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Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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der Antikenbegeisterung war 1506 erreicht, als man in Weinbergen auf dem Esquilin, nahe den Ruinen des Sommerpalastes des Kaisers Nero, eine Skulpturengruppe dreier ineinander verschlungener, von Schlangen umwundener Gestalten fand, die bis dahin nur aus der Literatur bekannt war. Papst Julius II. schickte Michelangelo und den Architekten Sangallo los, die bestätigten: »Das ist der Laokoon, den Plinius erwähnt.« Der antike Schriftsteller Plinius, der 79 beim Ausbruch des Vesuvs umgekommen war, erwähnte das Kunstwerk in seiner Naturalis historia. Es stammt aus ähnlichen Werkstätten wie der Pergamonaltar in Berlin. Irgendein spätantiker Kunstkenner muss die Marmorgruppe in der Völkerwanderungszeit zum Schutz vor anrückenden Barbarenhorden in den gruftähnlichen Raum gebracht haben, wo sie bis zu ihrer Wiederentdeckung die Zeiten überdauerte. Sangallo erkannte das Kunstwerk, das er natürlich nie gesehen hatte, sofort nach der Beschreibung des Plinius. So war die Bildung in der Renaissance.
    NEPOTISMUS     Bereits während ihrer »Babylonischen Gefangenschaft« in Avignon (1306–1367) pflegten die Päpste eine Hofhaltung, die viel Geld verschlang. Die »Finanzierungsmittel«: Ablass, Ämterverkauf, Nepotismus.
    Nach der Rückkehr nach Rom wurde der Nepotismus, die »Neffen-« oder Vetternwirtschaft, geradezu zu einer Institution. Zu den »Nepoten« (lat. nepos = Neffe) zählten mitunter auch die unehelichen Söhne der Päpste. Die meisten bedeutenden Adelsfamilien in Italien gerieten in dieses System, und viele verdankten ihm ihren Aufstieg. Der bekannteste und berüchtigste Fall ist Cesare Borgia. Die Päpste waren eben seit dem Ende der Antike mit der Übernahme so vieler imperialer Elemente des Römischen Reiches und mit ihrem mittelalterlichen Machtanspruch immer eine Art inoffizieller Könige von Italien geblieben, mit allem, was »dazugehört«. Diese Verweltlichung der Kirche erreichte ihren Höhepunkt in der Zeit der Renaissancepäpste.
    1497
    D AS FEGEFEUER DER EITELKEITEN     Wie anstößig das Treiben der weltlichen wie der geistlichen Oberschicht beim einfachen Volk selbst der nicht uneitlen Italiener wahrgenommen wurde, zeigt sich an dem Zulauf, den der Dominikanermönch und Bußprediger Girolamo Savonarola (1452–1498) verzeichnete. Als er 1492 das Sterbedatum von Papst Innozenz korrekt voraussagte, waren alle Dämme gebrochen. Die Woge der Volksbegeisterung für sein Wettern gegen die Reichen und Mächtigen trug ihn an die Spitze des florentinischen Stadtstaates (von 1494 bis 1498). Weder den Medici noch einem Machtpolitiker vom Kaliber Papst Alexanders VI. Borgia gelang es, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Die Medici vertrieb Savonarola 1494.
    1497 stiftete Savonarola jugendliche Banden dazu an, »nutzlosen Tand« zu beschlagnahmen. Teure Kleider und Möbel, Musikinstrumente, Spielkarten, Schmuck, Kosmetika, Spiegel, Bücher und Kunstwerke wurden gesammelt und auf einem riesigen Scheiterhaufen auf der Piazza della Signoria verbrannt. Botticelli, der Hofmaler der Medici, warf eigene Gemälde in die Flammen. 1498 schlug die Stimmung aus politischen Gründen und auf päpstlichen Druck hin um. Der Bußprediger wurde aus seinem Kloster gezerrt und vor der riesigen Volksmenge an derselben Stelle, wo er im Jahr zuvor sein »Feuer der Eitelkeiten« veranstaltet hatte, verbrannt.
    Spätestens nach diesen Ereignissen ging der inoffizielle Titel der Kulturhauptstadt der Renaissance von Florenz auf Rom über.
    1527
    SACCO DI ROMA     In der Periode der Hochrenaissance, als im blühenden und wohlhabenden Rom Michelangelo die Decke der Sixtinischen Kapelle bemalte (1508–1512) und Raffael den Petersdom baute, war in Deutschland die Reformation ausgebrochen (1517) und der junge Habsburger Karl V. zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt worden (1520). Sofort führte Karl mit seinem europäischen Rivalen König Franz I. von Frankreich Krieg um die Vorherrschaft im reichen Oberitalien.
    Wegen eines zeitweiligen Kriegsstillstandes zogen die äußerst mangelhaft verpflegten und schlecht entlohnten deutschen und spanischen Landsknechtssöldner Karls nach Rom und eroberten die Stadt. Der Papst konnte sich im letzten Moment in der Engelsburg in Sicherheit bringen. Die Söldner des Kaisers brandschatzten, vergewaltigten und töteten die Hälfte der römischen Bevölkerung, erpressten die Reichen um enorme Lösegelder und raubten aus den Kirchen und Palästen fast alle Kunstschätze. Mit dieser

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