Wanderer im Universum
Hand nach Helen aus, die auf der anderen Seite lag. Vor einer Stunde hatte der Alte vor Kälte gezittert. Am Nachmittag hatte er unter der Hitze gelitten, aber jetzt fror er, als die eisigen Fluten des Atlantiks über Florida hinwegströmten.
Benjy stand am Fenster, so daß der Wanderer sein Gesicht geisterhaft anstrahlte, und berichtete von dort aus: »Das Wasser steht jetzt über den Fenstern im Erdgeschoß und steigt noch immer. Hier kommt ein Wochenendhaus. Habt ihr gehört, wie es angestoßen ist? Zum Glück war es schon vorher halb zerfallen.«
»Leg dich hin, Benjy, du mußt auch schlafen!« rief Hester ihm von ihrem Feldbett aus zu. »Wenn das Gebäude nachgibt, fällt es eben ein. Das Wasser läßt sich auch von dir nicht abhalten.«
»Ich habe eben nicht so gute Nerven wie du, Hes«, antwortete er. »Eigentlich hätte ich beim Wagen bleiben müssen, um mich davon zu überzeugen, daß sie ihn wirklich auf dem Hügel stehen lassen. Das Wasser muß schon ziemlich nahe daran sein.«
»Ich möchte doch hoffen, daß sie den Wagen in Ruhe gelassen haben!« sagte Barbara leise, aber trotzdem deutlich. »Der Parkplatz gehört schließlich zu dem Zimmer, für das wir fünftausend Dollar bezahlt haben.«
»Ich frage mich nur, ob die Geizhälse ihre Kasse mit nach oben gebracht haben«, meinte Helen und kicherte dabei leise. »Sonst ist sie morgen früh bestimmt weggeschwemmt.«
»Ruhe!« rief Hester. »Wann legst du dich endlich hin, Benjy?«
»Was soll ich denn in meinem Feldbett?« erkundigte Benjy sich. »Helen muß bei dem Alten schlafen, weil er sonst friert. Und das dicke Make-up, das Miß Barbara bei mir aufgetragen hat, juckt so sehr, daß ich nicht einschlafen kann.«
»Davon verstehst du nichts«, wies Hester ihn zurecht. »Helen und ich kommen als Krankenschwestern durch, aber dein dunkler Teint muß ein bißchen aufgehellt werden. Natürlich bist du deshalb noch lange nicht passabel, aber jeder sieht, daß du dich bemüht hast. Damit und einem Tausenddollarschein kommst du durch das ganze Land.«
Benjy hob wieder den Kopf. »Der Wanderer dreht sich wirklich schnell. Jetzt hat er sich schon wieder verändert.«
Die Wände zitterten. Der Fußboden schien sich zu bewegen. Benjy beugte sich aus dem Fenster. »Das Wasser ist eine Handbreit gestiegen – vielleicht sogar etwas mehr.«
Helen richtete sich im Bett auf. »Glaubst du, wir sollten ...«, begann sie ängstlich.
»Ruhe!« befahl Hester energisch. »Haltet endlich den Mund und bleibt ruhig liegen. Wofür haben wir sonst die fünftausend Dollar bezahlt? Benjy, du weckst mich, wenn dir das Wasser bis zum Hals steht – aber nicht früher! Gute Nacht. «
Barbara lag schweigend in der Dunkelheit und dachte an die Rennstrecke bei Sebring, von der sie nur zwei Kilometer entfernt waren. Sie dachte an die vielen schönen Wagen, deren Motoren mit großer Mühe rennfertig gemacht worden waren – und jetzt standen sie in ihren Boxen unter Salzwasser, das die Motoren angriff und das Öl fortschwemmte. Oder waren sie rechtzeitig in einem rot-blau-grün-gelb-silbernen Rudel nach Norden gerast, um sich in Sicherheit zu bringen? Sie stellte sich Motorboote vor, die über die Rennstrecke kurvten. Sie stellte sich die überfluteten Raketen auf Kap Kennedy vor. Sie dachte an die überschwemmten Hotelpaläste in Miami ...
Der Fußboden schwankte nochmals.
27
Margo und Hunter saßen in Decken gewickelt nebeneinander auf dem leicht nach außen ansteigenden Felsvorsprung, den McHeath und Doddsy mit einer alten Plane aus dem Lieferwagen gepolstert hatten. Am Himmel über ihnen glitzerten im Westen einzelne Sterne zwischen den Wolken, aber nach Osten hin erstreckte sich noch immer eine dunkle Wand, die keinen Lichtschein durchließ. Unter ihnen lag ein heller Strahl auf den beiden verschlossenen Limousinen und der Straße, die weiter nach Los Angeles führte. Nachdem Doddsy mehrere Batterien für seinen Handscheinwerfer hatte, war Doc auf den Gedanken gekommen, die Lampe auf den Felsen zu stellen, der die Straße absperrte.
»Auf diese Weise sehen die Posten wenigstens gleich wer die Straße entlangschleicht«, hatte er gesagt. »Wahrscheinlich sieht sich der Besuch zuerst das Licht aus der Nähe an – und wenn er freundliche Absichten hat, ruft er bestimmt seinen Namen. Trotzdem dürfen wir nicht gleich schießen, nur weil jemand den Mund hält. Wir müssen die Leute vorher anrufen und ihnen Gelegenheit geben, ihre Anwesenheit zu erklären. Vor allem dürft
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