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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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reflektierte das Südende des New-York-Doms das Sonnenlicht und malte einen kupferfarbenen Teppich auf das Wasser. Am westlichen Himmel, der im dicken Smog verschwand, versanken drei Sonnenscheiben hinter dem Horizont. Die Hälfte des Himmels flammte in einem kräftigen, dunklen Orange. Das Boot schaukelte im Küstenwind und sank wieder auf das Wasser. Der Bootsmann lenkte es durch die Unterwasserschleuse und an die Oberfläche des Hafenbeckens.
    Tony führte Paula über die Gangway. Sie betraten das Hafengebäude und fuhren mit dem überfüllten Aufzug zur Bushalte-stelle auf dem Dach des Gebäudes. Es war fast völlig dunkel geworden. Die blinkenden Lichter eines Airbus erschienen über den Bäumen. Tony stand neben Paula und wiegte sich auf den Hacken vor und zurück.
    »Schreibe irgend etwas für den Arzt auf, damit er mir den Stöpsel herausnimmt.«
    »Du solltest lieber zu einem Arzt gehen, der sich um seinen eigenen Kram kümmert.«
    Der Airbus senkte sich auf das Dach. Sie stieg die Stufen hinauf und setzte sich neben den Fahrer. Seit Tagen hatte sie nicht mehr für ihre Busfahrten bezahlt. Jetzt warf sie einen Dollar in den Zahlschlitz des Kastens. Tony trat neben sie.
    »Gefällt dir der Name Jennie?« fragte er.
    »Ich finde Jennifer hübscher.«
    »Jennifer Mendoza klingt entsetzlich.«
    Sie blickte ihn an. Seine blauen Augen standen im scharfen Kontrast zu der braunen Hautfarbe. Ihr Kind würde keine blauen Augen haben.
    »Andrea ist ein Mädchenname.« Es war Mode geworden, Kinder nach ihren Vätern zu benennen.
    »Darüber habe ich auch nachgedacht«, sagte er.
    Der Bus wurde langsamer und schwebte auf ein Hausdach hinab. Die Lichter blinkten. »Hobold Building«, rief der Fahrer. »Umsteigen nach Crosstown. Nächster Halt Universität.«
    »Und was ist, wenn es ein Junge wird?« fragte Paula. Tony zuckte die Achseln. »Bei Jungennamen habe ich keine besonderen Vorlieben.«
    Der Bus beschrieb eine scharfe Kurve. Paula umklammerte das Geländer, um nicht zu stürzen. Vor dem Fenster sah sie das blaue Domlicht, das vom Wasser reflektiert wurde. Der Bus überflog einen bewaldeten Hügel und schwebte wieder zu Boden.
    Sie stieg beim Turm der Biochemie aus. Auf einem pfeilförmigen Schild standen die Worte CELESTIAL MECHANICS CONFERENCE. Sie überquerte den Campus. Der größte Teil der Universität befand sich unter der Erde. Am Silo der Technologie befand sich ein zweites pfeilförmiges Schild. Ihr gefiel der Ausdruck CELESTIAL MECHANICS. Vielleicht würde sie das Kind so nennen. Sie durchquerte den Park. Es war dunkel unter den Bäumen, und sie hielt sich außerhalb der Schatten. Eine Eule schrie. Sie blieb stehen und lauschte, aber es blieb still.
    Die oberen drei Stockwerke ihres Hauses lagen über der Oberfläche. Sie trat hinein und fuhr mit dem Lift ins oberste Stockwerk.
    Im runden Mittelraum der Kommune warteten bereits mehrere Menschen auf ihren Dinner-Reis. Sie blieb beim Videone stehen und sah nach, ob irgend welche Nachrichten für sie abgegeben worden waren. Sie fand nichts. Sie ging in ihr Zimmer im rückwärtigen Teil der Wohnung, warf ihre Handtasche auf das ungemachte Bett und klopfte an die Verbindungstür zum Nebenzimmer.
    »Wer ist da?«
    Sie öffnete die Tür und trat in ein winziges, vollgestelltes Zimmer. An Chu stand vor ihrem Zeichenbrett und arbeitete an einer Skizze. Paula zog die Jacke aus, warf sie auf das Bett und streckte sich daneben aus.
    »Wir waren in Manhattan. Bist du auch schon einmal dortgewesen?«
    An Chus scharfe Aztekennase war nur wenige Zentimeter von dem Zeichenpapier entfernt. »Ich bekomme Zustände unter Wasser. Die Liste liegt neben dir auf dem Bett.«
    Genau wie Paula war auch An Chu zur Zeit arbeitslos. Paula richtete sich auf. Sie schob einen Haufen zusammengelegter Wäsche zur Seite und fand den langen Bogen mit den Stellenausschreibungen. Draußen in der Halle rief jemand: »Der Reis ist gekommen.« An Chu nahm eine Schüssel und ging hinaus, um ihr Essen zu holen. Paula streifte die Schuhe von den Füßen. Sie stand auf und warf einen Blick auf die Skizze eines langen, armlosen Kleides, an dem An Chu arbeitete. Die Wände des kleinen Raums waren mit Skizzen von Kleidern vollgehängt. An Chu brachte den Duft von Reis mit sich ins Zimmer.
    »Hier ist etwas«, sagte Paula und setzte sich wieder auf das Bett. »Reiniger für eine Bar. Vorzugsweise Nichttrinker.«
    An Chu nahm ein Schneidebrett und ein Messer aus dem Schrank und begann Gemüse zu

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