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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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können. Dennoch bin ich persönlich geneigt, mich mehr für Annahme 5, will sagen, für »Bastion Brandenburg« zu erklären. Allerdings beträgt die Entfernung bis dahin nicht 30 oder 50, sondern 80 Schritt, aber auch »Bastion Brandenburg« liegt noch »hinter der Kanzlei«, und jedenfalls war nur hier Raum und Gelegenheit zu bequemer Aufstellung von 200 Mann gegeben. Dies ist nicht unwichtig, denn der von Hoffbauer bevorzugte Platz 7 ist noch immer sehr eng und zu solcher Aufstellung nur gerade notdürftig ausreichend.
    Unter allen Umständen bleibt die Wahl nur zwischen 5, 6 und 7 oder irgendeinem anderen zwischen dem Kreuz (v. K. ) und »Bastion Brandenburg« gelegenen Punkt.
    Und so darf man denn, wie eingangs bemerkt, auch diese Frage als wenigstens annähernd entschieden ansehen. Absolute Sicherheit wird freilich auch dann nicht gewonnen werden, wenn das Staatsarchiv die den Katte-Prozeß behandelnden Aktenstücke jemals zu freier und ganzer Verfügung stellen sollte. Denn Lokalfragen pflegen in amtlichen Verhandlungen, wenn nicht die Lokalität selbst den Gegenstand des Prozesses bildet, immer als etwas Nebensächliches angesehen zu werden.
     

Biographisches über Hans Hermann von Katte
     
    Hans Hermann von Katte wurde den 21. Februar 1704 zu Berlin geboren. Diese Zahlen sind zuverlässig. Auf dem Familiengute Wust findet sich folgende bald nach der Geburt Hans Hermann von Kattes in das dortige Kirchenbuch eingetragene Notiz: »Anno 1704 den 21. Februar ist des Herrn Obrist-Wachtmeisters (von Katte) Söhnlein zu Berlin geboren und den 22. getauft und mit Namen Hans Hermann benennet worden. Dessen Pathen waren der Hoch-Gräfliche Herr Feldmarschall von Wartensleben und dessen Frau und Sohn.«
    Über die Jugend Hans Hermanns ist nur weniges und nur ganz allgemeines bekanntgeworden. Daß er seine Schulzeit in Königsberg – allwo sein Vater bald nach Abschluß des Spanischen Erbfolgekrieges ein höheres Kommando antrat – zugebracht haben muß, dafür spricht folgende Stelle eines weiterhin im Wortlaute mitzuteilenden Briefes: »Sein Porträt«, so schreibt der Vater im Dezember 1730, »haben hier in Königsberg zwei Leute, eines davon der Maler, wo er zeichnen lernte.« – Welcher Art im übrigen sein Unterricht war, kann nur gemutmaßt werden. Er war sehr begabt, weshalb ihn denn auch der Vater für den Zivildienst und zwar für die Justizkarriere bestimmte. Reisen unterstützten früh seine wissenschaftlichen Studien. Der König sah aber den Eintritt in den Zivildienst nicht allzu gern, und da seine Gnade nur für diejenigen zu hoffen war, die Militärs wurden, so kam Hans Hermann von Katte schließlich zur Armee. Wann dies war und ob er gleich anfangs bei den »Gensdarmes« oder vielleicht erst in ein Königsberger, beziehungsweise ostpreußisches Kavallerieregiment eintrat, alle diese Dinge sind in Dunkel gehüllt und werden es mutmaßlich bleiben. Als er 1729, damals fünfundzwanzig Jahre alt, zuerst genannt wird, scheint er bereits geraume Zeit hindurch der Berliner Garnison angehört zu haben.
    Von seiner äußeren Erscheinung, wie zugleich von seinem Charakter, gibt Pöllnitz folgendes Bild: »Er war klein und sonnenverbrannt und hatte von den Blattern außerordentlich gelitten. Dazu dicht zusammengewachsene Augenbrauen, was ihm ein finsteres Ansehen gab. Er besaß Geist, aber wenig Urteil und war ehrgeizig und dünkelhaft. Die Gunst des Kronprinzen verrückte ihm vollends den Kopf, und er betrug sich dabei wie ein indiskreter Liebhaber in Ansehung seiner Geliebten. Überall zeigte er die Briefe des Prinzen vor, erhob ihn bis in die Wolken und tadelte dagegen jegliches, was der König tat. Seine Sitten waren nicht regelmäßiger als sein Verstand; er debauchierte und brüstete sich, gar keine Religion zu haben. Vielleicht, daß ihn reifere Jahre geändert hätten. Um diese Zeit aber (1730) war er so, wie die vorstehende Schilderung ihn gibt. Er war es hauptsächlich, der die Unzufriedenheit des Prinzen nährte, denn er ward von demselben in allen Stücken zu Rate gezogen. Nichts geschah, ohne daß Katte befragt worden wäre, und dabei war er klug genug, dem Prinzen immer nur das anzuraten, was dieser wünschte. Es wäre für beide gut gewesen, wenn sie einander nie kennengelernt hätten.«
    Mit dieser Schilderung stimmt überein, was die Prinzessin Wilhelmine (Markgräfin) von ihm schreibt: »Sein Gesicht war mehr abstoßend als einnehmend; ein paar schwarze Augenbrauen hingen ihm fast über die

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