Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Ew. K. H. mir schulden, ist schon bezahlt; Ew. K. H. werden, glaub ich, leicht errathen, durch wen. Da Ew. K. H. mir die gegenwärtige Noth schildern (sie betraf die Hochzeitsreise nach Braunschweig, zu welcher der König nichts extraordinär bewilligen wollte) werde ich Ihnen den Rest der Unterstützung auszahlen.«
Unzweifelhaft war es dem Kronprinzen ein peinliches Gefühl, durch den Gesandten eines fremden Hofes Gelder zu erhalten. »Weil dies jedoch«, wie er sich selber ausdrückte, »immerhin noch besser war als Hungers zu sterben«, so nahm er auch noch 1735 unbedenklich eine kaiserliche Unterstützung von 3 000 Dukaten an.
Erst von 1737 ab wurden diese Verlegenheiten in etwas geringer. Um diese Zeit erhielt er, außer dem Gute Zernikow, auch noch eine königliche Zulage von 12000 Talern und etwas später das etwa bis zu gleicher Höhe (12 000 Taler) sich erhebende Einkommen von dem Trakehner Gestüt. All dies half, gewiß, aber es half nicht viel, und erst nach seiner Thronbesteigung sah er sich in der Lage, sich seiner zahlreichen, aus den Ruppiner und Rheinsberger Tagen herstammenden Verpflichtungen entledigen zu können.
Ob auch gegen den österreichischen Hof?
Er hätte wenigstens die dazu nötigen Summen aus Schlesien leicht bestreiten können.
6. General von Günther
Und Ihm,
Von dem ich Ehre und irdisches Gut
Zu Lehen trage und Leib und Blut,
Ihm hab' ich mich ganz ergeben.
Johann Heinrich Günther, ein ausgezeichneter Führer leichter Truppen, der glorreich fortsetzte, was unter Zieten und Belling begonnen worden war, ward im Sommer 1736, also in demselben Jahre, wo Kronprinz Friedrich nach Rheinsberg hin übersiedelte, zu Neu-Ruppin geboren. Er war aus bürgerlichem Stande. Sein Vater stand als Feldprediger beim Regiment Kronprinz und zeichnete sich durch Kanzelberedsamkeit aus.
Der Sohn, unser General Günther, gehört unbestreitbar zu den bedeutendsten unter den Neu-Ruppiner Persönlichkeiten, und doch ist es mir zweifelhaft, ob unsere Darstellung vor ihm haltmachen und ihm die pflichtschuldigen Honneurs erweisen würde, wenn nicht im Laufe der Zeit geflüstert worden wäre, daß General Günther ein illegitimer Sohn des Kronprinzen Friedrich gewesen sei. Torheit! Günthers Adjutant und Biograph, der spätere Kriegsminister von Boyen, spricht von der Mutter als von einer »guten und frommen Frau«, was er vermieden haben würde, wenn zu jenem Gerücht auch nur die kleinste Veranlassung vorgelegen hätte. Woraus dies Gerücht überhaupt entstand, ist nachträglich schwer zu sagen. Vielleicht einfach aus dem Aufsteigen eines Bürgerlichen und Feldpredigersohns bis zum Freiherrn und Generalleutnant, wobei nur übersehen wurde, daß beides, Nobilitierung wie Hochavancement, erst gegen das Ende seiner Tage hin und nicht seitens des großen Königs, sondern von seiten König Friedrich Wilhelms III. erfolgte. Kurzum alles Mythe, für deren Entstehung wir außer dem Umstande, »daß das Oberst von Wreechsche Haus (das der Kronprinz in Ruppin bezog) durch seinen bloßen Namen schon an die kurz vorhergegangenen intimen Beziehungen zur schönen Frau von Wreech in Tamsel bei Küstrin erinnerte« keine andere Erklärung finden können als die Sucht des Menschenherzens, hervorragende Persönlichkeiten durch Ausstaffierung mit sogenannten »interessanten Verhältnissen« womöglich noch interessanter zu machen.
Johann Heinrichs Jugendjahre scheinen Jahre der Entbehrung gewesen zu sein. Nichtsdestoweniger setzte die Mutter alles daran, ihn für das geistliche Amt zu erziehen, in welchem der Vater des Knaben bereits Befriedigung und Auszeichnung gefunden hatte. Die Universität Halle bot dazu in mehr als einem Sinne die Mittel, und bald nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges, wahrscheinlich im Jahre 1757, trat unser Günther seine theologischen Studien an der gerade damals so berühmten Hochschule an. Aber diese Studien währten nicht lange. War es, daß die wachsende Not des Vaterlandes den festen Willen heranreifte, Gut und Blut dafür einzusetzen, oder war es andrerseits die Überzeugung, daß vielleicht morgen schon ein Zwang da eintreten würde, wo heute noch die Möglichkeit eines freien Entschlusses war, gleichviel, der Eintritt in die preußische Armee erfolgte.
Ernst Moritz Arndt in seinen »Wanderungen und Wandelungen mit dem Freiherrn vom Stein« erzählt den Hergang nach Mitteilungen, die er dem Geh. Kriegsrat Scheffner zu verdanken scheint, im wesentlichen wie folgt:
»Bald
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