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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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damaligen Engel-Morde gewesen, wenn sie sich nicht schon hinter Schloss und Riegel befunden hätte. Auch müssen wir berücksichtigen, dass es sich in ihrem Fall nicht um Serienmorde, sondern um Mordorgien handelte.
    Anscheinend ist sie mit Hamburg vertraut. Sie ist in Zarrentin in Nordwestmecklenburg aufgewachsen, also nur siebzig Kilometer von Hamburg entfernt. Da sie erst vor drei Tagen entkommen ist, dürfte sie aller Wahrscheinlichkeit nach nichts mit dem neuesten Mord zu tun haben, aber wir müssen für alle Möglichkeiten offen sein. Unzweifelhaft wäre sie eine denkbare Nachahmungstäterin. Jedenfalls müssen wir nach ihr Ausschau halten.«
    »Wie ist sie entkommen?«
    »Sie scheint einfach durch das Haupttor hinausmarschiert zu sein. Ein Pfleger und eine Krankenschwester hatten sie zum Arzt begleitet, weil sie über irgendeine Unpässlichkeit klagte. Sie brach den Arm des Pflegers, bevor sie ihn bewusstlos schlug, und stahl dann die Uniform, den elektronischen Türöffner und den Personalausweis der Schwester, bevor sie die Frau gefesselt und geknebelt in einem Abstellraum einsperrte. Offensichtlich verfügt sie über ein ausgeprägtes Organisationstalent. Irgendwie ist es ihr gelungen, Make-up und Haarfärbemittel aufzutreiben, um ihr Aussehen dem der Krankenschwester anzunähern.«
    »Also hatte sie speziell diese Schwester aufs Korn genommen, statt einfach nur eine günstige Ausbruchsgelegenheit abzuwarten?«, fragte Dirk Hechtner.
    »Wahrscheinlich Monate im Voraus.«
    Fabel verwendete den Rest der Besprechung auf die vorliegenden Aussagen und die bisherigen Ergebnisse der Spurensicherung. Dann wies er jedem Teammitglied eine Ermittlungsaufgabe zu. Nach dem Treffen drückte Werner sich noch im Zimmer herum, bis die anderen verschwunden waren.
    »Also los, Werner«, ermunterte ihn Fabel, der seine Unterlagen zusammenpackte. »Wo drückt der Schuh?«
    »Anna hat mir von eurer Plauderei erzählt.«
    »Mein Gott, sie hat nicht lange gebraucht, um sich bei jemandem auszuweinen ...«
    »So war's nicht, Jan. Ich hatte mich bei ihr erkundigt. Sie steht offenbar unter Schock. Genau wie ich, ehrlich gesagt.«
    »Du glaubst, dass ich einen Fehler mache?«, fragte Fabel.
    »Ich glaube, du hättest die Sache anders angefasst, wenn sie ein Mann wäre, Jan.«
    »Nicht schon wieder, Werner. Ich lasse mich beim Umgang mit meinen Beamten nicht von ihrer Geschlechtszugehörigkeit beeinflussen.«
    »Schön, trotzdem finde ich, dass du Anna noch eine Chance geben solltest. Sie hat ihr Leben mehr als einmal aufs Spiel gesetzt, um einen Mörder zu fassen.«
    »Genau das ist der springende Punkt, Werner. Anna hat ihr Leben aufs Spiel gesetzt, und zweimal wäre sie deshalb fast gestorben. Wir sind nicht im Wilden Westen, und ich hätte gedacht, dass du Verständnis für mich haben würdest. Schließlich bist du immer derjenige, der mich davon abhält, Mist zu bauen, weil du dafür sorgst, dass wir die Vorschriften befolgen. Anna hat zudem mehrfach den Einsatz unseres Beweismaterials gefährdet, weil sie sich einfach nicht an die Richtlinien der Generalstaatsanwaltschaft halten will.«
    Werner seufzte und rieb mit seiner Pranke über die grauen Haarstoppeln. Fabel verglich Werners Aussehen immer mit dem eines ehemaligen Boxers oder eines hartgesottenen Seemanns. Seine gebrochene Nase, die er sich am Anfang seiner Laufbahn als Streifenpolizist geholt hatte, seine Neigung zum Hamburger Platt, sein wenig gepflegtes Äußeres und seine kräftige Gestalt ließen ihn wie jemanden wirken, der eher seine Muskeln als sein Gehirn einsetzte. Aber niemand hatte ein solches Auge für Details wie Werner. Ein winziger Widerspruch in einer Aussage, ein Ereignis, das nicht ganz in einen Verbrechensablauf passte, ein vergessenes Indiz, durch das sich das gesamte Bild änderte – das waren Dinge, die Werner auffielen, auch wenn alle anderen, darunter Fabel, sie übersahen. Fabel baute auf Werners Ratschläge, und es beunruhigte ihn, dass sein Freund meinte, er mache Anna gegenüber einen Fehler.
    »Ich weiß«, sagte Werner, »dass du nach einem Ersatz für Maria Klee suchst, damit ich wieder einen Partner habe. Lass mich bis dahin mit Anna zusammenarbeiten. Henk und Dirk könnten vorläufig ein Team bilden. Ich glaube, dass Anna und ich einander gut ergänzen würden. Lass es uns ein oder zwei Monate lang versuchen. Wenn du dann immer noch meinst, dass sie gehen soll, dann werde ich nichts dagegen einwenden.«
    »Hast du mit ihr bereits über

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