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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Quelle des Ortes zu füllen. Die Legende, daß einst hier Jesus und seine Mutter gesessen, ist deshalb mehr als wahrscheinlich.« Im Konvent der Soeurs religieuses wird Abschied vom gelobten Lande genommen. Phönizien beginnt. Nachtquartier im Gouvernementshaus zu Akka. Mücken- und Moskitoplage.
    2. März. Aufbruch. Nach neunstündigem Ritt an der phönizischen Küste hin wurde Tyrus erreicht. Hier erfuhr man, daß der in Folge der Schneeschmelze ungewöhnlich hohe Wasserstand des Flusses Litâni (früher Leontes) die Weiterreise unmöglich machen werde. Zugleich indes hieß es: »Der Postbote sei durchgekommen«. Der Prinz lachte: »Ist ein Postbote durchgekommen, werden wir's auch«. So wurde die Weiterreise beschlossen.
    3. März. Aufbruch von Tyrus nach Sidon. Die Schwierigkeiten, die der Litâni bot, waren in der Tat groß. Der Prinz, einen überschwemmten schmalen Steinweg benutzend, kam hinüber; sein Kammerdiener Goerz aber wurde von der Flut weggerissen und nur wie durch ein Wunder gerettet. Das gleiche Schicksal hatten mehrere Personen aus dem Gefolge. Den 3., abends, traf man in Sidon (Saïda) ein.
    4. März. Von Sidon nach Beirut. Ankunft am Spätnachmittag. Man sah sofort, daß Beirut (nah an 100000 Einwohner) nicht nur Sidon und Tyrus überflügelt, sondern sich überhaupt zum ersten Handelsort dieser Gegenden erhoben hat. Beirut ist in ähnlicher Weise französisch, wie Kairo und ganz Unterägypten englisch ist. Die Franzosen sind gewillt, sich hier, an der syrisch-phönizischen Küste, für den Verlust von Ägypten schadlos zu halten.
    5. März. Ruhetag in Beirut, im Hotel d'Orient. Der Prinz tritt in Beziehungen zu dem türkischen Gouverneur: Rustem Pascha. »Nur einzelne Zedern«, sagte Rustem Pascha, »stehen auf dem Libanon. Ich habe eine jede mit einer Mauer umgeben lassen, da die Reisenden sich nicht scheuten, ihr Lagerfeuer am Fuß ihrer Stämme anzuzünden und mehrere infolgedessen abstarben. Meine Versuche, die jungen Sprossen hierher nach dem großen Garten von Beirut zu verpflanzen, scheiterten mehrere Male. Erst die Beobachtung, daß sie genau nach derselben Himmelsrichtung, der sie früher zugekehrt waren, stehen müssen, führte zu einem günstigen Resultate. Sie kommen jetzt fort, daß es eine Freude ist. Ja, man muß eben die schwachen Seiten der Bäume wie der Menschen kennen, um seine Hoffnungen auf ihre gute Zukunft nicht fallen zu lassen«. Dann sprach Rustem Pascha über die Drusen und Maroniten und schloß: »Für die öffentliche Sicherheit habe ich in den langen Jahren meiner Verwaltung das Menschenmögliche geleistet. Maroniten und Drusen leben gegenwärtig in Frieden und Ruhe nebeneinander, und eine Frau oder ein Kind kann des Nachts sicherer durch den Libanon gehen, als durch die Straßen von Paris! Wenn man gegenwärtig von Unruhen in meinem Distrikte spricht, so ist das Verleumdung. In Summa, ich habe meine Schuldigkeit getan, ich gehöre nicht zur Klasse jener Orientalen, denen alles gleichgültig ist«.
    6. März. Desgleichen Ruhetag in Beirut. Oberst von Natzmer, seit Wochen von einem heftigen Anfall von Ischias geplagt, trennt sich vom Prinzen und der Reisegesellschaft desselben und kehrt auf dem von Konstantinopel eintreffenden Lloyddampfer nach Triest und Deutschland zurück.
    7. März. Aufbruch fünfeinhalb Uhr früh von Beirut nach Damaskus, fünfzehn deutsche Meilen. Man benutzt die französische Diligence, die die Libanon-Ausläufer zu passieren hat, und trifft beim Dunkelwerden in Damaskus ein.
    8. März. Besuch des Prinzen bei Abd-el-Kader. »Abd-el-Kaders Augen leuchteten, als ihm der Prinz entgegenging und seine beiden Hände, wie die eines alten Freundes ergriff. Abd-el-Kader machte den Eindruck eines vollständigen Greises und wirkte wie ein betagtes Mitglied der gelehrten Klasse der Ulemas. Das kleine, faltige, rötliche Gesicht, von einem kurzgeschnittenen weißen Bart umrahmt, zeigte einen feingeformten Mund mit vollzähliger Zahnreihe und eine aquiline Nase. Die bläulich-grauen Augen leuchteten mit einem schillernden Matt, hafteten aber mit eigentümlicher Schärfe an den Blicken des mit ihm Redenden. Sein Gang war der eines ermüdeten Greises, langsam nur schlich er umher und seine Hände waren beständig in einer leise zitternden Bewegung. Die Unterhaltung des Emirs begann mit höflichen Begrüßungen, voll jener feinen Wendungen, wie sie dem gebildeten Orientalen eigen sind. Der Prinz seinerseits bemerkte, daß er vor langen Jahren, bei einer Reise

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