Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
Priština besiegt.
Auf beiden Seiten waren große Ritterheere versammelt. Der serbische Fürst Lazar hatte rund 25000 Mann aufgeboten, der türkische Sultan Murad 40000. Beide starben in der Schlacht. Für die Serben ist »das Amselfeld« ein ungeheurer Mythos, ein epischer Kampf zwischen Gut und Böse, ritterlicher Tugend und Verrat, durchzogen von geradezu märchenhaften Legenden. In der serbisch-orthodoxen Kirche gilt Lazar als Heiliger.
Gerade das Opfer der Niederlage bewirkte aus serbischer Sicht, dass sich die Serben trotz anschließender jahrhundertelanger, als grausam empfundener osmanischer Fremdherrschaft ihren orthodoxen Glauben und ihre serbische Identität bewahrten.
1402
TIMUR LENK Seit 1240 hielten die Goldene Horde beziehungsweise ihre Nachfolge-Khanate Russland in Schach. In Peking waren die mongolischen Khane und Kaiser um 1360 von den Chinesen vertrieben worden. Dort regierte nun die Ming-Dynastie.
Wie ein Komet erschien in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts der turkmongolische, aus Usbekistan stammende Eroberer Timur Lenk (1336–1405). Er hatte in die Familie von Dschingis-Khan eingeheiratet und schuf in kürzester Zeit wie dieser ein eigenes Weltreich. Es umfasste ganz Mittelasien mit den heutigen Ländern Afghanistan, Pakistan, Iran und Irak. Timur Lenk fiel 1398 in Indien ein und plünderte Delhi. Dies war auch das Ende des Sultanats von Delhi. Sein Urenkel Babur begründete dort 1526 das glanzvolle Mogul-Reich. Dann bedrohte Timur in buchstäblich lebensgefährlicher Weise die Osmanen in Anatolien. Sein Beiname Lenk bedeutet »der Lahme«, weil er Knochenverwachsungen auf der rechten Körperseite hatte. Timur Lenks Grausamkeit ist legendär; bei seinen Eroberungen wurden die Menschen zu Hunderttausenden abgeschlachtet. Er herrschte überwiegend von Samarkand aus. Die Stadt ließ er im persisch-islamischen Stil prachtvoll ausbauen. Wie bei Alexander überdauerte sein Reich aber kaum sein eigenes Leben.
Timur wurde im damaligen Europa schlagartig berühmt, nachdem er 1402 den Osmanen-Sultan Bajazid bei Ankara geschlagen hatte und dieser nach einigen Monaten Gefangenschaft starb. Damit war das Osmanische Reich vorübergehend staatsrechtlich ausgelöscht. Diese Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Unter Sultan Bajazid hatte das Osmanische Reich soeben, nach der Schlacht auf dem Amselfeld, seine bisher größte Ausdehnung erreicht, und Bajazid hatte gerade mit der Belagerung von Konstantinopel begonnen. Wegen des Erscheinens von Timur Lenk musste der Sultan diese Belagerung abbrechen, um sich ihm entgegenzustemmen, verlor aber seine Armee und sein Leben. Ausgerechnet durch einen anderen turkmongolischen Eroberer schien das Abendland vor der Türkengefahr gerettet. Trotz des vernichtenden Sieges über die Osmanen zog Timur Lenk aus unbekannten Gründen wieder aus Anatolien ab. Sonst hätte vielleicht er statt der Osmanen Byzanz erobert.
1453
FALL VON KONSTANTINOPEL Sultan Mehmet II. (1432–1481), der Urenkel Bajazids, war entschlossen, die Stadt mit allen Mitteln zu erobern. Die ultimative Belagerungsphase begann im April 1453. Extra gegossene Riesenkanonen, Tunnel unter den Mauern, eine Verlagerung der türkischen Kriegsschiffe über Land vom Marmarameer in das durch eine Kette abgesperrte Goldene Horn – nichts wurde unversucht gelassen.
Nach einer letzten ergebnislosen Verhandlung zwischen dem Sultan und dem byzantinischen Kaiser Konstantin XI. zur Übergabe der völlig eingeschlossenen Stadt befahl Mehmet den Generalangriff in den frühen Morgenstunden des 29. Mai. Nach mehrmaligem vergeblichem Anrennen soll eine kleine, unverschlossene Pforte den Janitscharen den Zutritt zur Stadt ermöglicht haben. Sie öffneten rasch die Tore und die übermächtige osmanische Armee strömte in die Stadt. Bereits am Vormittag war Konstantinopel völlig in der Hand der Türken. Mehmet trägt den türkischen Beinamen Fatih: »der Eroberer«.
Damit endete das tausendjährige Byzantinische Reich. Dieser direkte Nachfolger Ostroms hatte unter christlichen Vorzeichen vieles von der spätantiken und sogar der antiken Kultur das ganze Mittelalter hindurch bewahrt. Byzanz war während des gesamten Mittelalters das Bollwerk des Abendlandes gegen die Ausbreitung der Araber und der Türken. Welche mächtige Schutzfunktion die Stadt hatte, zeigt sich daran, dass die Türken nur gut 70 Jahre nach der Eroberung Konstantinopels bereits vor den Toren Wiens standen.
1454
A BENDLAND – DAS
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