Wanderer im Universum
ihr nicht das ganze Lager aufwecken, wenn wir Besuch bekommen. Aber ich mochte gefälligst verständigt werden.«
Hunter und Margo rauchten, was Docs Hinterhalt etwas weniger vollkommen machte – aber nicht ernsthaft, hatten sie sich überlegt. Margos Gesicht wurde rötlich beleuchtet, als sie an der Zigarette zog.
Hunter sah sie bewundernd an. »Sie erinnern mich an eine Walküre, Margo«, stellte er leise fest.
Margo holte die graue Pistole unter ihrer Decke hervor und hielt sie hoch, so daß das graue Metall das Glühen der Zigarette reflektierte. »Ich komme mir fast wie eine vor«, flüsterte sie dabei. »Deshalb habe ich die Pistole auch nur ungern aus der Hand gegeben, obwohl Doddsy interessante Einzelheiten festgestellt hat.«
Während McHeath und er Wache stehen mußten, hatte der kleine Mann die Pistole im Licht seiner Taschenlampe mit einer Lupe untersucht. Dabei war ihm aufgefallen, daß der violette Strich, der die zur Verfügung stehende Ladung anzeigte, durch hauchdünne Linien in zwanzig gleichgroße Abschnitte unterteilt war. »Folglich ist die Waffe von Lebewesen hergestellt worden, die bessere Augen als wir haben«, hatte er daraus geschlossen. Außerdem hatte er eine weitere Entdeckung gemacht, die Margo bisher noch nicht aufgefallen war: Ein kleiner Hebel an der Unterseite des Laufes – der Hebel befand sich neben einer ebenfalls schlecht sichtbaren Skala und zeigte jetzt auf die Mündung. Da niemand bestimmt sagen konnte, wozu er diente, war beschlossen worden, nicht mit ihm zu experimentieren.
»Psst – haben Sie eben etwas gehört?« wisperte Margo. Sie drückten ihre Zigaretten aus und horchten angestrengt. Dann kroch Hunter vorsichtig auf dem Weg, den er sich vorher überlegt hatte, bis an den Rand des Felsabsturzes vor und suchte von dort aus ihre Umgebung ab.
Das Lager war ruhig und friedlich. Nirgendwo waren ungewohnte Geräusche zu hören oder Bewegungen zu erkennen. Aber der leise Wind ließ Margo und Hunter zusammenzucken, als sie an die Leiche dachten, die ganz in ihrer Nähe in der Höhle lag. Wenige Minuten später nahmen sie wieder ihre Plätze ein und zündeten sich neue Zigaretten an.
»Wissen Sie, worüber ich vorher nachgedacht habe, Margo?« begann Hunter. Als sie den Kopf schüttelte, fuhr er fort: »Ich habe mir überlegt, wie sehr Sie sich seit heute verändert haben. Irgendwie habe ich den Eindruck, daß Sie erst jetzt völlig erwachsen sind.«
Margo nickte zustimmend. »Alles ist jetzt wirklicher als zuvor«, antwortete sie langsam. »Ich glaube fast, daß ich bisher gar nicht richtig gelebt habe. Es ist wunderbar.«
»Die Erfahrung hat Sie schön gemacht«, sagte er und nahm ihre Hand in seine. »Noch schöner. Eine wunderschöne Walküre namens Margo.«
»Wer Sie jetzt hören könnte, müßte annehmen, daß Sie Absichten auf mich haben, Ross«, stellte Margo ernsthaft fest.
»Das habe ich auch«, antwortete er und hielt ihre Hand noch fester.
»Sie haben aber eine Frau und zwei Söhne in Oregon«, flüsterte Margo. Sie machte eine Bewegung, als wolle sie ihm ihre Hand entziehen.
»Das spielt jetzt keine Rolle, obwohl ich mir ihretwegen ständig Sorgen mache«, sagte Hunter. »Wir leben nur noch von Tag zu Tag. Jede Minute kann die letzte sein. Margo, ich ...«
»Wir kennen uns erst seit gestern, Ross. Sie sind viel älter als ich und ...«
»Bestenfalls zehn Jahre«, protestierte er heftig. »Margo, die ganzen verknöcherten Moralbegriffe gelten hier nicht mehr. Rudi hat ganz richtig festgestellt, daß wir in einer Para-Realität leben, in der es keine ...«
In diesem Augenblick riß hoch über ihnen die dichte Wolkendecke auf, so daß der Wanderer mit seinem Mandala-Gesicht zum Vorschein kam. Die Trümmer des Mondes bildeten einen glitzernden Halbkreis um den neuen Planeten. Margo zog ihre Hand zurück und zeigte nach oben.
»Mein Verlobter ist dort«, sagte sie. »Er war auf diesem Trümmerhaufen stationiert. Aber vielleicht ist er mit dem Leben davongekommen; vielleicht ist er jetzt sogar auf dem Wanderer.«
»Ich weiß«, antwortete Hunter und sah ihr ins Gesicht das im Licht des Wanderers deutlicher als zuvor sichtbar war. »Ich habe in den Zeitungen genügend über Ihre Romanze mit Don Merriam gelesen. Auf den Bildern sind Sie mir immer wie eine freche, naseweise Göre vorgekommen, die vom Leben erst einmal richtig durchgeschüttelt werden müßte, um richtig erwachsen zu werden.«
»Und das hätten Sie gern übernommen, wie?« Margo
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