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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Jan Fabel durchzustellen. Man teilte ihm mit, Fabel sei in einer Konferenz. Jespersen hinterließ seine Handynummer, damit der Hauptkommissar zurückrufen konnte.
    Nachdem Jespersen in seinem Hotel eingecheckt hatte, machte er einen Spaziergang durchs Stadtzentrum. Der Tag war kalt, doch hell. Er schaute zum blassen Blau des Himmels empor, des gleichen Himmels wie in Kopenhagen, Stockholm oder Oslo. Das Hamburger Licht war nordisch, und Jespersen fand es seltsam, im Ausland unter Menschen zu sein, die er nicht leiden konnte, und doch den gleichen Himmel, das gleiche Licht, die gleiche Architektur, die gleichen Gesichter auf der Straße vor Augen zu haben. Er wusste, dass die Illusion sich aufgelöst hätte, wenn er nur ein wenig weiter nach Süden gereist wäre. Aber hier in Hamburg fühlte Jespersen sich ganz gegen seinen Willen wie zu Hause.
    Er ging die Großen Bleichen entlang und fand sich vor einem eindrucksvollen roten Backsteingebäude wieder, auf dem mit goldenen Lettern »Hanse-Viertel« stand. Jespersen, zum Teil durch Neugier motiviert, trat ein. Er war schon einmal, nämlich bei einem Besuch von Bergen in Norwegen, auf das Wort »Hanse-Viertel« gestoßen. Bergen hatte der Hanse angehört, und der Bezirk, in dem deutsche Händler sich im Mittelalter angesiedelt hatten, hieß Tyskebryggen, der Deutsche Kai, und war damit Bergens eigenes »Hanse-Viertel«. Das Gegenstück in Hamburg sah jedoch ganz anders aus: Hinter den roten Ziegeln lagen unter einem Glasdach miteinander verbundene Passagen und Ladengalerien.
    Es schien der ideale Ort zum Mittagessen zu sein, und vielleicht würde er hier auch ein kleines Geschenk für seine zwölfjährige Nichte finden. Von all seinen Reisen brachte er ein Plüschtier für Mette, die Tochter seines jüngeren Bruders, mit. Sie behauptete nun manchmal, zu alt für solchen Unsinn zu sein, doch er wusste, dass seine Mitbringsel ihr gefielen. Jespersen entdeckte ein kleines Geschäft, in dem Waren verkauft wurden, die etwas anspruchsvoller und ungewöhnlicher waren als die sonstigen Souvenirs. Er erwarb einen Stoffbären, der eine blaue Jacke mit der Aufschrift »Hamburg« auf dem Rücken und eine Prinz-Heinrich-Mütze trug. Dann ließ er sich in einem einladenden Cafe nieder und bestellte ein leichtes Mittagessen. Dabei sah er den vorbeiflanierenden Deutschen zu.
    Die Deutschen. Jens Jespersen war seit dreiundzwanzig Jahren Polizist. Sein Vater und sein Großvater hatten den gleichen Beruf ausgeübt, und er war zutiefst stolz auf diese Tradition. Hier verbargen sich die Wurzeln seiner Abneigung gegen die Deutschen. Aber jetzt war nicht der Zeitpunkt, über solche Dinge nachzudenken.
    Eine weibliche Stimme fragte ihn etwas auf Deutsch. Jespersen schaute auf. Die Frau war in den Dreißigern, hatte hellblondes Haar, eine blasse Haut über hohen Wangenknochen und strahlend blaue Augen.
    »I am sorry?«, erwiderte er.
    »Darf ich mich hier hinsetzen?«, wiederholte sie auf Englisch.
    Er nickte und schob seinen Mantel zur Seite, um ihr Platz zu machen. Sie wollte gerade etwas sagen, als Jespersens Handy klingelte. Er nahm den Anruf entgegen, ohne sich zu entschuldigen.
    »Herr Jespersen? Hier ist Erster Hauptkommissar Fabel, Mordkommission der Polizei Hamburg. Ich habe Ihre Nachricht erhalten. Es tut mir leid, dass ich nicht früher zurückrufen konnte, aber ich war dienstlich verhindert. Wir haben zurzeit einen wichtigen Fall ... Sie wissen ja sicher, wie das läuft. Sie wollten sich mit mir treffen?«
    Jespersen, dessen Englisch ausgezeichnet war, stellte zu seiner Überraschung fest, dass der Deutsche die Sprache ebenfalls perfekt und offenbar akzentfrei beherrschte.
    »Ja, Herr Fabel. Ich muss ein paar Dinge herausfinden und werde mehrere Tage lang in Hamburg sein. Aber ich würde gern so schnell wie möglich mit Ihnen sprechen. Könnten wir uns morgen treffen?«
    »Morgen ist es möglicherweise schwierig. Wie gesagt, wir haben gerade mit einer wichtigen Ermittlung begonnen. Einen Moment...« Ein kurzes Schweigen. »Wie wäre es mit 16.30 Uhr im Präsidium?«
    »Das passt mir gut.«
    »Ich hoffe, Sie verzeihen mir die Frage, Herr Jespersen, aber zu den Dingen, die Sie hier herausfinden wollen: Bedeutet das, dass Sie einen Teil einer Untersuchung hier in Hamburg durchführen?«
    »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen ...« Jespersen gelang es, gerade die richtige Menge Ärger in seiner Stimme durchklingen zu lassen. »Wenn ich offizielle Nachforschungen anstellte, würde

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