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Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Titel: Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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intacte.« So die »Anmerkungen«. Die »Vertrauten Briefe«, »Geheimen Briefe« etc. jener Epoche sind nie impertinenter, wie wenn sie sich zu einer halben Huldigung oder Anerkennung herablassen. [Image: Zurück]
 
Auch hieran knüpft sich ein eigentümlicher Zwischenfall, freilich aus viel späterer Zeit. Herr von Ostau hatte sich wieder vermählt die Kinder dieser zweiten Ehe waren herangewachsen und hatten nur eine ganz allgemeine Kenntnis davon, daß ihr Vater einmal in erster Ehe mit einem Fräulein von Bischofswerder vermählt gewesen sei. Ein Sohn aus dieser zweiten Ehe kam, während der Manövertage, nach Marquardt in Quartier. Er besichtigte Schloß, Park, Kirche und stieg auch in die Gruft. Ein Lichtstümpfchen gab die Beleuchtung; alles Staub und Asche; ein solcher Besuch hat immer seine Schauer. Der junge Offizier mühte sich, die Inschriften der einzelnen Särge zu entziffern; da las er plötzlich auf einem Bleitäfelchen: »Bertha von Ostau, gestorben 1824.« Die Begegnung mit diesem Namen an dieser Stelle machte einen tiefen Eindruck auf ihn. ._.
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Marquardt von 1833 bis 1858
    General von Bischofswerder II
    .
    Es folgte nun der Sohn. Dem Rechte und dem Namen nach, wie bereits angedeutet, war er Besitzer von Marquardt seit 1819, aber in Wahrheit ward er es erst, nachdem der Mutter die Zügel aus der Hand gefallen waren. Die »Gräfin« war keine Frau, die sich mit Halbem begnügte.
    Dem Sohne war dies Entsagen, wenn es überhaupt ein solches war, ziemlich leichtgefallen; der »Dienst« und die »Gesellschaft«, die ihn beide in der Residenz hielten, waren ihm mehr als die Herrschaft über Marquardt. Die Passion für die Stille und Zurückgezogenheit des Landlebens, eine der letzten, die in unser Herz einzieht, diese zu empfinden, dazu war er noch zu jung, dazu lag noch zu wenig hinter ihm, dazu nahm er den Schein noch zu voll für das Sein. Im übrigen war er in Erscheinung und Charakter ganz der Sohn seines Vaters, ganz ein Bischofswerder: groß, ritterlich, dem Dienste des Königs und der Frauen in gleicher Weise hingegeben, eine »Persönlichkeit«, mit Leidenschaft Soldat. Dabei, als bemerkenswertestes Erbteil, ganz im Mystizismus und Aberglauben stehend. Er trug das rotseidene Kissen auf der Brust, das der Vater, bis zu seinem Tode, als Amulett getragen hatte.
    Der jüngere Bischofswerder machte seine Laufbahn in der Garde. 1833, bei dem Tode der Mutter, war er Major im Regiment Garde du Corps. Seine Familie, er war mit einer Schlabrendorf vermählt, pflegte meistens die Sommermonate in Marquardt zu verbringen; er selbst erschien nur auf Stunden und Tage, wenn der Dienst es gestattete oder die Wirtschaftscontrôle es forderte.
    1842 bereitete sich eine eigentümliche Feier in Marquardt vor, ein letzter Schimmer aus Tagen her, wo der Name Bischofswerder Macht, Gunst und Glück bedeutet hatte. Es war am 20. April genannten Jahres, bei hellem Mittagsschein, als die Rundgruft im Park wieder geöffnet wurde. Ein dritter stiller Bewohner sollte einziehn. Von Berlin her kam ein langer Zug von Kutschen und Wagen, auf dem vordersten Wagen aber, katafalkartig aufgebaut, stand ein blumengeschmückter Sarg. In dem Sarge ruhte Karoline Erdmute Christiane von Bischofswerder, dame d'atour der Gemahlin Friedrich Wilhelms II., später Hof- und Staatsdame der Königin Luise. Sie war, sechsundsiebzig Jahre alt, in den stillen Oberzimmern des Berliner Schlosses gestorben. Wenige nur hatten sie noch gekannt; aber unter diesen wenigen waren die Prinzen des königlichen Hauses, vor allen der König selbst. Dieser folgte jetzt ihrem Sarge. Als der Park erreicht, der Sarg in die Gruft hinabgelassen und das Einsegnungsgebet durch den Pastor Stiebritz gesprochen war, trat König Friedrich Wilhelm IV. an die Gruft und rief ihr bewegt die Worte nach: »Hier begrabe ich meine zweite Mutter; sie hat mich genährt und erzogen.« Dann schloß sich die Gruft zum dritten , wohl auch zum letzten Male. Die Bischofswerders sind hinüber; wer wird sich eindrängen wollen in ihren stillen Kreis?
    Der Pastor Stiebritz feierte an jenem Tage seinen achtzigsten Geburtstag. Auf welchen Wechsel der Dinge blickte er zurück! In demselben Jahre (1795), in dem Marquardt von den Bischofswerders erworben und der Sohn und Erbe, der nun mit am Grabe stand, geboren war, war er ins Amt getreten. Wie vieles war seitdem an ihm vorbeigegangen: die Besuche des Königs, der Park voll chinesischer Lampen, die blaue Grotte und ihre Stimmen.

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