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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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zerkleinern. »Du trinkst doch.«
    Ein Stück Sellerie segelte auf Paulas Schoß, und sie aß es.

    »Ich könnte ja aufhören. Ich bin froh, daß ich nicht Maschine schreiben kann.« Sie überflog die langen Reihen von Stellenangeboten, bei denen Maschineschreiben gefordert wurde. Sie sah An Chu zu, die grüne und orangefarbene Gemüseschnitzel auf dem Schneidbrett stapelte. An Chus Haut war goldfarben, sie hatte volle Lippen und pechschwarze, schrägstehende Augen. Sie warf die Gemüseschnitzel in einen Topf.
    »Ich muß morgen früh raus«, sagte Paula. »Wirst du mich wecken?«
    »Klar. Warum?«
    »Morgen sind die mündlichen Prüfungen. Für das Komitee.«
    »Mein Gott. Bist du noch immer dabei?«
    »Es ist ein Job wie jeder andere. Und sie zahlen besser als alle anderen. Mit Ausnahme der Marsianer.«
    »Wenn du mich fragst«, sagte An Chu und rührte das Gemüse um, »gibt es keinen Unterschied zwischen dem Komitee und den Marsianern. Sie nehmen einen nur aus.«
    Paula faltete den Bogen zusammen und steckte ihn in eine Ritze in der Wand. Dann kauerte sie sich auf den Boden, um zu essen.
    An Chu hatte natürlich recht wegen des Komitees. Es war ein weltweites Unternehmen, das Kontrakte aushandelte und diplomatische Laufburschendienste für die Mittleren Planeten versah.
    Sie hatte sich aus reiner Neugier gemeldet, und die Tests waren für sie eine amüsante Unterhaltung geworden. Man hatte sie nach Erfahrungen im interplanetarischen Recht gefragt, die sie nicht besaß, man hatte sie in Mathematik und Naturwissenschaften geprüft, und sie wußte, daß sie durchgefallen war. Es war amüsant, möglichst geistreiche Antworten auf ihre dummen Fragen zu finden. An Chu löffelte Reis und Gemüse in eine Schüssel, und Paula spürte plötzlich, wie hungrig sie war.
    Das Revolutionskomitee hatte sein New Yorker Büro zwischen dem Universitäts-Campus und dem See. Das Gebäude war nur ein Stockwerk hoch. Drei oder vier Air-Cars waren auf seinem Dach geparkt. Als Paula eintraf, war der Warteraum bereits gedrängt voll. Sie schob sich durch die Menge zum Anschlagbrett und warf einen Blick auf die ausgehängte Liste. Ihr Name war der dritte. Sie konnte also nicht noch einmal verschwinden, um zu frühstücken, wie sie es eigentlich geplant hatte. Es gab keinen Platz zum Sitzen. Sie lehnte sich neben dem Schreibtisch an die Wand.
    Die meisten der anwesenden Menschen hatte sie schon bei den schriftlichen Prüfungen kennengelernt. Fast alle waren fünf oder sechs Jahre jünger als sie. Sie hatten ihre Köpfe über Notizhefte gebeugt oder starrten blicklos vor sich hin. Sie nahmen alles furchtbar ernst. Es war warm in dem Raum. Sie roch ihren eigenen Körper. Sie fragte sich, warum sie als einer der ersten bei der mündlichen Prüfung drankommen sollte. Sie spürte plötzlich einen leichten Druck im Magen. Auf dem Papier konnte man leicht spöttisch und sarkastisch sein.
    Die Tür öffnete sich und eine große, rothaarige Frau trat heraus. Ihr folgte ein Mann mit einem weißen Baumwollpullover, auf dem die Worte NEW YORK LIBRARY aufgedruckt waren. Das war Michalski, der Sekretär des Komitees. Alle Menschen im Wartezimmer blickten ihn an. Er sagte: »Carlos Sahedi?«, und ein junger, pickeliger Mann trat auf ihn zu. Michalski winkte ihn heraus und schloß die Tür hinter ihm.
    Das rothaarige Mädchen atmete tief durch. »Leute, bin ich froh, daß ich es überstanden habe.«
    »Was hat man Sie gefragt?« bestürmten sie einige der Wartenden. Paula verschränkte die Arme über der Brust. Jemand brachte dem rothaarigen Mädchen einen Pappbecher mit Wasser.
    Das Mädchen trank. »Hat gar keinen Zweck, sich groß vorzubereiten. Es geht gar nicht um das Wissen. Die stellen Fragen wie >warum kauen Sie an Ihren Fingernägeln?<.«
    Paula hatte auch die Angewohnheit, an ihren Nägeln zu beißen. Sie ballte die Hände zu Fäusten.
    »Wer macht die Prüfung?«
    »Sybiljefferson, Richard Bunker und zwei oder drei andere. Ich kenne nicht alle. Ist noch Wasser da?«
    Die Menschen um den Wasserkühler traten zur Seite, damit sie den Pappbecher nachfüllen konnte. Paula seufzte.
    Nach einer Weile kam Carlos Sahedi heraus, und Michalski rief: »Paula Mendoza.«
    Sie trat hinter ihm in einen Korridor. Kühle Luft strich über ihr verschwitztes Gesicht. »Haben Sie Durst?« erkundigte sich Michalski. »Ich kann Ihnen Kaffee bringen.«
    »Nein, danke.« Ihre Stimme klang belegt.
    Michalski deutete auf eine Tür auf der rechten Seite des Korridors.

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