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Wanja und die wilden Hunde

Wanja und die wilden Hunde

Titel: Wanja und die wilden Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Maja Nowak
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meinen Beruf keinen halten.
    »Na, du Großer«, sprach ich ihn an. Er kam sofort geduckt und mit unterwürfigen Schwanzwedlern zu mir und ließ sich neben mir nieder. Ich teilte meine Vesper mit ihm, und er legte seinen Kopf auf meine Beine.
    In den nächsten Tagen folgte er uns. Dann jedoch mussten wir mit dem Zug in eine andere Stadt weiterreisen. Man kann in Portugal keinen nach Streuner aussehenden Hund im Zug mitnehmen. Außerdem hätte ich ihn aus seiner gewohnten Umgebung gerissen, nur um ihn dann in einer fremden Stadt zurückzulassen. Tatsächlich begriff ich erst an diesem Morgen die Folgen meiner Tat.
    »Aber ich kann ihn doch nicht hierlassen, er vertraut mir doch«, sagte ich, worauf ein Disput zwischen mir und Anna folgte.
    »Dann musst du ab jetzt in Portugal bleiben! Nach Deutschland kannst du ihn nämlich sowieso nicht mitnehmen«, erwiderte Anna pragmatisch.
    »Aber schau doch mal, wie er schaut!«, rief ich verzweifelt und mit einem Fingerzeig auf den Hund, der mich aufgrund meiner Panik bereits in geduckter Erwartung unterwürfig anblickte.
    »Ja, das hast du doch selbst zu verantworten!«, rief Anna, der langsam der Geduldsfaden riss. »Du musstest ihn ja ansprechen. Ich hab dir doch gesagt, was dann passiert. Als ich das letzte Mal in Portugal war, hab ich nämlich selbst diesen Fehler gemacht.«
    Nach dieser Offenbarung atmeten wir beide mehrfach tief durch.
    »Und was mache ich jetzt?«, fragte ich sehr kleinlaut und sehr verzweifelt.
    »Da musst du jetzt durch. Und der Hund auch. Nach einer Weile hat er dich vergessen – und du ihn ebenso.«
    Sie konnte damals nicht ahnen, dass sie in diesem einen Punkt unrecht haben würde. Ich habe bis heute den Blick des Hundes nicht vergessen können, als der Zug losfuhr und ich ihn zurückließ.
    Nun sitzt in Lipowka wieder ein Hund vor mir – und ich werde ihn nicht hereinbitten, nur um ihn nach einer Weile zurückzulassen, wenn ich auf Tournee gehe.
    Der Bauer vom Ruderboot hat erzählt, dass man den Hund oft beim Jagen im Wald antreffe. Er versorgt sich also allein. Was will er von mir?
    Ich muss mich mit jemandem beraten und beschließe, zu meiner Freundin Vera zu gehen, deren Haus am anderen Ende des Dorfes liegt. Der Hund rührt sich nicht, als ich die Tür öffne, und bleibt auch liegen, als ich mich entferne.
    Vera rät mir dringend davon ab, den Hund zu füttern oder anzusprechen, weil ich ihn auf Dauer nicht versorgen könne und weil es ein wilder Hund sei, »von dem man weiß, dass er beißt«, wie die Bauern sagen. Es sei schon seltsam genug, dass er sich in das Dorf traue und vor meinem Haus sitze. Immerhin beschließt sie, mit mir zu kommen und sich das Ganze anzuschauen.
    Als wir an meinem Haus ankommen, hoffe ich darauf, dass der Hund verschwunden ist und sein Schicksal selbst in die Pfote genommen hat.
    Er sitzt noch immer da.
    Vera geht auf ihn zu, streckt die Hände nach vorne und ruft: »Ksch! Ksch!«

    Wanja
    Der Hund zieht die Lefzen hoch und gibt einen Warnlaut von sich. Ansonsten bleibt er völlig unbeeindruckt.
    »Siehst du, er ist gefährlich«, sagt Vera, aufgewühlt durch die Drohgebärde des Hundes.
    Ich bin unsicher. Mir scheint der Hund im Grunde ruhig und seine Reaktion sehr angemessen zu sein.
    Noch oft schauen wir in dieser Nacht durch mein Küchenfenster auf die vom Mondlicht beschienene Silhouette des Tieres.
    Vera verlässt mich im Morgengrauen, um in ihr Haus zurückzukehren. Ich bin allein, als mein Nachbar klopft.
    Er hat einen Wasserträger über der Schulter, an dem zwei Eimer scheppern, und deutet auf den Hund. »Maja, hast du den mitgebracht? Man kann den Weg nicht laufen, er lässt keinen vorbei.«
    Ich erkläre ihm die Lage und beteuere meine Unschuld, bin jedoch bereit, ihn auf dem Weg zum Brunnen zu begleiten. Ich gehe auf der Seite, auf der der Hund sitzt, und dieser schaut geradezu buddhahaft geradeaus. »Er macht doch gar nichts«, verteidige ich den Hund.
    »Jetzt nicht, aber vorhin hat er geknurrt und so gemacht …« Er zieht die Unter- und Oberlippe zurück.
    Wir holen gemeinsam Wasser aus dem Brunnen, und ich bitte den Nachbarn, allein zurückzugehen, damit ich sehen kann, wie der Hund sich verhält. Tatsächlich zieht er die Lefzen hoch und stellt sich dem Bauern in den Weg. Als ich hinzukomme, geht er zurück auf seinen Beobachtungsposten und setzt sich wieder ruhig hin. Na toll, denke ich, nun habe ich einen Bewacher für mein Haus bekommen.
    Es klopft noch mehrfach in den nächsten drei

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