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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Anette Fredman schien es nicht zu hören. Vielleicht konzentrierte sie sich so darauf, die Situation |23| durchzustehen. Eine Frau kam den Mittelgang entlang. Sie war in Wallanders Alter. Jetzt hatte auch Anette Fredman sie bemerkt. Sie nickte. Die Frau setzte sich ein paar Bänke hinter ihnen.
    »Sie ist Ärztin«, sagte Anette Fredman. »Sie heißt Agneta Malmström. Sie hat Jens einmal behandelt.«
    Wallander kam der Name bekannt vor. Aber es dauerte eine Weile, bis ihm einfiel, daß Agneta Malmström und ihr Mann es waren, die ihm einen der wichtigsten Hinweise in der damaligen Ermittlung gegeben hatten. Er erinnerte sich, daß er eines Nachts über Radio Stockholm mit ihr gesprochen hatte. Sie hatte sich auf einem Segelboot auf hoher See irgendwo bei Landsort befunden.
    Orgelmusik strömte durch das Kircheninnere. Fing nicht eine Beerdigung immer mit Glockenläuten an? Er ließ den Gedanken fallen, als er spürte, wie ihr Griff um seinen Arm fester wurde. Er warf einen Blick auf den Jungen, der auf der anderen Seite von Anette Fredman saß. War es richtig, einen Siebenjährigen mit auf eine Beerdigung zu nehmen? Wallander war sich nicht sicher. Aber der Junge machte einen gefaßten Eindruck.
    Die Musik verklang. Der Pastor begann zu sprechen. Sein Ausgangspunkt waren Jesu Worte von den Allerjüngsten, die zu ihm kommen sollten. Wallander saß da und blickte auf den Sarg, versuchte die Blumen im Kranz zu zählen, um den Kloß im Hals loszuwerden.
    Die Feier war kurz. Anschließend traten sie an den Sarg. Anette Fredman atmete schwer, als quäle sie sich über die letzten Meter eines bergan steigenden Dauerlaufs. Agneta Malmström hatte sich ihnen angeschlossen. Wallander wandte sich dem Pastor zu, der ungeduldig wirkte.
    »Glockenläuten«, sagte Wallander grimmig. »Wenn wir hinausgehen, sollen Glocken läuten. Und am liebsten keine Glocken vom Tonband.«
    Der Pastor nickte widerwillig. Wallander schoß der Gedanke durch den Kopf, was wohl passiert wäre, wenn er seinen Polizeiausweis gezogen hätte. Anette Fredman und Jens traten als erste aus der Kirche. Wallander begrüßte Agneta Malmström.
    »Ich habe Sie erkannt«, sagte sie. »Wir sind uns zwar nie begegnet, aber Sie waren ein paarmal in der Zeitung.«
    |24| »Frau Fredman hat mich gebeten, dabeizusein. Hat sie Sie auch angerufen?«
    »Nein. Ich wollte sowieso kommen.«
    »Und wie wird es jetzt weitergehen?«
    Agneta Malmström schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß es nicht. Sie trinkt viel zuviel. Wie es mit Jens weitergehen soll, weiß ich auch nicht.«
    Sie waren während des leise geführten Gesprächs in den Kirchenvorraum gelangt, wo Anette Fredman und Jens warteten. Die Glocken läuteten. Wallander öffnete die Tür. Er warf einen Blick auf den Sarg im Hintergrund. Die Männer des Beerdigungsinstituts hatten ihn schon aufgenommen und trugen ihn hinaus.
    Plötzlich zuckte ein Blitzlicht auf. Vor der Kirche stand ein Fotograf. Anette Fredman versuchte, ihr Gesicht zu verdecken. Der Fotograf beugte sich vor und richtete die Kamera auf das Gesicht des Jungen. Wallander versuchte, sich vor ihn zu stellen, doch der Fotograf war schneller. Er machte sein Bild.
    »Könnt ihr uns nicht in Ruhe lassen?« schrie Anette Fredman.
    Der Junge begann sofort zu weinen. Wallander packte den Fotografen am Arm und zog ihn zur Seite.
    »Was soll denn das?« fuhr er ihn an.
    »Das kann Ihnen doch scheißegal sein«, erwiderte der Fotograf. Er war in Wallanders Alter und hatte schlechten Atem.
    »Ich mache die Bilder, die ich will«, fuhr er fort. »Die Beerdigung des Serienmörders Stefan Fredman. Die Bilder verkaufen sich. Leider bin ich zu spät zur Trauerfeier gekommen.«
    Wallander war im Begriff, seinen Polizeiausweis zu zücken. Doch dann überlegte er es sich anders und riß mit einem einzigen Ruck die Kamera an sich. Der Fotograf versuchte, sie ihm wieder abzunehmen. Aber Wallander hielt ihn sich vom Leib. Es gelang ihm, die Kamera zu öffnen und den Film herauszunehmen. »Es gibt schließlich Grenzen«, sagte er und gab die Kamera zurück.
    Der Fotograf starrte ihn an. Dann holte er sein Handy aus der Tasche. »Ich rufe die Polizei«, sagte er. »Das war eine Tätlichkeit.«
    »Tun Sie das«, erwiderte Wallander. »Tun Sie das. Ich bin Kriminalbeamter und heiße Kurt Wallander. Ich arbeite in Ystad. Rufen |25| Sie ruhig die Kollegen in Malmö an und erstatten Sie Anzeige gegen mich.«
    Wallander warf den Film auf den Boden und zertrampelte ihn. Im gleichen

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