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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Abteilung, wo ich Bänder von abgehörten Gesprächen durchgehen musste und Ähnliches.«
    »Warum wurden Sie versetzt?«
    »Adebach legte sich einen neuen Adjutanten zu. Einen gemeinen Schuft namens Helmut Kittel. Der hatte es auf mich abgesehen.«
    »Hatten Sie, während Sie zu Adebachs Stab gehörten, jemals etwas mit einem Major Georg Drescher zu tun? Er diente bei der Hauptverwaltung Aufklärung oder bei Sonderoperationen. Wahrscheinlich gehörte er zur Sektion A. Ich habe Grund zu der Annahme, dass er an einem Projekt namens Operation Walküre mitwirkte.«
    Berger dachte angestrengt nach. Offensichtlich gab er sich große Mühe, sein Geld zu verdienen. »Nein ... Ich glaube nicht, dass ich in meiner Abteilung je auf ihn gestoßen bin. Auch von der Operation Walküre habe ich nichts gehört.«
    »Dabei ging es um die Ausbildung junger Frauen für Sonderaufträge.«
    Erneut setzte Berger eine finster-grüblerische Miene auf, doch dann erhellten sich seine Züge. »Einen Moment ... Ich erinnere mich, dass Adebach ein paar Akten verlangte, die von einem Kurier geliefert worden waren. Der Kurier hatte nach Kittel gefragt. Anscheinend sollte er ihm die Unterlagen persönlich übergeben, bevor sie an Adebach weitergeleitet wurden. Aber Kittel hatte Mittagspause, und so ging ich mit den Akten zu Adebach. Der telefonierte gerade und forderte mich auf zu warten. Er blätterte die Akten durch und winkte mich weg. Aber ich entsinne mich, dass sie Fotos von jungen Frauen enthielten. Eigentlich waren es noch Teenager. Außerdem trugen die Papiere einen HVA-Stempel. Als Kittel von der Mittagspause zurückkam, drehte er durch. Kurz darauf wurde ich versetzt.«
    »Wie sah Kittel aus?«
    »Er war eine elende Pissnelke. Ungefähr einen Meter neunzig groß und ein Strich in der Landschaft. Wahrscheinlich wegen all der Zigaretten. Ein echter Kettenraucher.«
    »Wie alt war er?«
    »Vielleicht dreißig«, sagte Berger voller Abscheu. »Sah jünger aus. Der Wunderknabe der Abteilung.«
    »Er war also an dem Projekt beteiligt, auf das sich die Akten bezogen?«
    »Ich weiß nicht, ob ›beteiligt‹ das richtige Wort ist. Er war ein Handlanger. Ein reiner Bürohengst. Aber er muss viele der Akten, die über Adebachs Schreibtisch gingen, zu Gesicht bekommen haben.«
    Sylvie schwieg eine Weile und blickte sich in der kargen, langweiligen Wohnung um, ohne sie wahrzunehmen.
    »War das nützlich für Sie?«, fragte Berger erwartungsvoll.
    »O ja«, erwiderte Sylvie. »Ich glaube, die Wege von Herrn Kittel und mir haben sich bereits gekreuzt.«
    »An Ihrer Stelle würde ich vorsichtig mit ihm umgehen. Wie ich höre, ist er zu höheren Dingen aufgestiegen. Ermittlungen. Ausmerzung von unerwünschten Elementen. Er entwickelte einen üblen Ruf.«
    »Keine Sorge ... Siegfried und ich verstehen einander nur allzu gut«, sagte Sylvie und achtete nicht weiter auf Bergers verwirrte Miene.
     
9.
    Es war ein freundlicher Morgen. Wieder lag eine angenehme Frische in der Luft, und Fabel erwachte in einer optimistischeren Stimmung. Karin Vestergaard war bereits im Präsidium, als er eintraf, und er wartete geduldig, bis sie mehrere Telefonate auf Dänisch beendet hatte.
    »Entschuldigung«, sagte sie. »Ich hatte mein Büro angewiesen, aus dänischer Perspektive weitere Einzelheiten über Gina Bransted und die NeuHansa Group einzuholen. Allem Anschein nach hat Bransted ebenso viele Geschäfte in Kopenhagen laufen wie hier in Hamburg. Auch in sämtlichen anderen skandinavischen Ländern gehören ihr Unternehmen.«
    »Nichts Verdächtiges?«
    »Offenbar nicht. Sie scheint auf dem Gebiet der Entsorgung und der Umwelttechnologie sehr aktiv zu sein. Das ist heute ein sehr einträgliches Geschäft.«
    »Ich habe für heute Nachmittag ein Treffen mit ihr vereinbart«, erklärte Fabel. »Glauben Sie mir, das war nicht leicht. Aber heute Morgen haben wir keinen langen Weg vor uns.«
    Fabel hatte nicht zu viel versprochen, denn die Hochschule der Polizei Hamburg am Braamkamp war weniger als einen Kilometer vom Polizeipräsidium entfernt. Hier wurden die Anwärter und Anwärterinnen für den gehobenen Dienst ausgebildet und mit neuen Polizeimethoden vertraut gemacht. Fabel kannte das Gebäude nur zu gut. Der Hauptkorridor war mit Studenten gefüllt, die eine Vorlesungspause machten. Fabel dachte unwillkürlich an seine Tochter Gabi, deren noch zu treffende Entscheidung sie ebenfalls hierherführen konnte.
    Mit Hauptkommissar Michael Lange hatte Fabel noch nie

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