Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin
Invalidenkirchhof, das Schauspielhaus, das Potsdamer Tor und die Wachthäuser rechts und links neben demselben, das Alte Museum samt Lustgarten und Springbrunnen, die Schloßbrücke samt ihren Statuen, die Friedrich-Werdersche Kirche, die vier Kirchen einerseits in Wedding und Moabit, andrerseits vor dem Rosenthaler Tor und auf dem Gesundbrunnen, die Palais der Prinzen Karl und Albrecht, die neuen Packhofsgebäude, das Graf Redernsche Palais, die Einfahrt in die Neue Wilhelmsstraße, die Sternwarte am Enckeplatz, die Bauschule.
Bedeutsam, wie diese Bauten sind – vorzüglich für den, der die Geschichte derselben verfolgt und die Schwierigkeiten in Anschlag bringt, die sich der Ausführung entgegenstellten –, so geben sie doch zum kleinsten Teile nur eine Vorstellung von der umfassenden und geradezu Staunen erregenden Tätigkeit, die Schinkel zunächst innerhalb der Hauptstadt und ihrer Umgebung 2) und im weiteren im Lande Preußen überhaupt entfaltete.
Wenn wir uns annähernd ein richtiges Bild davon entwerfen wollen, welcher Art und welchen Umfanges sein Schaffen war, so müssen wir nicht allein das im Auge haben, was er widerstrebenden Gewalten gegenüber aus Berlin wirklich machte, sondern vor allem auch das, was er daraus machen wollte , müssen wir in den Kreis seiner schöpferischen Tätigkeit alles das mit hineinziehen, was in hundert ausgeführten Blättern auf dem Papiere lebt, aber an der Ungunst der Zeiten scheiterte. An der Stelle, wo jetzt das Potsdamer Tor steht, sollte sich beispielsweise die große Friedenskathedrale zur Erinnerung an die Freiheitskriege erheben. Die Linden entlang gedachte er in Statuen und Denkmälern eine monumentale Siegesstraße zu ziehen, und anstelle des alten Domes sollte ein wirklicher Dom hoch in die Luft steigen, glänzend genug, um sich den anderen Prachtbauten jenes Platzes würdig anzureihen. So waren die Pläne, aber nur die Mappen Schinkels geben Auskunft darüber, was damals alles gedacht, entworfen, erstrebt wurde. Das wenigste trat ins Leben. »Er diente einem sparsamen König in einer geldarmen Zeit.«
Diese Mappen, die eigentlichste Hinterlassenschaft Schinkels, sind es, die uns ein Bild der Gesamttätigkeit des Meisters erschließen, einer Tätigkeit, die fast alle Gebiete des künstlerischen Lebens umfaßte . Gab es eine neue Spontinische Oper, wer anders als Schinkel konnte die Dekorationen, gab es ein fürstliches Begräbnis, wer anders als Schinkel konnte die Zeichnung zu Monument oder Grabstein entwerfen? Das ganze Kunst handwerk – dieser wichtige Zweig modernen Lebens – ging unter seinem Einfluß einer Reform, einem mächtigen Aufschwung entgegen. Die Tischler und Holzschneider schnitzten nach Schinkelschen Mustern, Fayence und Porzellan wurden schinkelsch geformt, Tücher und Teppiche wurden schinkelsch gewebt. Das Kleinste und das Größte nahm edlere Formen an: der altvätrische Ofen, bis dahin ein Ungeheuer, wurde zu einem Ornament, die Eisengitter hörten auf, eine bloße Anzahl von Stangen und Stäben zu sein, man trank aus schinkelschen Gläsern und Pokalen, man ließ seine Bilder in schinkelsche Rahme fassen, und die Grabkreuze der Toten waren Schinkelschen Mustern entlehnt. In dieser Welt Schinkelscher Formen leben wir noch 3) , die wenigsten unter uns wissen es, aber dies Nichtwissen ändert nichts an der Tatsache. Seine Schule blüht und durchdringt unser Leben.
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In den betreffenden Kapiteln des ersten, zweiten und vierten Bandes dieser »Wanderungen« sind diese Bilder und Zeichnungen ausführlicher beschrieben. [Image: Zurück]
In Potsdam führte Schinkel folgende Bauten aus: das Casino, Schloß Glienicke, die Nikolaikirche, das Kavalierhaus auf der Pfaueninsel, die Brücke zu Glienicke, Charlottenhof, Schloß Babelsberg (teilweis). In Tegel: das Schlößchen; in Stralau: die Kirche. Dazu verschiedene Villen in der Umgegend von Berlin. [Image: Zurück]
Es darf nicht vergessen werden, daß dieser Aufsatz vor mehr als zwanzig Jahren geschrieben wurde. Bis zum Jahre 60 und dann immer mehr sich abschwächend bis zum Jahre 70 hin hatte das vorstehend Gesagte Gültigkeit; seitdem aber hat die Welt der Renaissance die Schinkelsche Welt abgelöst. ._.
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Seiner Umfassendheit entsprach seine Rastlosigkeit. Selbst am Teetische, dem Gange der Unterhaltung folgend, zeichnete er mit Feder und Bleistift vor sich hin. Nur Reisen, immer ersehnt und immer willkommen, unterbrachen von Zeit zu Zeit den Gang der Geschäfte, das
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