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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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der Küstriner Garnison verwandelt. Jetzt ist es Kasinosaal. Eine Inschrift fehlt ihm noch. Dafür aber ist als historisches Erinnerungsstück ein aus der Neu-Dammschen Mühle stammender Lehnstuhl aufgestellt worden, derselbe, auf dem König Friedrich, achtundzwanzig Jahre später, die Nacht vor der Schlacht bei Zorndorf zubrachte.
    Wo fiel Kattes Haupt?
    Diese Frage bietet viel größere Schwierigkeiten, denn es streiten sich sieben Plätze darum. Ich schicke auch hier ein Bild der Lokalität voraus. Es ist dasselbe wie das schon vorstehend gegebene, nur erweitert.

     
    Weißkopf. Etwas über mannshoher Unterbau eines ehemaligen Rundturmes. Auf demselben jetzt ein Pavillon. – Steinwürfel. Nicht mehr vorhanden. Befand sich unmittelbar rechts neben einer von der Stadt, beziehungsweise von der »Mühlenpforte« her auf den Wall hinaufführenden Treppe. – Mühlenpforte. Läuft jetzt noch unter dem Wallgang hin und von der Stadt auf den Fluß zu. Ein gewölbtes Tor. Ein Tunnel. Hat Bedeutung für die Ortsbestimmung. – Kanzlei. Hart am Wall gelegenes Haus, aber noch innerhalb der Stadt. Seine oberen Stockwerke ermöglichten »von denen Fenstern« aus, von denen der Bessersche Bericht spricht, einen
bequemen Blick auf den Wall. Jetzt stehen da, wo 1730 die »Kanzlei« stand, das »Blockhaus« (Gefängnis) und das Salzmagazin. – F. Fenster, wo der Kronprinz stand. – v. K. Stelle, wo (nach Hoffbauer) Kattes Haupt fiel.
    Nach dieser Lokalbeschreibung lasse ich nunmehr die sieben rivalisierenden Plätze, beziehungsweise Hypothesen folgen:
    1. Die Hinrichtung fand statt an der Stelle, wo jetzt der »Weißkopf« steht.
    2. Die Hinrichtung fand auf dem »Weißkopf« statt, und zwar auf dem zum Schafott hergerichteten Turmunterbau, der damals (1730) noch keinen Pavillon trug.
    3. Die Hinrichtung fand statt auf dem schmalen Raume, der zwischen dem »Weißkopf« und dem »historischen Fenster« liegt.
    4. Die Hinrichtung fand statt auf einem »innerhalb des Festungs- oder Schloßhofes errichteten schwarzen Schafott«. So schreiben Pöllnitz und die Markgräfin.
    5. Die Hinrichtung fand statt auf dem Hof von Bastion Brandenburg.
    6. Die Hinrichtung fand statt (von der Stadt aus gerechnet) rechts neben der Treppe, die von der Mühlenpforte aus auf den Wallgang hinaufführt. Also da, wo früher der Steinwürfel stand.
    7. Die Hinrichtung fand statt links neben der ebengenannten Treppe, unmittelbar – wieder von der Stadt aus gerechnet – hinter der »Kanzlei«, an der mit v. K. bezeichneten Stelle.
    Die vier ersten Ansprüche sind leicht zu beseitigen.
    Ad 1. Von einer bloßen Weißkopf-Stelle zu sprechen, ist untunlich. Der Weißkopf stand dort schon 150 Jahre, als die Hinrichtung stattfand.
    Ad. 2. Von einem Schafott auf dem Weißkopf kann ebenso wenig die Rede sein, denn von Schack erzählt: »er kniete auf Sandhaufen nieder.« Also nichts von Schafott.
    Ad 3. Der Raum zwischen »Weißkopf« und »historischem Fenster« hat nur ungefähr sechs Schritt im Durchmesser und bot keinen Raum zur Aufstellung von zweihundert Menschen. Auch hätte der Prinz den Hergang nicht vor dem Auge gehabt, sondern auf diesen Hergang von oben her hinuntersehen müssen, wie in einen Topf hinein.
    Ad 4. »Schloßhof« und »mit schwarzem Tuch ausgeschlagenes Schafott« ist ganz unstichhaltig und konnte nur von Personen aufgestellt werden, die, wie Pöllnitz und die Markgräfin, die Lokalität nie gesehen hatten.
    Ad 5. und 6. räumt Prediger Hoffbauer ein, daß beide Hypothesen etwas für sich haben, ist aber nichts destoweniger der Ansicht, daß nur seiner
    Ad 7. angegebenen Stelle (v. K. ) alle gleichzeitigen Angaben, will sagen die Angaben Major von Schacks, Prediger Bessers, General von Münchows und Konrektor Georg Thiemes, unterstützend zur Seite stehen. Und zwar ist diese unter 7. näherbezeichnete Stelle:
    Erstens von dem »historischen Fenster« aus sichtbar; bietet
    Zweitens Raum genug zur Kreisaufstellung von 200 Mann; liegt
    Drittens ungefähr 30 bis 50 Schritt, wie von Münchow schreibt, hinter dem »historischen Fenster«; und liegt
    Viertens, wie die handschriftlichen Aufsätze George Thiemes angeben, unmittelbar »hinter der Kanzlei«.
    Niemand, der sich mit dieser Frage längere Zeit beschäftigt und gleichzeitig, was ganz unerläßlich, in Küstrin selbst Kenntnis von der Lokalität genommen hat, wird der Hoffbauerschen Beweisführung Gründlichkeit und Berücksichtigung aller in Betracht kommenden Punkte absprechen

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