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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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sind nur im Sommer da«, erwiderte ein Alter, »jetzt würden sie sich erkälten«.
    22. Januar. Von Ombos nach dem Dorfe Edfu und von diesem aus, an der Insel Elephantine vorüber bis zur Stadt Assuan, im Altertum Syene (daher Syenit). Hier beginnt die Granitregion Ägyptens; der Nil bildet Fälle. Dicht hinter Assuan ist der erste Katarakt.
    22. zum 23. Januar. In der Nacht vom 22. zum 23. Januar traf von Kairo telegraphisch die Meldung von dem am 21. Januar erfolgten Tode des alten Prinzen Karl ein. Prinz Friedrich Karl war sofort zur Rückkehr nach Berlin entschlossen, bis ein zweites Telegramm ihn bestimmte, davon Abstand zu nehmen und die Reise nach dem ursprünglichen Programm fortzusetzen. Dies zweite Telegramm rührte von Kaiser Wilhelm her und sprach aus, »daß er zur Beisetzung doch zu spät kommen würde.«
    23. Januar. Der Prinz bleibt am 23. Januar noch in Assuan und Umgebung. Ein Ausflug nach der Katarakteninsel Philä wird unternommen. Besichtigung des Tempels. Nach der Rückkehr von diesem Ausflug erfolgt die Rückreise nach Kairo.
    23 bis 30. Januar. Rückreise von Assuan und dem ersten Katarakt bis nach Bedresheïn, eine halbe Tagereise von Kairo. »Am 30. Januar abends wurde Bedresheïn erreicht; die Schiffe legten vor Kleinmemphis an. Im Hintergrunde, nach Westen zu, leuchteten die Pyramiden von Sakkarah im Schein der untergehenden Sonne.«
    31. Januar. Am 31. Januar früh brach der Prinz auf, um von Bedresheïn aus die Pyramiden von Sakkarah zu besuchen. Emil Brugsch hatte sich, von Bulak her, eingefunden, um auf diesem Terrain, das er vorzüglich kannte, die Führung zu übernehmen. Nach Norden hin, während man den Marsch antrat, wurden die Pyramiden von Gizeh (bei Kairo) sichtbar. Das Dorf Sakkarah liegt dicht am Fuße des langgestreckten Wüstenplateaus, auf welchem die Grabpyramiden der längst verschollenen Könige von Memphis, in gruppenweiser Anordnung, ihre Posten als Marksteine der Weltgeschichte einnehmen. Der Aufstieg führt an dem aus Nilziegeln aufgeführten Hause Mariettes vorüber, das derselbe während seines langjährigen Wüstenlebens bewohnte und von dem aus er seine Ausgrabungen leitete.
    Der Besuch der unterirdischen Apisgrüfte mit ihren ausgedehnten Bogengängen und Nischen erfüllt mit großem Staunen für das, was die Ägypter auch als Bergleute zu leisten imstande waren. In den vierundsechzig Gewölben zu beiden Seiten der Gänge ruhten einst die einbalsamierten und mit reichem Schmuck versehenen Leiber der Apisstiere in roten (und dunklen) Granitsärgen, deren Größe jeder Beschreibung spottet. Vierundzwanzig derselben stehen noch an der alten Stelle, und eine Holztreppe gewährt den Zugang in die Höhlung jedes einzelnen Steinsarges. Im Durchschnitt 12 Fuß lang, 7 Fuß breit und 10 Fuß hoch, beziffert sich das Gewicht jedes einzelnen auf 13000 Zentner. In welcher Weise und mit welchen Mitteln die Ägypter jene ungeheuersten aller Sarkophage vom Nil an bis zu den Grüften transportiert haben mögen, bleibt ein ungelöstes Rätsel.
    Die Besichtigung einer der neugeöffneten Pyramiden bildete den Abschluß der Wanderung auf der einsamen Nekrepolis von Sakkarah. »Mein Bruder (so schreibt Brugsch) hatte dazu die Pyramide des Königs Unas-Onnos, des letzten Herrschers der fünften Dynastie, gewählt und die Gänge und Räume in dem hohlen Kerne des mächtigen Baues auf das Säuberlichste von Schutt und Steingeröll reinigen lassen. Das Einsteigen in den schrägen Gang, der nach der eigentlichen Totenkammer mit dem leeren Sarkophage des Königs führt, bot nicht die geringste Schwierigkeit, und der Anblick der mit endlosen Hieroglyphenstreifen bedeckten Wände hielt reichlich schadlos für die kleine Mühe der Einfahrt in die pyramidale Unterwelt.«
    Bald danach war man in Bedrehseïn zurück und erreichte Kairo zu guter Stunde.
    Mit einem »Gott sei Dank« verließen die Orientfahrer das Nilboot, auf dem sie dreiundzwanzig Tage zugebracht hatten. »Namentlich der Prinz atmete auf, als sein Fuß die Ufererde wieder berührte, denn der oft über ganze Tage hin ausgedehnte Mangel an Tätigkeit und Beschäftigung hatte ihm schließlich die gute Laune von Grund aus verdorben. Niemand weiß den Wert der Zeit besser zu schätzen als er, und die lange Trödelei auf dem heiligen Strome war alles andere eher gewesen, als eine angemessene Verwertung der Zeit. Ein Glück, daß gelegentliche Jagdpartien am Ufer die Langweil der Fahrt unterbrachen.«
     
IV. Über den Sinai
    1. und

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