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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Küste als unmöglich bezeichnet; man könne es machen, wie man wolle – ziehe man die Truppen zusammen, lege man sie dünn auseinander –, war das Land geöffnet für einen dänischen oder schwedischen Einfall.
    Die Jesuiten hatte Friedlands Widerstand in der Stifterfrage gereizt. Sie hielten sich genötigt, ihn zu stacheln – nicht zu stark, aber deutlich.
    Fanatische Mönche, jetzt von den Jesuiten nicht gehindert, hielten in Wien Predigten: es zeige sich wieder, wohin der Unglaube führe – frech ein Heer zu mischen aus Altgläubigen und Ketzern – und damit gedenken mehr als Eintagserfolge und Plündersiege zu erzielen.
    Ungarn! Aus diesem Sumpf werde er sich diesmal nicht ziehen.
    Michnas Agenten arbeiteten in Mähren und Niederösterreich mit zäher Wut, um Getreide für das Heer heranzuschaffen; sie trieben, von ihrem Herrn gejagt, die Preise in die Höhe. Michna erlebte es, wie ein zwei Wochen ihm Geldsummen aus der Hand nahmen, die er in Jahren gerafft hatte, aber er zögerte keinen Augenblick, alles hinzugeben. Schurken und Dummköpfe, dazu Neidbolde waren diese alle, ihre Stunde würde schlagen, sie sollten gerupft werden, wie sie sich nicht träumen ließen.
    An der Spitze der böhmischen Landschaft stand im höchsten Vertrauen noch der schöne eisige Slawata. Der Herzog hatte ausgemacht, daß dem Heere ausreichende Getreidemengen aus Böhmen geliefert würden.
    Die bösen, noch einflußlosen Kreise hielten den Augenblick, ihn zu schwächen, für sehr günstig; als Wallenstein von Güstrow scharf monierte, man hätte sich festgelegt auf zwanzigtausend Strich böhmischen Getreides und geliefert seien zehn Fingerhüte, log die Landschaftskammer. Und wenn auch der Herzog von Betrug offen redete, man hatte Zeit gewonnen, die Zeit, die Zeit, die Friedlands Heer zerschmelzen mußte durch Hunger Unordnung, wie einst Seuchen Durst im schrecklichen ungarischen Alföld.
    Lange erfuhr niemand, was der Herzog unternahm, um sich zu retten. Wie würde er sich wehren. Es sprach sich herum, daß, wie immer, wenn Friedland in Gefahr war und einen neuen Schlag vorbereitete, der Jude Bassewi neben Michna und de Witte mit ihm konferierte und nach der Residenz Güstrow gereist war unter herzoglicher Eskorte.
    Dann wurde offenbar, was geschehen war.
    Während sich der Anblick der kriegerischen Maßnahmen im Reiche in nichts änderte, die Musterungen von Monat zu Monat beschleunigt wurden, Neueinstellungen in wachsendem Umfang erfolgten, besonders in dem fränkischen Kreise, waren aus dem Güstrower Hauptquartier Unterhandlungen mit dem Dänen angeknüpft.
    Der Fuchs zog den Kopf aus der Schlinge.
    Zug um Zug brachte den Herzog in Fühlung mit dem Dänen. Ein ruheloser Kurier lief zwischen Wien und dem Hauptquartier. Der Kaiser und der Hof wurden auf eine Probe gestellt. Sie hatten es in der Hand, jetzt jeden Weg zu gehen, den sie wollten. Der Feldhauptmann erklärte: man hätte gesiegt, man hätte den niedersächsischen Kreis zur Ruhe gebracht, den Dänen zu Boden geschlagen; darüber hinaus sei nichts möglich. Als man scheinbar entsetzt gegenfragte, kam der Bescheid, ob man auf die Armeen für die Zukunft verzichten wolle.

    DER KURFÜRST verbrachte seine Tage mit Rechnen und Drechseln. Er saß in der Neuen Feste viel an der Drehbank zusammen mit dem Pater Adam Contzen, einem jugendlich heftigen kleinen Manne, den ihm sein alter Beichtvater, der Lothringer Vervaux, zugeführt hatte. Contzen, den das Raspeln des Kurfürsten nicht störte, trug ihm eindringlich und fordernd politische Grundsätze vor, die nach Ansicht des Paters das Mindestmaß darstellten, das man von einem katholischen Politiker verlangen könnte. Der Kurfürst, dick, blaß, leicht schwitzend, teilte seine Aufmerksamkeit zwischen den hastigen Reden des Dialektikers und seinem Elfenbein. Zornig fuhr der Pater über die Ketzerei her, die, wie er immer wieder drohte, in der Lasterhaftigkeit und dem Atheismus wurzelte; Prälaten und Fürsten seien von ihr angesteckt. Wenn der Fürst müde zu ihm aufsah, schleuderte er vor ihn ein Muß: alle Welt sei einig darin, daß Laster und Gottlosigkeit auszurotten seien; ihm, dem Pater Adam Contzen, wurde zuteil, den Zusammenhang der Ketzerei mit Laster und Anarchie und Atheismus zu erkennen; sie müsse, die Ketzerei, sie müsse beseitigt mit Gewalt werden. In Sodom und Gomorrha hätten auch Menschen gelebt. Gott hätte kein Erbarmen gekannt, er, der Herr selber, habe Feuer und Schwefel über die Sündenstädte

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