Glücklicher werd’ ich mit ihm sein, als du es wünschest."
    "Böse redest du; – des sollst du gedenken. Doch lassen wir die Zornworte."
    "Du schleudertest zuerst Scheltreden auf mich; – nun stellst du dich zufrieden; – aber Grimm wohnt darunter."
    "Ich schwieg von meinem Harm, der mir im Herzen wohnte; lassen wir die taktlose Rede!"
    "Unheimliche! Du sinnst Arges!" sprach Gudrun und eilte fort.
4. Brunhildens Harm.
    Brunhild legte sich schweigend auf das Lager.
    Da liefen die Mägde und sagten Gunnar, dass ihre Herrin krank liege. Er ging zu ihr und fragte, was ihr fehle? Aber sie antwortete nicht und lag wie tot da; und als er nicht abliess von ihr mit Fragen, sprach sie: "Was tatest du mit dem Ring Andwaranaut, den du mir vom Finger zogst? Ich habe mich dem Manne verheissen, der Grani reiten und durch meine Waberlohe sprengen würde! Aber dessen erkühnte sich keiner ausser Sigurd allein. Er erschlug den Wurm, er ritt durch das Feuer; aber nicht du, Gunnar, der du jetzt erbleichst wie eine Leiche. Gelobt hab’ ich, den allein zu lieben, der von Odins Geschlecht sei; das ist Sigurd. Eidbrüchig bin ich nun, und ihr habt mich betrogen, und deshalb sinn’ ich deinen Tod. Auch hab’ ich Grimhild zu vergelten; kein schlimmeres Weib gibt’s als sie."
    "Du sprichst viel, was falsch ist. Schlimm bist du, weil die Frau du beschuldigst, die dich überragt. Sie mordete nicht Männer wie du, und lebt in Ehren."
    "Kein Tadel haftet an mir. Nicht Untaten hab’ ich, während ich unter Helm und Brünne fuhr, getan. Anders bin ich als ihr geartet, und am liebsten möcht’ ich dich erschlagen."
    Und sie hätte Gunnar getötet, wenn nicht Högni, der hinzukam, sie gebunden hätte. Aber Gunnar sprach: "Ich will nicht, dass sie in Fesseln liege," und löste sie.
    "Kümmere dich nicht darum!" rief Brunhild; "nie mehr siehst du mich fröhlich in deiner Halle."
    Sie richtete sich auf, zerriss die Borten, die sie zu weben begonnen hatte, und befahl, ihre Kammertüren zu öffnen, dass man ihre Wehklage weithin durch die Burg erschallen hörte. Dann lag sie wieder schweigend auf ihrem Pfühl und jammernd liefen ihre Mägde zusammen.
    "Was ist euch? Warum gebärdet ihr euch wie Unsinnige," fragte Gudrun eine der Frauen: "Gehe hin, wecke deine Herrin, wir wollen zu Tische gehen und fröhlich sein."
    "Das wag’ ich nicht," antwortete die Frau. "Wie tot liegt sie und

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