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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Es stimmt, ich habe diese Möglichkeit gewählt. Mein Körper gehört mir, und ich kann damit tun, was ich will. Außerdem ist es ziemlich leicht verdientes Geld. In ein paar Stunden am Wochenende verdiene ich mehr als die meisten in einem Monat. Sie können mir glauben, dass mir das Medizinstudium dadurch sehr erleichtert wird.«
    »Das ist nicht der entscheidende Punkt, Christa. In diesem Beruf habe ich wirklich erfahren, welch finstere Seiten die menschliche Natur besitzt, und ich verstehe nicht, warum sich jemand wie Sie darin verstricken will. Sie meinen vielleicht, dass Sie das ein oder zwei Jahre tun werden und dann Ihr normales Leben fortsetzen können. Aber glauben Sie mir, so funktioniert das nicht. Sie werden es für den Rest Ihres Lebens nicht mehr abschütteln. Jede Ihrer Beziehungen wird dadurch beeinträchtigt werden. Sie werden nicht mehr in der Lage sein, das Gute in den Menschen zu sehen.«
    »Was geht Sie das an, Herr Hauptkommissar? Versuchen Sie etwa, meine Seele zu retten?«
    »Es geht mir nicht um Ihr moralisches Wohlbefinden, Christa, sondern darum, dass Sie sich in Gefahr bringen. Sie studieren Medizin, also kennen Sie die Risiken. Für Ihre Gesundheit, meine ich.«
    »Und weil ich Medizin studiere, kann ich auf mich aufpassen. Wirklich, Herr Fabel, ich brauche mich nicht vor Ihnen zu rechtfertigen. Frauen werden seit Jahrhunderten von Männern ausgebeutet. Nun revanchiere ich mich ein bisschen.«
    Fabel merkte, dass Christa trotz ihrer vorgetäuschten Unbekümmertheit durch die Ereignisse der letzten Stunde stark erschüttert worden war. Doch er wusste nicht, warum er sich auf die Diskussion mit ihr eingelassen hatte. Ihr Verhalten ging ihn tatsächlich nichts an, und er beschloss, das Thema fallen zu lassen.
    »Es ist Ihr Leben, Christa ...« Fabel seufzte. Er betrachtete die vor ihm liegenden Notizen. »Ich weiß, dass es sehr schwer für Sie ist, aber versuchen Sie bitte, sich daran zu erinnern, ob Sie etwas gesehen oder gehört haben, das in Ihrer Aussage bisher unerwähnt geblieben ist. Ist niemand aus dem Hof gekommen? Ich meine, als Sie hineingingen.«
    »Nein. Niemand. Nicht dass ich es vergessen oder nicht bemerkt hätte. Ich bin sicher, dass niemand da war. Wenn ich in Eile bin, laufe ich meistens durch diese Gasse. Sie führt von der Erichstraße direkt bis zum Hof. Man muss immer vor widerlichen Kerlen auf der Hut sein, deshalb habe ich die Augen offengehalten. Es war niemand da.«
    »Aber das ist doch widersprüchlich. Sie müssen Sekunden nach dem Überfall dort eingetroffen sein.«
    »Bin ich auch, nach seinem Blutverlust zu schließen. Aber das ändert nichts daran, dass ich niemanden aus der Gasse kommen oder hineingehen sah.«
    »Wie ich hörte, haben Sie Erste Hilfe geleistet. Ihre medizinische Ausbildung hat Sie also aktiv werden lassen?«
    »Allerdings nur in Maßen. Inzwischen dürfte er tot sein. Der Täter war sehr geschickt. Westland ist durch einen einzigen Schnitt aufgeschlitzt worden, der wie bei einem japanischen Selbstmord, dem seppuko, gerade und sehr tief war. Der massive Blutverlust deutet daraufhin, dass die Bauchaorta verletzt worden ist. Man kann sie nicht schließen, bevor er verblutet.«
    Fabel beobachtete Christas unschuldiges junges Gesicht, während sie über den Tod eines Menschen sprach. Ihre Beschreibung war klinisch, doch ihre Stimme bebte, und ihre Hände kneteten die Wollmütze auf ihrem Schoß noch heftiger.
    »Was hat er zu Ihnen gesagt?«
    »Das habe ich schon erzählt. Vorhin.«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Christa, möchte ich es noch einmal hören.«
    »Er war fast bewusstlos, als ich ihn erreichte. Und er zitterte. Seine einzigen Worte lauteten: ›Es war eine Frau. Sie hat gesagt, sie sei der Engel.‹ Er sprach Englisch. Es ist seltsam, dass ich ihn nicht erkannt habe. Ich wusste nicht, wer er war, bis es mir mitgeteilt wurde. Ich sah nur ... nur einen sterbenden Mann.« Sie richtete ihren ernsten Blick auf Fabel. »Ich habe noch nie jemanden sterben sehen. Wahrscheinlich werde ich mich daran gewöhnen müssen.«
    »Das tut man nie.«
    Als Fabel keine Fragen mehr hatte und lange nachdem Christa keine weiteren Antworten mehr geben konnte, bot er ihr an, sich von einem Streifenwagen nach Hause bringen zu lassen. Sie bat darum, zum Haus Ihrer Eltern in Barmbek gefahren zu werden.
    »Kann man mich am Ende der Straße absetzen? Meine Eltern ... wissen nicht, was ich mache.«
     
    Nachdem sich Christa Eisel verabschiedet hatte, betrat

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