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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Heinrich Rantzau. Aus Wien war herübergefahren der rechtskundige Rat Walmerode mit den Offizieren, auch der vielgewandte Aldringen und Balthasar Dietrichstein. Tilly hatte abgeordnet den Rat Ruepp, gelehrt wie sein Begleiter, der Graf Gronsfeld. Die Schlacht war für Friedland gewonnen, als der weißbärtige straffe Walmerode die Wallensteinischen Quartiere durchfuhr und bis in die sumpfigen Dithmarschen geleitet war.
    Die dänischen Kommissare, flanierend mit den lübischen Weinherren, zu Gast bei der Gesellschaft der Schwarzen Häupter in Riga, im Hause der Schiffergesellschaft, hochangesehen als Vertreter des mächtigen Seestaates, setzten Gerüchte in die Welt: nächst der zunehmenden Neuformation des dänischen Heeres das des wachsenden Interesses und der Teilnahme des jungen Schwedenkönigs Gustav Adolf für das unglückliche Brudervolk. Drohend vor aller Welt spielte sich dazu im Pfarrhaus zu Ulfsbäck eine Zusammenkunft der beiden Könige ab, die sich sonst nicht über den Weg trauten. Man erfuhr nicht, daß der junge ehrsüchtige dicke Schwede vorhatte, den Dänen vor seinen Wagen zu spannen, daß zum Schluß beim Trinken halbgefrorenen Weins, der in den Gläsern klirrte, der gedemütigte Däne in die Worte ausbrach: »Was haben Euer Liebden in Deutschland zu tun?«, in Eifersucht giftend, daß jener unternehmen und ausführen könnte, was ihm mißglückt war. Für die Unterhändler in Lübeck war es klingende Münze: der Schwede beriet geheim mit dem Dänen. Das Wort des todeswilden Christian kam herüber: seine Kommissare mögen die Sachen rasch in Bausch abmachen; kämen sie zu einem günstigen Frieden: recht, sonst möchten die Herren die Dinge liegen lassen, wie sie liegen.
    Der Kaiser mußte aus seinen Träumen gestürzt werden. Walmerode reiste nach Wien. Schwer drang er zu Audienzen bei Eggenberg und Meggau. Er stellte den widerwilligen Zuhörenden das ganz Unbegreifliche der Friedensbedingungen vor; das Heer war das kaiserliche, es würde nutzlos aufgerieben. Meggau, zugänglicher als der Fürst, erklärte offen eines Nachmittags auf einer Schlittenfahrt: niemand in Wien, der den Herzog kenne, glaube recht an die Jeremiade von der zerfließenden Armee; man fürchte ein politisches Manöver des Friedländers gegen die Liga. Und dies – nun: der Wind hätte sich am Hof gewandt; bei aller Ehrfurcht vor des Herzogs Genie, in solche wilden revolutionären Experimente hätte doch niemand Lust sich einzulassen. Ob es wahr wäre, fragte sehr ernst Meggau, als sie unter Schneegestöber zwischen den Stämmen des Praters klingelten, daß der Herzog an offener Tafel in Güstrow erzählt hätte, man müsse nach französischem Muster verfahren: ein Land, ein König?
    »Wie entsetzlich, Euer Liebden, Herr Walmerode. Wir sind in Scham fast in den Boden gesunken vor dem sächsischen Gesandten, der danach anfragte. Solche Bemerkung kann uns teurer zu stehen kommen als eine verlorene Schlacht. Ich fasse es nicht.«
    »Wir stehen gut mit allen Ständen des Reiches«, glaubte auch Herr Eggenberg Walmerode warnen zu müssen. »Wie lange, meint Ihr, soll der dänische Krieg noch dauern?« »Sagt und meldet Seiner Herzoglichen Gnaden: so lange, wie Kaiserliche Majestät ohne Einbuße an Macht und Reputation bestehen bleiben kann.«
    Walmerode reiste ab. Er sah nach Gesprächen mit der Umgebung des Kaisers in Wolkersdorf: es bestand keine Möglichkeit, ihm mit den Wünschen des Herzogs zu kommen. Seinem fast unirdischen Machtgefühl hatte er das Zugeständnis des Stifteredikts abringen lassen; daß er gesiegt hatte über die Rebellen, in Böhmen, Süddeutschland, Niedersachsen, Dänemark, war der Pfeiler seines Fühlens, seiner kaiserlichen Erhabenheit. Keiner seiner Umgebung hätte gewagt, ihm zu sagen: der Krieg muß Hals über Kopf beendet werden, ein böses Ende drohe; keiner hätte es geglaubt.
    Da, während Hungermeutereien in Holstein und Pommern unter den Söldnern stattfanden, als die Verhandlungen mit Tilly sich zerschlugen, baute Wallenstein selbst ab. Etwas Unerwartetes Kaltblütiges Feindseliges geschah.
    Von Jütland her in langen Zügen marschierten die Truppen landeinwärts; in Pommern ballten sie sich bis auf kleine zurückbleibende Garnisonen zusammen. Es waren noch Tausende über Tausende, hinter denen das verlassene Land rauchte und verwüstet lag. Halbverhungert und von dem untätigen monatelangen Lungern verwahrlost strömten sie im niedersächsischen Kreis zusammen, fielen über Kurbrandenburg,

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