Walking Disaster
hustete sie.
»Okay«, sagte Betty und steckte sich irgendwas Komisches in die Ohren. Das andere Ende davon drückte sie auf Mommys Brust. »Zeit, sich auszuruhen.«
»Mir bleibt keine Zeit mehr«, flüsterte Mommy.
Becky sah meinen Dad an. »Es geht zu Ende, Mr. Maddox. Sie sollten jetzt besser die anderen Jungs holen, damit sie sich verabschieden.«
Dad presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. »Ich bin noch nicht bereit.«
»Sie werden nie bereit sein, ihre Frau zu verlieren, Jim. Aber Sie wollen sie doch nicht gehen lassen, ohne dass die Jungs sich verabschieden konnten.«
Dad überlegte kurz, dann wischte er sich mit dem Ärmel über die Nase und nickte. Er stampfte aus dem Zimmer, als sei er wütend.
Ich beobachtete Mom, sah, wie sie versuchte, Luft zu holen, und wie Becky die Zahlen an einem Gerät neben ihr kontrollierte. Ich berührte Mommys Hand. In Beckys Blick konnte ich sehen, dass sie etwas wusste, das ich nicht wusste. Mir wurde übel.
»Weißt du, Travis«, sagte sie und beugte sich zu mir hinunter, um mir in die Augen zu schauen, »die Medizin, die ich deiner Mommy jetzt gebe, macht sie schläfrig, aber sie kann dich trotzdem noch hören. Du kannst ihr immer noch sagen, dass du sie lieb hast und vermissen wirst, und sie wird alles hören, was du sagst.«
Ich schaute Mommy an und schüttelte rasch den Kopf. »Ich will sie aber nicht vermissen.«
Becky legte ihre weiche, warme Hand auf meine Schulter, genau wie Mommy es immer getan hatte, wenn ich traurig war. »Deine Mommy möchte ja gerne hier bei dir sein. Das wünscht sie sich so sehr. Aber Jesus möchte sie jetzt bei sich haben.«
Ich machte ein finsteres Gesicht. »Ich brauche sie doch mehr als Jesus.«
Becky lächelte, dann drückte sie einen Kuss auf meine Haare.
Dad klopfte an die Tür und kam herein. Meine Brüder drängten sich auf dem Flur um ihn. Becky nahm mich bei der Hand und führte mich zu ihnen.
Trenton ließ Moms Bett keine Sekunde aus den Augen. Taylor und Tyler schauten überallhin, nur nicht auf das Bett. Irgendwie gab es mir ein besseres Gefühl, dass sie alle genauso verängstigt aussahen, wie ich mich fühlte.
Thomas stand direkt neben mir, nur ein bisschen weiter vorn, als beschützte er mich, so wie an dem Tag, als wir im Garten vor dem Haus spielten und die Nachbarsjungen versuchten, eine Rauferei mit Tyler anzufangen. »Sie sieht nicht gut aus«, sagte Thomas.
Dad räusperte sich. »Mom ist schon lange sehr schwer krank, Jungs, und jetzt ist es Zeit für sie … es ist an der Zeit, dass sie …« Seine Stimme erstarb.
Becky schenkte uns ein schwaches, mitfühlendes Lächeln. »Eure Mom hat nichts mehr gegessen und getrunken. Ihr Körper lässt sie im Stich. Das wird jetzt sehr schwer werden, aber es ist der richtige Moment, um eurer Mom zu sagen, wie lieb ihr sie habt und dass ihr sie vermissen werdet und dass es in Ordnung ist, wenn sie euch jetzt verlässt. Sie muss wissen, dass das okay ist.«
Meine Brüder nickten alle gleichzeitig. Alle außer mir. Es war nicht okay. Ich wollte nicht, dass sie uns verlässt. Es war mir egal, ob Jesus sie bei sich haben wollte. Sie war meine Mommy. Er konnte doch eine alte Mommy nehmen. Eine, die keine kleinen Jungs hatte, um die sie sich kümmern musste. Ich versuchte, mir alles ins Gedächtnis zu rufen, was sie mir gesagt hatte. Ich versuchte, es innen in meinem Kopf festzukleben: Spielen. Daddy besuchen. Um jemanden kämpfen, den ich liebe. Diese letzte Sache machte mir Kopfzerbrechen. Ich liebte meine Mommy, aber ich wusste nicht, wie ich um sie kämpfen sollte.
Becky beugte sich zu meinem Dad und flüsterte ihm etwas zu. Er schüttelte den Kopf, schließlich nickte er meinen Brüdern zu. »Okay, Jungs. Wir wollen uns verabschieden, und dann musst du deine Brüder ins Bett bringen, Thomas. Bei dem, was noch kommt, brauchen sie nicht dabei sein.«
»Ja, Sir«, gab Thomas zurück. Ich wusste, dass seine tapfere Miene nur gespielt war. Sein Blick war genauso traurig wie meiner.
Thomas sagte als Erster etwas zu ihr, nach ihm flüsterten Taylor und Tyler ihr gleichzeitig jeder etwas in ein Ohr. Trenton weinte und umarmte sie am längsten. Alle versicherten ihr, es sei okay, wenn sie uns jetzt verlassen würde. Alle außer mir. Mommy antwortete nicht mehr.
Thomas zog an meiner Hand und führte mich aus ihrem Schlafzimmer. Ich ging rückwärts, bis wir auf dem Flur standen. Ich versuchte mir einzureden, sie würde nur schlafen, aber in meinem
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