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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Ich fange an zu glauben, daß ich für den von mir gewählten Beruf ungeeignet bin. Lange glaubte ich das Gegenteil. Nun bin ich mir nicht mehr sicher.«
    Er las durch, was er geschrieben hatte, und ihm war klar, daß er es nicht noch einmal schaffen würde, so einen Brief zu verfassen, auch wenn er mit vielen Formulierungen, die ihm vage und ungenau erschienen, höchst unzufrieden war. Er faltete das Blatt zusammen, klebte das Kuvert zu und verlangte die Rechnung. Am Jachthafen in der Nähe gab es einen Briefkasten. Er ging hin und warf den Umschlag ein. Dann setzte er seinen Spaziergang fort, lief bis zum Ende der Mole hinaus und setzte sich auf einen der steinernen Poller. Eine Polenfähre lief gerade in den Hafen ein. Die Farbe des Meeres wechselte zwischen stahlgrau, blau und grün. Er mußte plötzlich an das Fahrrad denken, das er in jener Nacht im Nebel gefunden hatte. Es lag wohl immer noch hinter dem Nebengebäude auf dem Grundstück seines Vaters versteckt. Er nahm sich vor, es noch am selben Abend zurückzustellen.
    Nach einer halben Stunde stand er auf und lief durch die Stadt zur Mariagata. Als er die Tür geöffnet hatte, blieb er stehen.
    Auf dem Fußboden stand eine nagelneue Musikanlage. Oben auf dem C D-Player lag eine Karte.
    »Wir wünschen gute Besserung und daß Du bald wieder bei uns bist. Deine Kollegen.«
    Ihm fiel ein, daß Svedberg ja immer noch über einen Reserveschlüssel |527| zu der Wohnung verfügte; er hatte ihn erhalten, um die Handwerker einlassen zu können, die nach der Explosion die Schäden beseitigen sollten. Wallander ließ sich auf dem Teppich nieder und besah sich die Stereoanlage. Er war gerührt und konnte sich kaum beherrschen. Aber er glaubte nicht, daß er dieses Geschenk verdient hatte.
     
    Am selben Tag, Donnerstag, dem 11.   Juni, waren die Faxverbindungen zwischen Schweden und dem südlichen Afrika von zwölf Uhr mittags bis zehn Uhr abends unterbrochen. Wallanders Fax blieb deshalb liegen. Erst gegen halb elf brachte es der Diensthabende dieser Nacht auf den Weg zu den Kollegen in Südafrika. Dort wurde es entgegengenommen, registriert und in ein Fach für Mitteilungen gelegt, die am folgenden Tag verteilt werden sollten. Jemand erinnerte sich jedoch daran, daß es ein Promemoria des Staatsanwalts Scheepers gab, Kopien aller Nachrichten aus Schweden unverzüglich seinem Büro zuzustellen. Die Polizisten im Faxraum konnten sich allerdings nicht erinnern, ob das auch für den späten Abend und die Nacht galt. Sie konnten Scheepers’ Anweisung auf dem speziellen Bildschirm für laufende Aufgaben auch nicht finden. Der eine Diensthabende meinte, das Fax könne bis morgen warten, während es den anderen irritierte, daß er Scheepers’ P.   M. auf dem Monitor nicht mehr fand. Er begann danach zu suchen, vielleicht auch nur mit dem Ziel, wach zu bleiben. Nach über einer halben Stunde hatte er es gefunden, natürlich in der falschen Datei. Scheepers’ P.   M. verlangte kategorisch, daß spät eintreffende Fernschreiben sofort per Telefon an ihn weiterzugeben seien, unabhängig von der Uhrzeit. Inzwischen war es fast Mitternacht. Das Ergebnis all dieser Mißgeschicke und Verspätungen war, daß Scheepers erst am Freitag, dem 12.   Juni, drei Minuten nach Mitternacht, benachrichtigt wurde. Obwohl Durban für ihn der Ort des Attentats war, konnte er schlecht einschlafen. Seine Frau Judith schlief bereits, während er noch wach lag und sich hin und her wälzte. Er bereute es, daß er nicht trotz allem mit Borstlap nach Kapstadt gefahren war. Und wenn nichts weiter dabei herausgekommen wäre als eine Ortsbesichtigung. Außerdem machte er sich Gedanken |528| darüber, daß sogar Borstlap aufgefallen war, daß es seltsamerweise bisher nicht den geringsten Hinweis auf Victor Mabashas Versteck gegeben hatte, obwohl doch eine große Belohnung ausgeschrieben war. Borstlap hatte sich mehrfach über Victor Mabashas spurloses Verschwinden gewundert. Als Scheepers ihn aufforderte, doch deutlicher zu werden, hatte er von einem Gefühl gesprochen, das nicht auf Fakten beruhte. Judith Scheepers stöhnte, als neben dem Bett das Telefon klingelte. Scheepers griff nach dem Hörer, als habe er das Gespräch lange erwartet. Er lauschte, was der Diensthabende bei Interpol ihm zu berichten hatte. Dann nahm er einen Stift vom Nachttisch und bat um ein nochmaliges Verlesen der Nachricht. Auf dem linken Handrücken notierte er sich zwei Worte.
    Sikosi Tsiki.
    Er legte auf und blieb reglos

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