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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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im Überschwang seiner Stärke hatte von sich aus verlangt, daß dem Besiegten die schwersten Bedingungen auferlegt würden. Er sollte in Zukunft auf jede Einmischung in deutsche Angelegenheiten verzichten, sollte die Ansprüche auf niedersächsische Stifter verleugnen, alle Kriegsschäden vergüten, Kriegskosten an den Kaiser erstatten, und dann ganz Holstein, Schleswig, Dithmarschen an das Reich abtreten, den Sund den Feinden des Kaisers sperren, ihm und seinen Freunden öffnen.
    Bei Pinneberg waren sich der ligistische ausgehöhlte Wicht und der gallige verbogene Böhme unter dem Donner der Belagerungsgeschütze begegnet. Von Wut zerfressen war der klappernde Tilly weggetragen worden; jetzt saßen sie sich am Tisch gegenüber, Friedland erwartete die Trümpfe des Kleinen.
    Der dänische Generalwachtmeister Schauenburg empfing in Güstrow aus des Herzogs eigener Hand die Punktation; Friedland betonte, daß er den kaiserlichen Forderungen seinerseits noch einiges hinzuzufügen für nötig befunden habe. Es betraf die Entwaffnung der dänischen Armee, die unerhörte Forderung der Auslieferung der Hälfte der dänischen Kriegsflotte. Wallenstein trieb es zum Äußersten, er wollte Christian zur Verzweiflung reizen, die Liga an die Seekante zwingen und ihr Heer massakrieren lassen.
    Während der Generalwachtmeister erschreckt abzog, lobte in hohnverschleierten Briefen nach Wien der Herzog die Proposition über alle Maßen, bat den triumphierenden Grafen Tilly zu sich, um mit ihm gemeinsam den Kriegsplan und die Heranziehung der Liga zu erörtern. Er war, wie er lippenzitternd, ein Lachen verhaltend, erklärte, bereit, mit dem bayrischen Kurfürsten und seinem General den Oberbefehl zu teilen und ihm auch die Kräfteverteilung zu überlassen.
    Aus Dänemark vernahm man durch die ernannten Kommissare von der tiefen Bestürzung des geschlagenen Christian und der von Tag zu Tag wachsenden Leidenschaft und Begeisterung des Volkes; die grausamen Friedenspunkte des Friedländers waren das Signal zu einer ungeheuren nationalen Erhebung.
    Die Prager Helfer des Herzogs hielten sich in dem Güstrower Schlößchen auf. In dem verräucherten schmalen Speisesaal vor Arnim und schweigenden Offizieren scholl der Lärm des Friedländers: »Der Krieg hat sich gewendet. Wir haben gesiegt, aber zum Schluß muß ich mich mit dem giftigen Dänen verbinden und über den Kaiser herfallen. Meine Freude, ihr Herren!«
    »Setze Euer Liebden den Wiener Hof her«, schmähte Arnim, die Fäuste ballend und sich auf die Knie pressend, »soll er die Butter an der Sonne hart erhalten.«
    »Ich schmeiße den Säbel nicht hin zum Gefallen anderer. Aber meine Freude, Ihr Herren! Täte der Spanier mit und wollte er uns nicht das Reich verderben, so könnte ich das Meer halten. Indianisches Gold und Silber: in dreißig Jahren regt sich nicht der Engländer noch Schwede noch Holländer. Nichts. Basta. Sie werden’s bezahlen. Ich kämpfe mit den Dänen gegen den Römischen Kaiser. Es wird nötig, daß ich Offiziere nach Fünen schicke, um das dänische Heer zu organisieren. Mein Herr Bassewi hat schon verraten, er wisse, wohin er das nächste erhobene Geld schicken werde. Nach Kopenhagen. So ist’s.« Seufzte der fette de Witte: »Wofür, mit Verlaub, führt der Herr denn Krieg? Um die Sache des Römischen Reiches? Wenn der Römische Kaiser glaubt, seines Rates nicht mehr zu bedürfen und er Euch für überflüssig hält.«
    »Hat Er beinah’ recht, Herr Vetter«, blinzelte auf seinem Faulbett der General, dessen rechter Fuß in einem gepolsterten Eisenkasten steckte, der von heißen Ziegeln getragen wurde, »Ulmer Zuckerbrot schmeckt besser als ein Brieflein aus Wien.«
    Wieder seufzte der fette de Witte, besah seine ringgeschmückten Finger: »Wüßt' ich mir nachgerade etwas Besseres an Eurer Statt. Trüge nicht meine Haut zu Markt. Ich vermeine, so wie die Sachen jetzt zwischen dem Kaiser und Euch liegen.« – Da brüllte, keifte, röchelte der Herzog, der Schaum wehte über seinen Kinnbart: »Was wißt Ihr von meinem Verhalten mit dem Kaiser. Hab’ ich Euch was davon aufgebunden. Wollen die Herren nicht die Nase in meinen Topf stecken. Der Kaiser ist der Kaiser und mein freundgnädiger Herr. Diene ihm und dem Reich treu. Lass’ nichts wühlen zwischen ihm und mir.«
    In Lübeck erschienen im Winter für den dänischen König des Reiches Kanzler Christian Friis und Jakob Ulfeldt, der Reichsrat Albert Skeel, der Kanzler Levin Marschalk, Detlev und

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