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Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Titel: Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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die innere Verbesserung des Landes, namentlich auf das Kirchenwesen und öffentlichen Gottesdienst. Er entwarf den Plan, wonach der Nationaltempel sollte gebauet werden, und ordnete die Kirchenmusik nebst jeder äußeren gottesdienstlichen Verrichtung an.
    Etwas Ähnliches geschieht jetzo und schon seit zehn Jahren in den protestantischen Ländern. Jeder gute Fürst führt bessere Kirchenlieder ein, weil die bisherigen nicht zweckmäßig waren. Nunmehr ist auch in diesem Lande ein neues Gesangbuch angefertigt worden. Ein Drittel unsrer Lieder konnte wegen unbekannter Melodien nicht gesungen werden, das zweite Drittel hatte gar nichts zur Erbauung, und das dritte Drittel konnte in einzelnen Stellen noch besser sein.
    Ich kann von der ganzen Veränderung um so freimütiger reden, als es nicht meine Sache ist, die ich führe. Auch soll die königliche Verordnung nicht etwa verteidigt werden; das wäre ein lächerlicher Einfall. Ich will nur überzeugen, daß die Sache gut und nützlich sei. Ich will eure Gemüter gegen die schiefen Urteile anderer verwahren und euch zu einem Betragen bewegen, das euch Ehre macht.
    Der Wert eines Liedes dependiert von dessen innerer Güte. Wenn der Ausdruck deutlich, der Begriff richtig, der Ton rührend, der Gedanke erhaben, gleich faßlich dem Verstande und dem Herzen, passend zur Erweckung und Stärkung der Gottseligkeit ist – dann ist das Lied gut. Unseren meisten Liedern fehlet die Deutlichkeit, die Richtigkeit, die Verständlichkeit, die Anständigkeit, das Lehrreiche.«
    Darauf beantwortete ich den Einwurf, daß » Gottes Wort verfälscht worden sei «.
    So gedachte ich es gut zu machen und machte es übel. Denn es hieß bei den Bauern: ich hätt ihren alten Glauben verachtet .
    Die Herrschaft kaufte gleich zwanzig Stück, und gleich mit Neujahr 1781 sang ich neu; der erste auf dem flachen Lande in der ganzen Provinz. Selbst Herr Teller, der erste in Berlin , sang nur vierzehn Tage eher.
    1781, am 10. Januar, fand man zu Berlin folgendes, als Beitrag zum Gesangbuchstreit bemerkenswertes Pasquill an den Galgen angeschlagen:
    »So hat uns der Teufel abermals drei Apostel auf den Hals geschickt, die unser Gesangbuch gotteslästerlich verdorben haben. Spalding, Teller, Dietrich. Kaum sind's fünfzehn Jahre (es war im März 1766), als Spaldings Name zum ersten Male am Galgen stand, und nun kommt er wieder mit zwei Bestien, Teller und Dietrich, und machen ein neu Gesangbuch. Jesu Christi wahre Gott- und Menschheit verleugnen sie. Jesu Leib und Blut im Abendmahl verleugnen sie. Verwerfen die Lehre vom Satan, wollen, es sei keine Hölle, keine Ewigkeit, da doch die Bibel dieses alles deutlich beweiset. Verwerfen die alten Lieder, auch die , welche Lutherus gemacht. Verdrehen, zerstümmeln, zerhacken die alten schönen Lieder, daß sie aussehen, als hätten sie die Henkersknechte auf ihre Fleischklötze gelegt. Dies alles tun die drei Höllenbrände: Spalding, Teller, Dietrich. Diese drei sind des Teufels Apostel, nebst dem Prediger Stork (oder Stark). Dieser dumme Mensch gehört nicht auf die Kanzel, sondern als ein Schulknabe in die Schule. Er kann die Einsetzungsworte noch nicht lesen, viel weniger beten; stottert, sooft er eine Predigt tut, aus dem verfluchten neuen Gesangbuche her. Kann der verfluchte Hund nicht einen Vers aus dem alten Porst herbeten? So gottlos handeln unsre verfluchten Geistlichen, davon die drei Bestien: Spalding, Teller, Dietrich, die drei Heerführer sind. ›Ach Gott im Himmel, sieh darein und laß dich das erbarmen.‹«
    (Es folgen nun kurze Notizen über Acker, Ackerzins und allerhand Wirtschaftliches aus den Jahren 1782 und 1784. Davon stehe hier nur folgendes: »Im Jahre 1782 verkauften meine Kinder ihre gewonnene Seide. Sie erhielten vierzig Reichstaler zwölf Groschen. In andren Jahren in der Regel nur dreißig Reichstaler, auch weniger.«)
    1785. Eins meiner Hauptleiden ist mein Küster. Vorgestern brachte mir sein Söhnlein folgenden Zettel: » Montag . Wird Gerste geharkt und eingefahren.
Dienstag . Schule gehalten.
Mittwoch . Habe Besuch.
Donnerstag . Zu Markt.
Freitag . Schule gehalten.
Sonnabend . Nach Döberitz. Weil hiervon nichts abzuändern ist, so werden Sie diese Woche gütigst als Hundstage ansehn.«
    Mein Küster ist ein unausstehlicher Mensch. Soviel möglich, vermeide ich mündliche Unterredung. Er ist zu voll, hört nicht wieder auf. Daher schreib ich das Notwendigste. Der vorstehende Zettel bezieht sich auf eine Unterredung wegen

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