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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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und Österreich,
Sie klagen heut mit dem britischen Reich,
Niederland, Spanien und Portugal
Begraben in London den Feldmarschall.
Aus hundert Fahnen das Leichentuch,
Das England um seinen Lord Herzog schlug,
Der sich ein Grab in Sankt Paul ersiegt,
Wo Nelson in Lorbeer begraben liegt.
    Massow, der durch Jahre hin dem »Old Duke« so persönlich nahegestanden hatte, war in London mit besonderer Auszeichnung empfangen worden; jetzt, nach der feierlichen Beisetzung, kehrte er aus dem Gewoge der Weltstadt in die ländliche Stille zurück. Aber eine tiefere Stille harrte seiner bereits. Es war beschlossen, daß er dem Siegesherzoge nach wenig mehr als Jahresfrist in die Ruhe des Grabes folgen sollte. Am 11. Januar 1854 erkrankte er, und am 18. entschlief er als ein ernster und gläubiger Christ.
    Auf dem Kirchhofe zu Steinhöfel ruht er, und ein Granitstein gibt die Daten seines Lebens und Todes.
    Er war nie vermählt. Steinhöfel fiel an seinen Bruder, den Hausminister, und nach dessen Ableben an den ältesten Sohn desselben, den Rittmeister Valentin von Massow.
    Steinhöfel ist ein schönes und reizend gelegenes Gut. Es liegt an der Stelle, wo der breite Sandgürtel, der sich nördlich von Fürstenwalde hinzieht, in ein frischeres und fruchtbareres Terrain übergeht. Das Schloß hat in der Schinkelschen Zeit eine Renovierung erfahren. Interessante, halb landschaftlich, halb architektonisch gehaltene Bilder von Fr. Gilly, die sich bis diesen Tag in einem der Wohnzimmer vorfinden, zeigen uns deutlich, wie die ursprüngliche äußere Anlage war. Die innere Einrichtung stammt aus der Zeit des Generallieutenants Valentin von Massow und seines Vaters, des Obermarschalls. Nur unter den Portraits sind einige älteren Datums.
    Aus der gesamten Reihe derselben mach ich die folgenden namhaft:
    1. Cabinetsminister von Blumenthal; unter dem Großen Kurfürsten brandenburgischer Gesandter in Paris.
    2. Feldmarschall von Flans, geboren 1664, gestorben 1748, besonderer Liebling und Jagdgenosse Friedrich Wilhelms I. (Diese beiden Portraits, namentlich das erstere, von vorzüglichem Kunstwert.)
    3. General von Massow, aus der Zeit Friedrich Wilhelms I.
    4. von Massow, Minister unter Friedrich II.
    5. Seine Gemahlin.
    6. von Massow, Obermarschall unter Friedrich Wilhelm II. und III.
    7. Seine Gemahlin.
    8. von Massow, Hausminister unter Friedrich Wilhelm IV.
    9. Seine Gemahlin.
    10. Generallieutenant Valentin von Massow als junger Mann in Zivil.
    Außer diesen Portraits interessieren namentlich einige von Schinkel und Fr. Gilly herrührende, Schloß und Park von Steinhöfel in ihrer früheren Gestalt wiedergebende Gouachebilder. Sieben an der Zahl, und zwar zwei von Schinkel, fünf von Gilly. Sie sind ohne Datum, doch läßt sich mit ziemlicher Bestimmtheit annehmen, daß die Gillyschen Blätter zwischen 1795 und 1800, die Schinkelschen um 1805, gleich nach Schinkels Rückkehr aus Italien, gemalt wurden.
    Die zwei Schinkelschen Bilder sind folgende:
    1. »La maison du vigneron et vendange à Steinhoeffel«. Es ist eine Spätnachmittags-Beleuchtung. Eine Gruppe rechts sitzt im Schatten der Bäume, auf das laubumrankte Winzerhaus aber, sowie auf den freien Platz davor, fällt ein mildes , heiteres Sonnenlicht. Winzer und Bäuerinnen tanzen einen Rund- und Ringelreihn. In der weinumrankten Vorhalle des Winzerhauses und auf der Treppe, die zu dieser Vorhalle hinaufführt, stehen plaudernde Paare und ein Paar Fiedler, die zum Tanze spielen. Ein reizendes Bild. In seiner derb heiteren Stimmung niederländisch, in Beleuchtung und Farbenton italienisch und insofern allerdings einer gewissen realistischen Wahrheit entbehrend.
    2. »La vigne de Steinhoeffel«.
    Dies Bild ist ruhiger als das erste, aber vielleicht noch hübscher und anziehender. Es ist dasselbe Haus, nur mit dem Unterschiede, daß man mehr die Giebel- als die Frontseite sieht. Die Sonne geht eben unter, und ein rotbrauner Ton liegt über dem Ganzen. Zwei Bäuerinnen kehren mit Fruchtkörben heim. An der sonnenbeschienenen, rotbraunen Gartenmauer steht eine kurzgeschürzte Winzerin in grünem Friesrock und rotem Mieder und reicht einem auf der niedrigen Mauer stehenden Winzer die abgeschnittenen schweren Trauben zu. Edeltannen und Silberpappeln im Hintergrund. Das Ganze in Auffassung und Beleuchtungston durchaus italienisch.
    Die fünf Gillyschen 1) Blätter haben mit den Schinkelschen nicht die geringste Ähnlichkeit. Sie führen alle fünf die gemeinschaftliche

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