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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Augen. Sein Blick hatte etwas Unheimliches, etwas, was ihm sein Schicksal prophezeite. Eine dunkle von den Blattern bezeichnete Hautfarbe vermehrte seine Häßlichkeit. Er spielte den esprit fort und trieb die Liederlichkeit bis zum Exzeß. Viel Ehrgeiz und Keckheit begleiteten dieses Laster. Zugleich aber«, so fährt sie fort, »besaß er Geist, Belesenheit und Welt. Die gute Gesellschaft, in der er sich ausschließlich bewegte – so namentlich auch im Hause des französischen Gesandten Grafen Rothenburg – hatte seine Sitten gebildet, was damals in Berlin sehr selten war.«
    Wann die Prinzessin ihn kennenlernte, ist nicht bestimmt ersichtlich, wahrscheinlich im Herbst 1729, als der König von einer nach Lübbenau hin unternommenen Reise zurückkehrte. Vom Mai 1730 an sahen sie sich jedenfalls häufig. Er überbrachte schriftliche und mündliche Botschaften hüben und drüben und nahm an den Aufführungen und literarisch-musikalischen Abenden teil, die, wenn der König in Potsdam oder Wusterhausen war, im königlichen Schloß oder in Schloß Monbijou stattzufinden pflegten. Einmal wurden sie überrascht. »Katte ergriff Flöte und Noten und sprang mit Quantz beiseite, um sich zu verstecken.«
    Daß er der Prinzessin jemals mehr gewesen wäre als der Freund und Vertraute ihres Bruders, ist aus nichts ersichtlich; ihre eigenen Schilderungen sprechen dagegen. Katte seinerseits scheint sich freilich in jener grenzenlosen Eitelkeit, die sein hervorstechendster Charakterzug war, vor aller Welt das Ansehen gegeben zu haben, als ob ihr Verhältnis ein intimes gewesen sei. Die Prinzessin erfuhr davon, und vertraut mit der Tatsache, daß der Berliner Hof damals so recht eigentlich ein Klatschhof war, verhielt sie sich ablehnend gegen ihn und seine Huldigungen. Es handelte sich dabei ganz besonders um ein Medaillon-oder Dosenporträt, das er von ihr besaß, trug und zeigte. Sie verwies es ihm und wollte es zurück haben. Aber er weigerte sich dessen. Der Charakter Kattes tritt einem in diesem eigentümlichen Verhalten am frappantesten entgegen. »Eines Tages«, so schreibt die Markgräfin, »benachrichtigte mich die Bülow, daß Katte anderer Unbesonnenheiten zu geschweigen, auch mit einer Dose prunke, in der sich das Porträt des Kronprinzen und das meine befände. In der Tat war durch dies und ähnliches in seinem Benehmen unsere Verlegenheit auf den höchsten Grad gestiegen, weshalb ich es für notwendig hielt, der Königin Mitteilung davon zu machen. Diese zeigte sich denn auch sehr aufgebracht und gab meiner Gouvernante, dem Fräulein von Sonsfeld, den Befehl, bei dem Herrn von Katte mein Porträt in aller Verbindlichkeit zurückzufordern. Und die Sonsfeld unterzog sich diesem Auftrage noch am selben Abend. Katte entschuldigte sich, so gut er konnte, aber wie viele Vorstellungen ihm meine Gouvernante auch machen mochte, das Porträt selber wollte er ihr nicht einhändigen, versicherte sie vielmehr seiner Diskretion für die Zukunft und bat sie, die Königin zu beruhigen. Dies geschah auch. Indessen die abschlägige Erklärung verstimmte uns doch so, daß wir längere Zeit nicht mit ihm sprachen.«
    »Aber«, so fährt die Prinzessin fort, »dies währte nicht lange. Am 11. August hatten wir Konzert in Monbijou. Auch Katte, der nie fehlte, war zugegen. Als ich in ein Nebenzimmer ging, folgte er mir dorthin und beschwor mich um meines Bruders willen, ihm einen Augenblick Gehör zu schenken. Und so hatten wir denn wieder ein längeres Gespräch.
    ›Ich bin in Verzweiflung‹, sagte er, ›über Eurer Königlichen Hoheit Ungnade. Man hat Ihnen falsche Nachrichten über mich gebracht. Man beschuldigt mich, den Kronprinzen in seinen Fluchtplänen zu bestärken. Umgekehrt, ich habe es ihm abgeschlagen, ihm zu folgen. Und ich stehe Ew. K. H. mit meinem Kopfe dafür, daß er diesen Schritt nicht ohne mich unternehmen wird.‹
    ›Ich sehe Ihren Kopf schon zwischen Ihren Schultern wackeln‹, replizierte ich. ›Und wenn Sie nicht bald ihr Benehmen ändern, so werde ich ihn leicht vor ihren Füßen sehen.‹ Er wollte antworten, aber ich fuhr fort: ›Ich leugne Ihnen nicht, daß wir, die Königin und ich, sehr unzufrieden mit Ihnen sind, weil Sie die Pläne meines Bruders ausschwatzen; vor allem aber ziemt es sich nicht für Sie, mein Porträt zu besitzen und damit zu prunken. Die Königin hat es Ihnen abfordern lassen, und Sie hätten die Pflicht gehabt, ihr zu gehorchen und es uns wieder zuzustellen.‹
    Er wußte sich

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