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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Italiener in der gewölbten Zelle des Abtes auf der Ofenbank gegenüber einem ehrerbietig begrüßten rot maskierten Herrn, der Ringe und Armbänder trug, sich, während er sprach und nachdachte, auf dem übergeschlagenen Knie aufstützte. Slawata sprach italienisch. Der Abgesandte möchte nach München von der Natur, dem Vorgehen, den Plänen des jetzt florierenden Friedländers einige Informationen bringen. Als der Agent erklärt hatte, er werde erst dann unterbrechen, wenn er glaube, sein Gedächtnis werde versagen, setzte Slawata hinter der Maske seine Worte hin, als wenn er mit sich spräche, langsam, sich wiederholend, einschränkend.
    Er verglich den Charakter Wallensteins, mit dessen Zeichen er sich viel beschäftigte, mit dem Attilas, Theoderichs, Berengars, Desiderius’, welche von Haus aus Herzöge waren, durch Verleihung auch Königreiche erwarben und Kaiserreiche erstrebten. Er ist von einer ungemeinen Arglist und Verschlagenheit, nur Gott durchdringt seine Gedanken, er verbirgt hinter seiner Barschheit weitausschauende Pläne. Schon sein böhmisches Einkommen ist höher als das der Majestät. Er ist von Natur zur absoluten Alleinherrschaft geneigt; nur den Bayernfürsten haßt er, denn dieser erscheint ihm als der einzige, der ihn in seinen Plänen hindern kann. Er beabsichtigt, die katholische Liga zugrunde zu richten, um alsdann als einziger Bewaffneter im Reich dazustehen. Das Spiel ist ihm schon zu zwei Dritteln geglückt. Sein Verfahren ist einfach: Bestechung des kaiserlichen Beichtvaters und der Geheimen Räte, Verlegung der Truppen in die kaiserlichen Erbländer, um dem Hause Österreich, das im Kriege völlig verarmt, einen Zügel anzulegen. Er kennt keine Achtung; vor dem spanischen Botschafter hat er den Katholischen König einen Tropf genannt, ebenso den König von Polen; man darf nicht wiederholen, was er am Papst gefunden hat; es seien in Rom auch fünfundzwanzig Kardinäle, die man nach seinem Wunsche auf die Galeeren schmieden sollte.
    Nach diesen Mitteilungen saß die rote Maske schweigend, drehte sich um, ob noch jemand im Raume sei, ging mit einer Verbeugung hinaus, dem Kapuziner winkend, dazubleiben.
    Einen Monat später sprach die hohe Persönlichkeit den Kapuziner im selben Zimmer zum zweiten Male; der Agent durfte an sie einige Fragen stellen; zwei Entwürfe zog der Redner aus dem hohen weißen Stiefelschafte: einen Diskurs über Friedlands Absicht mit dem kaiserlichen Heere, eine Untersuchung über die Möglichkeiten, dem geplanten Umsturz im Reich entgegenzutreten. Nach diesen Entwürfen, über die die Persönlichkeit weichstimmig berichtete, plante der Herzog sich in Niederdeutschland festzusetzen; er hatte vor, im Reich die aristokratische Verfassung zu verändern zugunsten einer absoluten Monarchie. Er wollte zeigen, welche große Kraft Deutschland innewohne, wenn es ein einziges Haupt habe. Der Umwandlung Deutschlands konnte man nach der Untersuchung nur entgegenwirken durch ein mächtiges ligistisches Heer, das unter Führung eines Gewalt nicht scheuenden Fürsten stehe. Wallenstein rechnet mit der friedlichen Gesinnung des Bayernfürsten und Tillys, offener: er spekuliert auf ihre Ahnungslosigkeit.
    Gefragt, wie der Kaiser sich verhalte, antwortete die Persönlichkeit: Ferdinand lasse nichts an sich herankommen, und was herankomme, schüttele er ab, um nicht aus seiner Ruhe geschreckt zu werden; es sei vom Kaiser nichts zu erwarten, er werde in seiner Unschlüssigkeit verharren.
    Als Alexander von Hales Prag verlassen wollte, wurde er vom spanischen Botschafter am kaiserlichen Hof, der zufällig den Herzog aufgesucht hatte, angehalten. Der sehr stolze Mann wollte Empfehlungen und Briefe an seine Bekannten in München mitgeben; zwischendurch gab er eitelkeitstrotzend von sich: die Dinge im Heiligen Reich nähmen ein rasendes Tempo an; es freue ihn, daß man sich der alten Beziehung mit Spanien besinne, Friedland verstünde die Zeit; er hätte davon gesprochen, wie ihm Graf Slawata vertraulich unterbreitete, bei einem Widerstand gegen seine Pläne und bei einem vorkommenden Thronwechsel zuerst an Spanien zu denken; man werde wieder in die alte gesegnete Verbindung kommen.

    DREI STUNDEN Ritt bei München, in Schleißheim, hauste der Bayer in seiner Sommerresidenz auf der Schwaig; die kleine Mosach rieselte durch einen Hof, trieb ein Mühlrad, durch einen andern Hof das geschwätzige Wässerchen der Würm. Breite, geblökerfüllte Stallungen, Wiesen an sanften Abhängen,

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