Wanderungen durch die Mark Brandenburg
was in die Derfflingerzeit zurückreichte, vielleicht mit Ausnahme zweier in der Vorhalle postierten Falkonets. Ein Porträt des Feldmarschalls ist neueren Datums und aus der kunstgeübten Hand eines Mitgliedes der Schönburgischen Familie hervorgegangen. Es ist ein Derfflinger zu Pferde, als Pendant zu einem Friedrich von Derfflingerschen Reiterbilde, das sich noch aus alter Zeit her im Schlosse vorfand. 34
Der Park ist ungewöhnlich groß und neben den schönsten Baumpartien auch reich an jenen gepflegten Rasenplätzen, die die Engländer »Lawn« nennen. Der alte Derfflinger, dem Gusow, wie so vieles andere, auch diesen Park verdankt, war besonders darauf aus, südliche Bäume, Zedern und Zypressen, großzuziehen. Die Zedern, wohl zwanzig an der Zahl, bilden eine Parkpartie für sich, die den Namen »Libanon« führt. Die Hauptzierde aber ist eine mehr denn sechzig Fuß hohe Zypresse, von der es heißt, daß sie der schönste derartige Baum in den Marken sei, ein Prachtstück, das König Friedrich Wilhelm IV. vergeblich bemüht war, für Sanssouci zu erwerben. Nach meiner botanischen Kenntnis ist es übrigens keine Zypresse, sondern ein Taxodium.
Die Kirche geht in ihren Anfängen weit zurück. Derfflinger aber erweiterte und renovierte sie und zwar von 1666 bis 1670 nach dem Tode seiner zweiten Frau, »seiner seligen, hochadligen herzliebsten Barbara Rosine von Behren«, wie wir einer hinter dem Altar befindlichen Inschrift entnehmen können. Diese Inschrift lautet:
»Der Fürstlichen Durchlaucht von Brandenburg Geheimer Kriegsrath, Statthalter von Pommern, Generalfeldmarschall, Ober-Gouverneur über alle Dero Festungen und Oberster zu Roß und Fuß, Ich George Freiherr von Derfflinger, Herr auf Gusow, Platkow u.s.w. als Patronus dieser Kirche habe dem lieben Gott zu Ehren Anno 1666 angefangen nach dem Tode meiner seligen hochadligen Ehehälfte Barbara Rosina von Behren diese Kirche, welche vor diesem sehr klein, unsauber und unordentlich war, aus meinen eigenen Mitteln zwanzig Schuh' ins Best 35 zu verlängern und ein Begräbnisgewölbe, neuen Altar, Kanzel, Chöre, Fenster, Thüren, Leichenhalle und Stühle alles neu verfertigen lassen und ist solcher Kirchenbau mit der Malerei vollends Anno 1670 geendigt worden. Pfarrer ist zu dieser Zeit Salomon Sanovius aus Münchberg bürtig. Gott erhalte diese Kirche und behüte sie vor Krieg und Feuersbrunst, und gebe, daß sein heiliges Wort darin lauter und unverfälscht geprediget und die heiligen Sacramente nach Christi Einsetzung administriret werden bis zum lieben jüngsten Tag.«
Rechts und links vom Altar befinden sich Kirchenstühle mit den Wappen folgender Familien: von Schapelow, von Berfelde, von Rilicher, von Promnitzer, von Stosch, von Haubitz, von Löben, von Hacke, von Redern, von Schulenburg, von Röbel, von Wenkstern. An andrer Stelle die Kriegs- und Gedenktafeln.
Von eigentlichen Sehenswürdigkeiten innerhalb der Kirche verbleiben noch das Grabmonument und das Grabgewölbe.
Das Grabmonument – ein trophäenartig aufgebautes Epitaphium – wurde durch Friedrich von Derfflinger dem Andenken seines Vaters errichtet. Es hebt sich von einer gemalten Wappendecke ab und muß ehedem sehr prächtig gewesen sein. Den Mittelpunkt bildet ein Steinsarkophag, in dessen flacher Vertiefung der Derfflingersche Feldmarschallsstab liegt. Er ist, wurmstichig, in zwei Teile zerfallen; an beiden Teilen der Samt abgerissen und nur die vergoldeten Nägel noch sichtbar, die früher den Samt hielten. Über dem Sarkophag erhebt sich die schon erwähnte Derfflingerbüste: ausdrucksvolles Gesicht; ziemlich mager; die einzelnen Teile, mit Ausnahme der prononcierten Nase, eher klein als groß. Dazu langes, lockiges Haar und kleiner Schnurr- und Kinnbart. Einiges, das hierin von Paulis auf S. 182 gegebener Schilderung abweicht, ist auf den Unterschied der Jahre zurückzuführen. Über der Büste ein schwebender Engel, dessen rechte Hand leider abgebrochen ist. Unter dem Sarkophage die Grabinschrift, die neben Namen, Titel, Würden und Besitzungen zugleich auch Zeit und Ort seiner Geburt und seines Todes gibt. – Dies ist das eigentliche Epitaphium. Zu seiner weiteren Dekoration dienen zwei Standarten, die, divergierend gestellt, nach rechts und links hin über den Sarkophag hinausragen. Beide sind von gleicher Beschaffenheit: die blauseidenen Fahnentücher mit Fransen und Quasten geschmückt. Ihr Emblem besteht in einem nach außen gerichteten Arm, der ein Schwert führe, und
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