Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin
ehemalig Rohrsche Herrenhaus, ein alter Fachwerkbau, der jetzt teils als Gärtnerwohnung, teils als Orangeriehaus dient. Das Gaus ist interessant, einmal dadurch, daß es uns zeigt, wie schlicht und anspruchslos der Landadel früher lebte, andrerseits durch die Ornamentierung, die Graf Zieten ebendiesem Hause gegeben hat. Als nämlich der Perleberger Dom im ersten Drittel dieses Jahrhunderts restauriert und der alte Schmuck desselben beseitigt wurde, kaufte Graf Zieten allerhand Glasmalereien und Holzschnitzwerk, namentlich Heiligenbilder und Engelsfiguren, auf und begann mit Hülfe derselben die Façaden und Fenster des alten Rohrschen Herrenhauses zu schmücken. Im ersten Stocke desselben befindet sich eine Rüst- und Antiquitätenkammer von sehr ungleichem Wert; Gleichgültiges und Alltägliches steht neben wirklichen Raritäten. Das Sehenswerteste ist ein kleiner Holzaltar, vielleicht von vier Fuß Höhe, der zwischen seinen beiden Säulchen ein ziemlich gut gemaltes Heiligenbild trägt. Wahrscheinlich stellt es eine heiliggesprochene schlesische Fürstin (die heilige Hedwig) dar, denn dies Frauenbild, voll schöner Milde im Ausdruck, hält in der Linken einen Krummstab, während ihre rechte Hand auf einer Grafen- oder Fürstenkrone ruht. Dieser Altar befand sich in einem schlesischen Kloster, wo bald nach der Schlacht von Hohenfriedberg der damalige Generalmajor von Zieten Quartier genommen hatte. Bei Tische saß er im Refektorium des Klosters diesem Bilde gegenüber und sah lange zu ihm auf. Die Äbtissin, die von Zietenschen Husaren nicht das Beste erwarten mochte, nahm Anstoß daran, und es kam zu einem Gespräch zwischen ihr und dem General. Er sagte ihr unbefangen, daß er das Bild betrachte, weil es ihn Zug um Zug an seine geliebte Frau, fern daheim am Ruppiner See, erinnere, und das Gespräch nahen nun eine freundliche Wendung. Bald darauf erfolgte der Weitermarsch. Einige Tage später bemerkte Zieten eine riesige Kiste auf einem seiner Gepäckwagen und begann zu schelten. Da hieß es denn zur Entschuldigung: Die Nonnen hätten die Kiste aufgeladen und Vorsicht eigens zur Pflicht gemacht, denn sie gehöre dem General Zieten, der sie mit heimnehmen wolle nach Wustrau. Nun befahl Zieten, die Kiste zu öffnen, und man fand – Altar und Altarbild. [Image: Zurück]
Außer diesem einfachen Husarensäbel existieren noch zwei Zietensche Prachtsäbel , von denen er den einen 1762 vom Kaiser Peter III. von Rußland, den anderen, einen »türkischen«, schon vorher (1746) von König Friedrich II. zum Geschenk erhielt. Von diesem erhielt er auch gegen Ende seines Lebens einen Krückstock . Die Krücke desselben ist von Elfenbein, und ein eigenhändiges Schreiben des Königs läßt sich in gemütvoller Weise darüber aus, warum sie von Elfenbein und nicht von Gold sei. Stock und Handschreiben befinden sich beide in der Großherzoglichen Bibliothek zu Weimar. Der von Peter III. herrührende Prachtsäbel ist im Besitze des Zietenschen Husarenregiments. Zietens Tigerdecke sowie seine Zobelmütze mit dem Adlerflügel befanden sich früher in der Berliner Kunstkammer und sind jetzt, wenn ich nicht irre, im Hohenzollern-Museum in Schloß Monbijou. ._.
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Kaum minder interessant als dieser im ganzen Kriege nur einmal gezogene Säbel sind die sechzehn lebensgroßen Bildnisse, die ringsum die Wände bedecken. Es sind die Portraits von sechzehn Offizieren des Zietenschen Regiments, alle 1749, 1750 und 1751 gemalt. Die Namen der Offiziere sind folgende: Rittmeister Langen, von Teiffel, von Somogy, Calau von Hofen, von Horn, von Seel, von Wieck, von Probst, von Jürgaß, von Bader; die Lieutenants von Reitzenstein, von Heinecker, von Troschke und die Cornets von Schanowski, Petri und von Mahlen. Mit Ausnahme des letzteren starben sie all' im Felde ; von Seel fiel als Oberst bei Hochkirch, von Heinecker bei Zorndorf, von Jürgaß bei Weiß-Kostulitz. Von Wieck starb als Kommandant von Komorn in Ungarn; wie er dort hinkam – unbekannt. Im ersten Augenblick, wenn man in den Saal tritt und diese sechzehn Zietenschen Rotröcke mit ungeheuren Schnauzbärten auf sich herabblicken sieht, wird einem etwas unheimlich zumute. Sie sehen zum Teil aus, als seien sie mit Blut gemalt, und der Rittmeister Langen, der vergebens trachtet, seinen Hasenschartenmund durch einen zwei Finger breiten Schnurrbart zu verbergen, zeigt einem zwei weiße Vorderzähne, als wollt er einbeißen. Dazu die Tigerdecke – man möcht am liebsten
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