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Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane , Gotthard Erler , Rudolf Mingau
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gemacht hatten. Er verachtete unsere Landschaft keineswegs, wie so viele tun, die sich dadurch das Ansehn feineren Kunstverständnisses zu geben vermeinen. Neben Palermo oder Taormina malte er »die Oderufer bei Stettin«, und selbst »Stralau und die Spree« erschienen seinem Künstlerauge nicht zu gering. Alle unsere großen Landschafter haben in diesem Punkte empfunden wie Schinkel. Ich nenne nur Blechen, anderer, jüngerer, wie Riefstahl und Bennewitz von Loefen, zu geschweigen.
    Vieles von den zahlreichen Arbeiten jener Epoche – namentlich alles bloß Dekorative, für eine bestimmte Gelegenheit Entworfene – ist verlorengegangen, anderes ist in den Schlössern und Herrenhäusern der Mark zerstreut, in denen ich, wie zum Beispiel in Neu-Hardenberg, Steinhöfel, Radensleben und Friedrichsfelde, einer ganzen Anzahl von Gouache- und Ölbildern begegnet bin. 1) Wie manches aber auch dem Auge entzogen oder verlorengegangen sein mag, das Wesentlichste, das er als Landschafter geleistet, ist unserer Hauptstadt erhalten geblieben, und die jetzt der Nationalgalerie zugehörige Wagnersche Sammlung bietet uns Gelegenheit, einen Einblick in die reiche schöpferische Kraft Schinkels auch als Maler zu tun. Die Technik ist seitdem eine andere geworden, und die Schinkelsche Farbe, wie nicht geleugnet werden soll, hat zum Teil etwas Kalkig-Nüchternes, das uns heutzutage, wo wir an die Farbenzauber der Achenbachs gewöhnt worden sind, befremdlich ansieht, aber als stilisierte Landschaften sind sie schwerlich seitdem ihrem inneren Gehalte nach übertroffen worden.
    Bis hierher haben wir uns fast ausschließlich mit Schinkel dem Maler beschäftigt; der Friedensschluß von 1815 aber schuf einen plötzlichen Wandel, und von nun ab tritt der Baumeister in den Vordergrund. Es fällt diese Wandlung der Verhältnisse (nachdem er übrigens schon 1810 in die Oberbaudeputation berufen war) mit seiner Ernennung zum Geheimen Oberbaurat zusammen. Man darf fast sagen, er wurde lediglich auf Vertrauen und Diskretion hin in diese Stellung eingeführt, denn noch war es ihm versagt geblieben, durch irgendeinen ausgeführten Bau von Bedeutung die Aufmerksamkeit oder gar die Bewunderung der Fachleute auf sich zu ziehen.
    Fünfundzwanzig Jahre lang, in runder Zahl von 1815 bis 1840, war er nun als Baumeister im großen Stile tätig, und in ebendiesem Zeitraume gelang es ihm, »Berlin«, wie seine Verehrer sagen, »in eine Stadt der Schönheit umzugestalten«, jedenfalls aber unsrer Residenz im wesentlichen den Stempel aufzudecken, den sie bis diese Stunde trägt. Denn auch das, was nach ihm gebaut worden ist, ist zu gutem Teile Geist von seinem Geist. Wenige Städte (wenn überhaupt) zeigen etwas Gleiches. In Hamburg, München, Petersburg liegen die Dinge doch anders, und selbst die London-City, die in gewissem Sinne als eine Schöpfung Christopher Wrens betrachtet werden darf, bietet nur Ähnliches.
    Es verlohnt sich zu zeigen, worin der Unterschied liegt.
    Wenn man in London auf der Blackfriars-Brücke steht und neben der Kuppel von St. Paul die zweiundfünfzig Türme überblickt, die, bis an den Tower hin und darüber hinaus, das Häusermeer der City überragen, so darf man sagen, dies in Nebel und Sonne zauberhaft daliegende Stück London ist das Werk Christopher Wrens – alles war niedergebrannt, und auf dem Trümmerschutt des alten London fiel ihm die Aufgabe zu, ein neues London aufzurichten. Aber dennoch, wie schon angedeutet, stellt sich auch hier eine sehr wesentliche Verschiedenheit heraus. Was Wren für die London-City tat, war unendlich mehr und unendlich weniger. Wren hat der City nach außen hin eine bestimmte Physiognomie gegeben, was sich von Schinkel in bezug auf Berlin nicht sagen läßt. Eingetreten in beide Städte jedoch, erkennen wir, daß Wren (den die großen Aufgaben des Kirchenbaues beschäftigten) ohne jeden bemerkenswerten Einfluß auf die Straßen und Häuser, auf die Details der Stadt geblieben ist, während dasselbe Berlin, das nach außen hin kaum einen einzigen Schinkelschen Zug verrät, in seinem Innern den Stempel Schinkels trägt. Inwieweit dies der Fall ist, das wird am ehesten erhellen, wenn ich einfach aufzähle, welche Häuser und Paläste, welche Brücken und Plätze wir der fünfundzwanzigjährigen baukünstlerischen Tätigkeit unseres Schinkels verdanken.
    Es sind: die Königswache, die Domkirche (Restauration), das Kreuzberg-Monument, das Monument für den General von Scharnhorst auf dem

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