Wallenstein (German Edition)
wurden siebzehntausend Mann zur Verfügung gestellt gegen die Generalstaaten.
In das Magdeburgische wanderten sechstausend ab.
Zwölftausend Mann deckten die Seekante.
Unverändert im Reich die Regimenter.
Aus Niedersachsen her neue Regimenter nach Franken und Schwaben.
Der Herzog selber in Mecklenburg lagernd mit vier Kompagnien, die Merode unterstellt waren. Sie mußten aus Schwaben unterhalten werden.
In wenigen Wochen wurden acht neue Regimenter errichtet; bei Erfurt stellten sich drei zu Fuß auf.
Der Winter war vorbei, das Frühjahr da. Konfiskationen begannen an liegenden und fahrenden Gütern der Rebellen des letzten Krieges durch kaiserliche Kommissarien, unter Zuteilung des gesamten Erlöses an die Kriegsarmada. Die Hand der in Güstrow tagenden Finanzkommission wurde sichtbar.
Tillys Heer wurde bei der vulkanartig erfolgenden Ausdehnung der kaiserlichen Armada in einen Winkel Ostfrieslands gestoßen. Der ungeheure Reichtum, der in Friedlands Regimentern zutage trat, lockte ligistische Offiziere und Söldner in Scharen an, dazu das Konfiskationsdekret, der stolze Ton im Heer.
Lorenzo del Maestro, der Oberst, verließ Tilly. Dem ligistischen Obersten Gallas versprach Wallenstein das Patent als Generalwachtmeister; Tilly wollte ihn in Arrest werfen, aber Gallas ließ sich nicht einschüchtern. Graf Jakob von Anholt, der vorher in Jever und Oldenburg mit seiner Frau silberne Becher und goldene Ketten geplündert hatte, brauchte keinen schweren Entschluß zu fassen. Unverhüllt erging an Tilly und Pappenheim selbst die goldene Reizung; vierhunderttausend Taler waren Tilly zugesprochen für den entscheidenden Vorstoß über die Elbe; er sollte mit dem welfischen Fürstentum Calenberg, Pappenheim mit Wolfenbüttel abgelöst werden.
Dann geschah nichts.
Im Sommer nichts, im folgenden Winter nichts.
Wallenstein und das kaiserliche Heer war da. Das Heer wechselte seine Standorte, schob sich aus unruhigen in ruhige Gegenden, aus abgegrasten in frische. Fatamorganahaft geschahen Wunder: ein Regiment, zwei Regimenter wurden aufgelöst, die Reiter tauchten an anderen Orten, bei fremden Regimentern auf, die auf das Doppelte anwuchsen.
Wallenstein reiste nach Prag, Gitschin, vergrößerte sein Herzogtum Friedland durch den Ankauf der böhmischen Herrschaften Wildschütz, Semtschitz, halb Turnau, Forst, Chotetsch, Petzka. Durch kaiserliches Privileg war dem Herzogtum ein besonderes Recht und Tribunal verliehen, das es staatsrechtlich unabhängig vom Königreich Böhmen machte, befreite von der schweren ferdinandischen Erneuerten Landesordnung im Erbkönigreich; Wallenstein traf Anstalten, eine eigene Landesordnung abzufassen. Die Pläne für Gitschin, das seine Hauptstadt werden sollte, wurden ausgearbeitet, Scharen von Handwerkern herangezogen. Der Ausbau der Klöster, gestifteten Schulen und Seminare wurde angegriffen.
Nach Polen war der biedere Arnim mit friedländischen Regimentern marschiert; er sollte den Schweden festbinden. Die Polen aber haßten die Deutschen; widerwillig war er in die barbarische Landschaft gegangen; nach rechts und links sich schlagend nahm Hans Georg seinen Abschied; der Herzog konnte ihn nicht bändigen, der Marschall vergrub sich grollend in Boitzenburg. Die friedländischen Regimenter rückten in das Reich ein. Die Armada war um fünfzehntausend Mann gewachsen. Einschnurrten die ligistischen Truppen.
Den Kreis Schwaben überflutete der Herzog plötzlich so, daß die ligistischen Regimenter Cronberg und Schönberg abgeführt werden mußten.
Stumm wartend das Reich; hielt an wie ein Stier, dem ein Schlag bevorsteht. Sichtbar war eine Diktatur über dem Heiligen Römischen Reich errichtet, deren Gesicht und Ziele unkenntlich waren.
Leise begann ein Schaukeln in den Ländern: die verarmenden Bezirke, Städte wurden unruhig, die Erregung erforderte stärkere Truppenmassen, der Druck stieg, die sich herausfordernden Mächte klatschten leise aneinander. Geschützgießereien, Gewehrfabriken stiegen aus der Erde; mit Schrecken sahen die Bezirke langsam das Bild ihres Landes sich verändern.
Mehr und mehr wagten sich die Offiziere, Beamten des Heeres in die Städte, in die Stuben der Bürgermeistereien, auf die Rentämter, fragten mit ihren Kontributionszetteln nach Einkünften der Bezirke, rechneten, schickten Kontrollen in die Häuser, waren nicht zu vertreiben. Sie nahmen, ohne zu fragen, Einblick in die landesfürstlichen Bezüge, in Brandenburg, in Schwaben. Erst wurden große
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